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  • goeste

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2003

Crisis? What Crisis?

Musste beim lesen des Artikels gerade an dieses Album von Supertramp denken:
https://www.musik-sammler.de/cover/1395500/1395379_1553951411.jpg

Der einsame Sonnenanbeter, der inmitten einer von Industrieanlagen zerstörten Welt unter seinem Schirm sitzt, ein kühles Getränk neben sich und eine Sonnenbrille auf der Nase - vermutlich um den Anblick seiner Umwelt besser ausblenden zu können.

So kommt mir unser Verhalten derzeit vor - und dabei nehme ich mich selbst nicht aus! Wir schaffen uns unsere Inseln der Glückseligkeit und blenden die Zustände aus, welche wir zur Erlangung unserer Zufriedenheit selbst geschaffen haben.

Der Umgang unserer Behörden mit jeglicher Krise wird uns gerade durch das Versagen beim Umgang mit Covid-19 so richtig deutlich vor Augen geführt! Seit über einem Jahr wird uns an den Wochenenden jeweils etwa die Hälfte an täglichen Infektionen gemeldet wie an den Wochentagen. Glaubt eigentlich irgendjemand, dass an den Wochenenden wirklich weniger Menschen infiziert werden oder an Covid erkranken? Wohl kaum! Woher kommt dann diese Diskrepanz? Sie kommt daher, dass an Wochenenden sowohl weniger getestet, wie auch weniger Meldungen bearbeitet werden. Wie kommt es, dass jeden Tag ca. ¼ bis ⅓ der gemeldeten Infektionen nicht von dem gerade abgeschlossenen Tag, sondern vom Vortag und teilweise von noch weiter zurückliegenden Tagen stammen? Von Einzelfällen kann man hier nicht sprechen! Es liegt daran, dass diese Krise von den zuständigen Behörden als Business as Usual behandelt wird. Man will ja auch mal Wochenende haben. In der schlimmsten Pandemie seit über 100 Jahren! Eine Pandemie, welche unsere Volkswirtschaft jeden Tag Milliarden kostet.
Um das klarzustellen: ich anerkenne die Notwendigkeit, dass jeder, der mit der Bewältigung dieser Krise befasst ist, Freizeit braucht und sich erholen muss. Diese Menschen haben Familien und müssen sich auch weiter um ihre persönlichen Belange kümmern können. Nur muss man dann eben die Personalstärke der Gesundheitsämter und Krankenhäuser hochfahren und, wo nicht bereits vorhanden, Schichtbetrieb einführen. Es kann doch nicht angehen, dass ein Gesundheitsamt am Wochenende nur mit einer Notbesetzung arbeiten kann.

Im Bereich der Klimakrise sehen wir die gleichen Abläufe wie bei Covid - nur in Superzeitlupe. Wir brauchen dringend einen Ausbau der Stromnetze auf europäischer, nationaler wie auch lokaler Ebene. Aber natürlich müssen wir alle Zulassungsverfahren einhalten und tun daher so, als ob es keine Krise gäbe. Wir müssen Windkraft- und Photovoltaikanlagen bauen wie die Weltmeister und unsere Großverbraucher fit dafür machen, dass sie den Strom dann abnehmen können, wenn er im Überfluss vorhanden ist und ihren Verbrauch drosseln können, wenn gerade Flaute ist, aber wir tun so, als ob wir das im Rahmen einer Wirtschaftsordnung tun könnten, welche uns den Schlamassel überhaupt erst eingebrockt hat. Wir verlieren jedes Jahr wertvolle Zeit bei der Umstellung unseres Energiesystems und tun so, als ob die Konsequenzen nichts mit diesen Verzögerungen zu tun hätten.

Auch hier muss ich klarstellen was ich nicht ausdrücken will:
Ich werfe keinem sein individuelles Verhalten vor! Kein einzelner Mensch ist in der Lage durch seine Handlungen die Gesellschaft nachhaltig zu beeinflussen und die Konsequenzen eines fehlgeleiteten Wirtschaftssystems zu begrenzen, indem er individuellen Verzicht übt! Diese Denkweise führt nur zu Konfrontationen während es im Gegenteil jetzt notwendig ist mehr Kooperation zu zeigen. Und Kooperation bedeutet eben auch, dass man den schwachen Schultern nicht die gleiche Last auferlegt wie den starken.
Es geht mir auch nicht um lokale oder nationale Alleingänge. Wir müssen letztendlich einen globalen Wandel herbeiführen. Nur hilft es dabei nicht, wenn wir mit dem Finger auf diejenigen zeigen, welche langsamer sind als wir und wir dürfen daraus nicht die Konsequenz ziehen, dass wir jetzt alle Anstrengungen aufgeben können bis sich alle Einig sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen kann sich Europa ein mutiges Voranschreiten erlauben. Es ist ja auch kein Nachteil unter den ersten zu sein, welche die Zukunft energisch angehen.

Von daher halte ich die Kritik durch Tesla an den Genehmigungsverfahren für notwendig und wünschenswert! Es ist unabdingbar, dass wir unsere ordnungspolitischen Verfahren im Umgang mit der Krise überdenken und dahingehend anpassen, dass wir versuchen Fehlentwicklungen zu begrenzen und positive Entwicklungen zu befördern. Da die Umstellung des Individualverkehrs auf elektrische Energie ein Grundbaustein der Energiewende sein muss, sollten wir Projekte, welche diesem Ziel dienlich sind erleichtern. Das heißt nicht, dass wir jegliche Prüfung dieser Projekte unterlassen, sondern das wir diese Projekte bevorzugt behandeln, wenn es um die Bewertung des Ressourcenverbrauchs geht. Grundwasser, welches für die Fertigung von Elektroautos benötigt wird, ist eine bessere Verwendung von Ressourcen als Grundwasser, welches im Braunkohletagebau abgepumpt wird und ins Meer fließt. Forstflächen die einer solchen Fabrik weichen müssen sind eine bessere Investition in die Zukunft als Forstflächen, welche für die vorgenannten Tagebaue gerodet werden.

Diese Priorisierung ist es, welche Tesla hier einfordert - und zwar zu Recht!

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