Sebastian_R schrieb am 21.08.2022 14:11:
Wir reden ĂĽber Norwegen. Dort dĂĽrfen ab 2025 keine Verbrenner mehr neu verkauft werden.
Wenn, wie prognostiziert, 2040 immer noch 50% (oder 45 oder 55%) der in Betrieb befindlichen Flotte Verbrenner sind, dann spielt die Service-Problematik fĂĽr jemanden, der heute einen kauft, ĂĽberhaupt keine Rolle. Es gibt dann 2040 keine Service-Problematik.
Die Frage ist doch die: lieber „noch schnell“ einen letzten Verbrenner kaufen? Und dann einer der letzten im Lande sein, der so ein Ding noch hat? Oder lieber schon heute das Kaufen, was die große Mehrheit der Käufer dort kauft?
Ich weiĂź, was ich machen wĂĽrde ;-)
Das Argument "Millionen Fliegen können nicht irren" ("was würde der Nachbar sagen, wenn ich ein übergewichtiges Kind in einem Kleinwagen bis direkt vor die Schültür bringe, obwohl er selbst ein E-SUV dafür benutzt?") funktioniert in Skandinavien schlechter als in Deutschland bzw. der deutschen Gesellschaft.
Meines Wissens nach bekommen in Skandinavien auch nicht 25% der Bevölkerung psychosomatische Symptome von Gluten, nur um hipp zu sein (vs. 1%, die davon tatsächlich krank wird).
Der Grund für beides ist der gleiche: Es ist weniger wichtig, exakt genau das zu machen, was andere von einem erwarten. Folgendes funktioniert dort einfach schlechter: "Was? Du isst Gluten? Was? Du fährst Verbrenner? Und dann noch einen Kleinwagen? Was ist, wenn dich ein SUV rammt? Hast du dich nie gefragt, was deine Nachbarn über dich denken?"
Fun fact: Als Schweden 2018 (glaube ich) eine Strafsteuer auf Verbrenner beschlossen hat, gab es noch mal einen riesigen Run auf Volvo Verbrenner-SUVs.
Und VW scheint da auch meiner Meinung zu sein.
Du irrst bei der Motivation. VW schätzt, wie viele Exemplare verkauft werden könnten, und ob es sich noch lohnt, dafür überhaupt Prospekte zu drucken, Handbücher und, noch viel schlimmer, Service-Anleitungen zu übersetzen etc. Dabei kam eben raus, dass es sich 2024 nicht mehr lohnt.
Da Norwegen keine eigene Autoindustrie hat, hat der Staat einfach so hohe Strafsteuern auf Verbrenner geschaffen, dass man sich einen Verbrenner dort erstmal leisten können muss. Das ganze Öl soll ja an andere Länder verkauft werden, nicht selbst verbraucht werden. Da es dort zu teuer ist, Verbrenner zu fahren, und andererseits eine viel bessere Infrastruktur für E-Autos vorhanden ist, entscheiden sich die meisten Neuwagenkunden dort inzwischen für ein E-Auto. Das, was du als Grund vermutest, hat aber damit wenig zu tun. In Deutschland wäre die Infrastruktur egal, wenn die Nachbarn anfangen zu reden, weil man ein übergewichtiges Kind mit einem Verbrenner-Kleinwagen bis vor die Schultür fährt. Da müsste dann ein großes E-SUV her, egal ob es im Alltag funktioniert oder nicht.