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  • Kelon

407 Beiträge seit 19.08.2010

Komplexität an den Anwender weitergegeben

Erstmal meine Position um vielleicht die Ansicht besser zu verstehen: Informatiker, seit 8 Jahren begeisterter BEV-Fahrer auch für Langstrecken in die Ladewüste. Lade fast ausschliesslich in der gemieteten Garage der Mietwohnung. Bei Langstrecken via Tesla SuperCharger.

Doch die Zeit sollte langsam vorbei sein, in der man noch begeistert die "neuen" Systeme unterschiedlicher Anbieter kennenlernt. Trotzdem fühlt es sich derzeit noch immer an wie zu Beginn von MP3-Käufen: Dutzende Anbieter, bei denen man noch nicht mal sicher sein kann ob man gerade einen guten Preis hat und, noch viel wichtiger, ob es überhaupt funktioniert.

Die Inkompatibilität zwischen Auto und Säulen ist inzwischen sogut wie weg - zum Glück!
Ich bin experimentierfreudig, daher habe ich auch mehrere verschiedene Ladekarten/Apps.
Doch nicht alle möchten experimentierfreudig sein - ich auch nicht immer. Und es ist trotz Hub-Systemen noch immer nicht zuverlässig ob man auf Fernreisen auch laden kann.

- Ladesäulen egal welcher Grösse stehen oft vereinzelt rum. Ist diese einzelne zuparkiert/benutzt wars das. Das fördert das Verhalten, dass man sie ohnehin nur nutzt, wenn mans nicht wirklich braucht.
- Ist sie frei, ist die Chance jedoch noch immer recht hoch, dass man sie nicht benutzen kann oder will:
- Denn defekte sind zwar selten aber auch nichts ungewöhnliches. Und anders als bei Tankstellen ist die einzige Hilfe meist nur ein Telefonanruf oder weiterfahren
- Dann steht man vor einer Entscheidungshürde: Unterschiedliche Ladekartenanbieter, dramatisch unterschiedliche Preise. Obwohl zB beide Karten ohne Monatsgebühr sind, kanns schnell mal sein, dass man mit der einen den doppelten Preis zahlt. Uff!
- Es kann aber genau so gut auch sein, dass die Karte die man will bei der Säule eben nicht funktioniert, weil sie nicht zum Verbund gehört. Also braucht man mehr als eine.
- Dazu noch Ladesäulen , die bei gar keinem Verbund sind oder nur bei einem Nationalen - was gerade bei Auslandreisen drückt.
- Ohne Roaming ists schwierig. Tankstellen haben grosse Werbefahnen, Ladesäulen brauchen selbst auf dem Parkplatz noch einen konzentrierten Blick in die Ferne. Inzwischen haben die meisten Autos zwar ein Navi mit Ladesäulenanzeige, doch ob man die nutzen kann, kommt jetzt wieder auf den Verbund an: Karte, App, Webregistrierung, (inzwschen wieder rar) SMS.

Statt dass sich der Anbieter um diese Probleme kümmert, wie es ein Tankwart macht/e, muss sich der Kunde durch dieses WirrWarr durchbewegen. Es ist schnell mal einfacher beim Hotel/Restaurant/etc eine Ladestation/Steckdose zu bekommen als einen noch unbekannten Ladeverbund freizuschalten.

Und es ist einfach nur Mist, dass die Ladepunkte ihre eigentlichen Preise verdeckt halten. Wer würde schon gerne an eine Tankstelle fahren, bei der man mit seiner EC-Karte den doppelten Preis fürs Benzin zahlt, nur weil man (noch) keine American Express hat. Und der Preis davon erst im Internet gesucht werden muss.

Ich kann bei Auslandreisen auf die SuperCharger zurückgreifen. Andere auf ihre Ionity-/GoFast-/etc.-Mitgliedschaft. Es ist also nicht so, dass es vollständig unbrauchbar ist.
Doch all die Punkte sind Stolpersteine, die die Betreiber an den Kunden weitergeben. Ob das daran liegt, dass die Betreiber meist Elektrizitätswerke sind, die es nicht gewohnt sind, etwas zu verkaufen, sondern nur anzubieten und die Käufer kommen von selber, um es unter sich auszuhandeln - Kann sein.

Doch die Zeit fürs experimentieren haben die Early Adopters - und nicht der breite Markt, der nicht mehr weit weg ist. Fast alle diese Probleme sind Probleme der Verhandlung und Zuständigkeit die man dem Kunden abnehmen kann.

Der MP3-Markt änderte sich mit iTunes und Spotify auch recht schnell und das nicht unbedingt im Sinne damaliger Anbieter.

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