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  • Gastbeitrag

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2019

Re: Letzten Endes also nur ein Euphemismus für "Trickle Down Effect"...

Natürlich hast du recht. Man kann jeden erstmal neutralen Sachverhalt negativ ausnutzen. Mit der gleichen Argumentation könnte man sich aber auch überlegen den Verkauf von Küchenmessern zu verbieten, damit kann man nämlich jemanden abstechen.

Hier lässt du aber einen nicht ganz unwichtigen Teil unter den Tisch fallen: nämlich dass Küchenmesser tatsächlich in 99,9% der Fälle zum Tomatenschneiden genutzt werden, Steuersenkungen aber nicht zu einem höherem Spendenaufkommen führen. Im Gegenteil: die Spendenbereitschaft in den unteren und mittleren Einkommen ist wesentlich höher. Ganz so, als ob diese Bevölkerungsgruppen empathischer für Armut sind.

https://www.diw.de/de/diw_01.c.859211.de/publikationen/wochenberichte/2022_46_1/reiche_haushalte_in_deutschland_spenden_relativ_zum_einkommen_weniger_als_aermere_haushalte.html

oder hier:
https://www.destatis.de/DE/Methoden/WISTA-Wirtschaft-und-Statistik/2019/06/spendenbereitschaft-062019.pdf?__blob=publicationFile
S. 7 bzw. 70 ff.

Viel Geld zu verdienen ist erstmal neutral. Das was du mit deinem vielen Geld tust entscheidet darüber ob es gut ist oder nicht.

Das ist vielleicht in der Theorie so, empirisch aber nicht (siehe zum Beispiel Spendenbereitschaft). Ganz so, als ob Menschen ihr (statistisches) Verhalten ändern, wenn Sie reich sind.

Das Problem bei solchen Themen sind die schwimmenden Grenzen. Die jeweiligen Extreme keine Steuern oder zu viele Steuern sind beide schlecht. Der Idealpunkt liegt irgendwo in der Mitte. Nur wo der Punkt genau liegt, darüber scheiden sich die Geister.

Mal ganz davon abgesehen, dass das ein ziemlicher Allgemeinplatz ist und dass du keine Quellen für deine Behauptung angibst (nenn bitte Mal ein Beispiel, wo man monokausal den Niedergang einer Gesellschaft aufgrund zu hoher/zu niedriger Steuern ablesen kann), kann man das auch als False-Balance-Argument lesen. Und daneben: die großen Kämpfe gehen ja nicht um die Höhe der Besteuerung, sondern darum, WAS besteuert werden soll. Im Moment wird Arbeit und Konsum stark besteuert, Vermögen nahezu garnicht.

Sinnloses reichen Bashing ist also erstens stupide und zweitens unangebracht. Man darf aber durchaus kritisieren was reiche mit ihrem Geld so machen.

Also weder hast du irgendwo gezeigt, dass "Reichenbashing" (Gratulation zum Framing, meinstest du hier Besteuerung auf Vermögen?) stupide ist, noch dass es unangebracht ist. Und wenn ich jetzt trotzdem eine hohe Besteuerung auf Vermögen fordere, einfach weil es meinem Gerechtigkeitsbegriff entspricht, ohne Reiche zu beleidigen, ist das dann "Bashing"?

Ich stell mal eine Idee zur Diskussion: wir machen kein bedingsungsloses Grundeinkommen, aber ein bedingungsloses Grundkapital, und zwar das 24-fache des Bürgergeldsatzes (also 2 Jahre) je zum 18. und zum 25. Geburtstag, als "Startgeld" ins Leben. Zur Finanzierung ziehen wir alle Erbschaftsvermögen oberhalb von des 120-fachen (also 10 Jahre) des Bürgergeldes zu 60% (bzw. 50% bei Erben 1. Grades) heran. Sollten Betriebe betroffen sein, dann werden Unternehmensanteile als stille Teilhabe an die KfW übertragen und die Erben haben 15 Jahre Zeit, die Anteile zurückzukaufen, danach haben die Angestellten ein Vorkaufsrecht, danach wird öffentlich versteigert (oder in Börsenpapiere umgewandelt). Ist das immer noch "Reichenbashing"?

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