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FT: Die Feuertaufe des Airbus A380

Aus: Kölner Stadtanzeiger. Mo., 05.11.07

Die Feuertaufe des Airbus A380

[Bild: Feuerball in Taipeh]
Aus noch ungeklärter Ursache ist ein Airbus A380 der China Airlines
vorgestern aus Peking kommend im Landeanflug auf den Flughafen der
taiwanischen Hauptstadt Taipeh abgestürzt. Fünf Überlebende wurden
aus dem Wrack des mit 540 Passagieren voll besetzten Flugzeugs
geborgen.
Der Flug war der erste Passagier-Direktflug zwischen den beiden
Hauptstädten seit der Abspaltung Taiwans von China in den fünfziger
Jahren. Darum starben am Boden sehr viele Menschen, die gekommen
waren, um "den historischen Moment zu erleben", wie ein Überlebender
beschrieb. Über fünfhundert Schaulustige mussten mit
Schnittverletzungen, Verbrennungen und Rauchvergiftungen in
umliegenden Krankenhäusern behandelt werden.
[Bilderserie: Trümmerfeld in Taipeh]
Nach Augenzeugenberichten kam der Absturz vollkommen überraschend.
"Die Maschine flog ganz normal in die letzte Kurve. Am Boden brach
Jubel aus, Flaggen wurden geschwenkt. Als die Maschine dann über uns
war, sackte die Nase plötzlich ab."
Es war der erste Unfall mit dem neuen Großraumjet, der erst Mitte
diesen Jahres in Dienst gestellt wurde. "Da die Piloten ihren ersten
Flug in der Maschine absolvierten, kann ein Pilotenfehler nicht
ausgeschlossen werden.", verlautbarte aus Polizeikreisen. "Wir
erhoffen uns von den geborgenen BlackBoxes genauere Aufschlüsse."
Der Absturz hat im politischen Verhältnis der beiden Chinas zu einer
Anspannung geführt. Die VR China hat zwar angekündigt, die
taiwanischen Behörden bei der Untersuchung der Absturzursache und der
Identifizierung der Toten nach Kräften zu unterstützen; dies wurde
von Taiwan jedoch als Einmischung in innere Angelegenheiten
abgelehnt; bis auf Weiteres wurden alle Direktflüge untersagt. Bei
den Toten handelte es sich mehrheitlich um Einwohner von Taipeh und
kontinentalchinesische Geschäftsleute.
Airbus hat eine Delegation von dreißig Ingenieuren nach Taipeh
entsendet, um den Behörden bei der Ursachenforschung behilflich zu
sein.
Die US-Luftfahrtbehörde hat allen Airbus A380 vorerst die Start- und
Landeerlaubnis entzogen und Taiwan um Akteneinsicht gebeten. "Wir
werden die Entwicklung beobachten. Wir hoffen, von Taipeh in unseren
Bemühungen um eine sicherere Luftfahrt Unterstützung zu erhalten."

Tagesthema, Seite 2
Blick: Der Airbus A380, Seite 3
Politik: Taiwan - Staat oder Provinz?, Seite 9

Aus: Kölner Stadtanzeiger. Do., 08.11.07; Blick (Seite 4)

Absturz gibt weiter Rätsel auf

Die Ursache des Absturzes eines Airbus A380 in Taipeh am vergangenen
Samstag war nach Polizeiangaben ein Schwelbrand im Gepäckraum. "Die
Untersuchung  des Wracks hat eine starke Verrußung des Gepäcks
ergeben, die vor dem Absturz entstanden sein muss. Der Brand griff
auf zwei Kabelschächte über und schloss vermutlich einige
Steuerungskabel kurz, wodurch das Höhenruder abknickte." Die
Brandursache ist noch unklar; ebenso, wieso der Brand die
Kabelschächte erreichen konnte. "Die Abdeckplatten sind im Wrack
nicht aufzufinden und wurden möglicherweise nach einer Wartung nicht
oder nur fehlerhaft montiert." Da der Bereich am Wrack, in dem die
Teile verbaut waren, vielen Schaulustigen zugänglich war, wird auch
eine nachträgliche Entwendung nicht ausgeschlossen.
Die US-Luftfahrtbehörde hat auf Basis dieser Ergebnisse der
Wiederaufnahme des Flugbetriebs mit dem Airbus A380 unter der Auflage
zugestimmt, dass vorher eine Überprüfung der Flugzeuge durch einen
Airbus-Techniker erfolgen müsse.
Unterdessen wurde die Zahl der Toten auf 912 nach oben korrigiert;
die Zahl der Verletzten wird mit 1052 beziffert, von denen noch rund
100 stationär behandelt werden.

Politik: Der Absturz als Politikum, Seite 7
Technik: Fly-by-wire, Seite 25
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