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  • aquadraht

mehr als 1000 Beiträge seit 17.11.2000

Re: Telekom muß noch viel lernen

ippel schrieb am 2. Juli 2001 20:55:
> Ich einer der Glücklichen, der in eine Stadt zieht, in der die
> Telekom kein Ortsnetzmonopol mehr hat. 

Ich lebe in einer solchen Stadt (Berlin), bin aber meist
halbwegs zufriedener Kunde der Telekom.

> Zu der Zeit, als der Telekomkonzern die Flatrate einstellte, 
> da sie angeblich zu defizitär war (muß sich ein Scherzkeks 
> ausgedacht haben, wenn man bedenkt, daß es ein Konzern ist), 
> hielt ich mich des öfteren in den offiziellen Newsgroups von 
> T-Online auf. 

Ich denke, Du musst noch einiges lernen, zum Beispiel, Deine
Argumentation plausibel zu machen.

Sicher ist T-Online Tochter der Telekom und die Aktienmehrheit
beim Mutterkonzern. Aber wenn T-Online der Telekom fuer den
durchschnittlichen Flatrater beim Preis von 1,5 Pf./Minute
monatlich 200-250 DM (das war die Schaetzung) abfuehren muss,
obwohl sie nur 79 DM einnimmt, verdient der Konzern, selbst
wenn es der Telekom gelaenge, den 79 DM uebersteigenden 
Betrag vollstaendig an T-Online zurueckzutransferieren (die
Bilanz zeigt, dass das nicht annaehernd der Fall war), 79 DM
abzueglich aller Kosten und keinen Pfennig mehr.

Nun verdient die Telekom an der billigsten Telefonminute im
Konsumentenbereich 3 Pfennig, also das doppelte dessen, was
sie von Interetprovidern bekaeme. Und die Leitungen sind so
kalkuliert, dass normale Sprachtelefoniekunden und keine 
Dauersurfer und -sauger darauf hocken. Sie hat also als
Telefongesellschaft garnichts von einer Schmalband-Flatrate.

> Als ich dort auf das Paradoxon der zwei Unternehmen in einem
> Konzern hinwies ..
 
Wenn Du das schon fuer absurd haeltst, hast Du den Kapitalismus
nicht verstanden. Alle moeglichen Unternehmen sind an anderen
beteiligt, wobei sogar Schleifen und Rekursionen entstehen 
koennen, wie ein Untermehmen, das ein anderes besitzt, welches 
den Mehrheitsanteil an dem ersten Unternehmen haelt.

...


> Tja, dann sollte T-Online wohl so ehrlich sein und gleich
> sagen, daß man eine hundert prozentige Tochter der Telekom 
> ist und eben nicht eigenständig. 

Erstens: Warum soll ein Unternehmen ehrlich sein? Willst Du
es in den Bankrott treiben? Zweitens ist die Telekom keine
hundertprozentige Tochter, es gibt Streubesitz. Uebrigens,
im Falle des Unternehmens, dass ein Unternehmen mehrheitlich
besitzt, welches die Mehrheit dieses Unternehmens besitzt,
wer kommandiert da wen? 

Sicher ist das eine Fragestellung fuer Informatiker. In der
wirklichen Welt gibt es in entwickelten Industriestaaten eine
Finanzoligarchie von ca. 60-100 Familien, die jeweils ueber
80% des Besitzes an grossen Aktiengesellschaften (die 
ihrerseits ueber 60% des nationalen Produktivkapitals
repraesentieren), unter ihrer Kontrolle haben. Es sind
letzten Endes Menschen, wenige, maechtige Menschen, und 
nicht Besitztitel, die die Entscheidungen faellen. Das ist
aber eine andere Geschichte.

> Dann zieht aber das Argument der hohen Kosten der
> Flatrate nicht mehr, weil ja alles im Konzern bleibt. 

Das ist so nicht wahr. Ich wies oben darauf hin, dass niemals
mehr als die von T-Online kassierten 79 DM in Konzern 
bleiben. Da aber der Verlust nicht nur rechnerisch ist,
sondern kaufmaennisch sehr real, und Kreditkosten, Ver-
waltungskosten etc. verursacht, hoehere als Zinsgewinne 
der DTAG aus den Einnahmen von T-Online, wird der Netto-
gewinn aus diesen 79 DM weiter geschmaelert. Glaub es 
oder nicht, die Schmalbandflatrate war fuer die Telekom
unattraktiv.

> Schließlich wurde ich von den offiziellen "Kundenbetreuuern"
> (Fachjargon: Teamies) darauf aufmerksam gemacht, daß wenn mir etwas
> nicht paßt, ich ja keine Geschäftsbeziehung zu T-Online und dem
> Telekom-Konzern haben müßte. Praktischerweise ziehe ich gerade um.

Tja, sie haben sozusagen das Hausrecht - und das Recht auf ihre
Meinung. Aber ich habe nie erlebt, dass sie Leuten, die nicht 
der Telekom nach dem Mund reden, das Maul verbieten, ausser 
jemand wird ausfallend.

> In der neuen Stadt werde ich keinen Festnetzanschluß der Telekom 
> mehr haben, kein T-Online nutzen und mir einen E-Plus-Vertrag 
> anstelle des D1-Vertrages zulegen. Als gut zahlender Kunde (bin
> leider Dauertelefonierer) muß ich mir nicht zweimal sagen 
> lassen, daß ich nicht erwünscht bin. Mein neuer Vertragspartner 
> tätigt gerne Geschäfte mit mir. 

Na, dann ist doch allen gedient.

> Die Moral: Ein derartig kundenunfreundliches Unternehmen muß wohl
> erst noch lernen, daß es kein Staatsunternehmen mehr ist ..

Vielleicht. Ich muss aber sagen, dass meine persoenlichen 
Kontakte mit Telekomern das Klischee von der Beamtenbude nicht
gestuetzt haben und die Leute, nicht nur gemessen am Standard
der beliebten Berliner Freundlichkeit in Handel und Dienst-
leistungen, recht entgegenkommend waren. Dabei neige ich weder
zu Unterwuerfigkeit noch zum Schleimen. 

a^2



und auf dem
> freien
> Markt der Kunde der Geldgeber ist - nicht der Steuerzahler. Die
> telekom
> darf bei schon mal anfangen zu lernen. Ich hoffe sie begreift es
> ehe es
> für sie zu spät ist.

> Gruß,

> Ippel

 


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