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Re: Was darf die Satire

Linuxer367 schrieb am 16. März 2004 10:15

> > > Satire bedeutet ja, "sich über etwas lustig" zu machen. [...]
> >
> > Satire ist die Beschäftigung mit einem schmerzhaften Thema auf eine
> > überzeichnende und verfremdende Weise, da geht es lange nicht immer
> > "lustig" zu.
> Das Wort "spöttisch" aus einem anderen Beitrag trifft es wohl besser,
> macht es aber eher schlimmer.

Trifft es nicht. Wer glaubt, daß Satire das ist, wobei man sich auf
die Schenkel klopft, muß dringend an seiner Aufnahmefähigkeit
arbeiten. Spott, ja, ein verbreitetes Stilmittel der Satire, das
Problem dabei ist, daß engstirnige, "in festen Gleisen denkende"
Mitbürger das Ziel des Spotts mit dem Empfänger des Spotts
verwechseln. Für Dich arme Seele nochmals im Klartext. Hier wurde
nicht über die mißhandelten und mißbrauchten Opfer der
Kinderporno-Mafia gespottet, sondern in überzeichneter Weise die
Nutzlosigkeit der derzeitigen Strategie der Staatsmacht angeprangert.
Schade, daß Du es nicht begriffen hast, Deine Betroffenheit und Dein
Mitgefühl wären sicherlich nützlich, wenn Du sie passend kanalisieren
könntest.

> > Satire kann ziemlich dämonisch in ihrer Darstellung werden,
> die Frage ist nur, auf wessen Kosten. Und hier wird meiner Meinung
> nach die falsche Gruppe (nämlich misshandelte Kinder) in
> Mitleidenschaft gezogen.

Wie oben schon festgestellt, hier wurde nicht Scherz mit den Opfern
getrieben, es wurde Kritik an blindem Aktionismus geübt.

> > Ob Du es nun wahrhaben willst, oder nicht: für "die obige 'Satire'"
> > bist Du eigentlich die Zielgruppe.
> Das kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Ich bin weder
> missbrauchtes Kind, noch unfähiger Polizist noch Nutzer von
> Kinderpornografie. Also gewissermaßen "Normalbürger". Von mir aus

Genau deswegen war sie für Dich bestimmt. Du sollst daraus lernen,
daß man nicht unreflektiert einfach sich selbst als nicht betroffen
ausklammern darf, denn wenn Du es tust, dann landest Du mit
Sicherheit irgendwann in einer dieser lächerlichen
Betroffenheits-Demos, wo die getöteten Kinder dann publikumswirksam
betrauert werden, ohne daß auch nur das Geringste daran getan wird,
so etwas für die Zukunft zu verhindern.

> auch "Normalspießer". Will die Satire denn den Normalspießer
> anprangern? Ist das im Zweifelsfall nicht immer derjenige, der
> anderer Meinung ist als Du? Geht es denn nun um den Spießer oder um
> den gesellschaftlichen Umstand?

Im Zweifelsfall ist das immer der, der seine eigene Meinung zum
absoluten Maßstab für Gut und Böse macht. Der letzte Absatz wirkt
nicht so, als ginge es Dir wirklich darum, hier Meinung
auszutauschen, sondern so, als wolltest Du mich einfach nur
provozieren. Normalerweise hätte ich auf dieses Posting daher gar
nicht mehr geantwortet, sondern Dir einfach einen Hering zugeworfen,
aber ich kann nicht wirklich glauben, daß der Trollismus sogar dieses
Thema instrumentalisiert, um sein Schindluder zu treiben.

> P.S. Um die oben gestellte Frage zu beantworten: Sie darf nicht
> alles!

Wenn Du der Satire Grenzen setzt, dann beraubst Du sie ihrer
Wirksamkeit, denn sie basiert weitgehend auf Verfremdung und
Tabubruch. Sie MUSS daher alles dürfen, auch wenn es Dir (oder auch
mir, wie z.B. teilweise bei Elmar Brand (so heißt der Junge doch,
richtig?)) nicht immer gefällt. Wenn ich anderen das Maul verbiete,
gebe ich damit auch mein eigenes Recht preis, meine Meinung offen zu
sagen. Das ist wie ein Naturgesetz, wenn Du das nicht nachvollziehen
kannst, dann fehlt Dir ein wichtiger Bestandteil jeglicher Moral,
nämlich die Selbstkritikfähigkeit.

Klaus

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