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494 Beiträge seit 18.02.2005

Hexenjagd im 21. Jahrhundert - DRM und Copyright

Ich habe den folgenden Artikel in meinem Blog veröffentlicht, der
sich an der MI orientiert. Was aber auf die Printmedien genauso
zutrifft, vor allem nach der Ankündigung der DRM Verfolgung für
eBooks.

:

ähem, ums gleich vorwegzunehmen, Eigentum muß Eigentum bleiben und
als solches geschützt werden. Zumindest in der heutigen Zeit. Unsere
Kinder mögen da andere Werte haben.
Gerade lese ich ein Buch über die Hexenverfolgung im deutschen
Mittelalter. Obwohl darin das Wort Internet nicht mal im Nachwort
vorkommt, finde ich, daß dieses Thema einen sehr aktuellen Bezug zur
heutigen Zeit hat.
Hexenverbrennungen waren deshalb möglich, weil die Obrigkeit, die
Herrschenden an den Hebeln der Macht, selbst an ihre eigenen
Ideologien zur Festigung der Macht und Unterdrückung der Massen
glaubten. Sie verloren vollkommen aus dem Sinn, daß mit der
Verbrennung der Menschen auch deren Arbeitskraft und Wissen verloren
ging. Dem kurzfristigen Gewinn von Macht durch Einschüchterung und
Staatsterror folgte der langfristige und anhaltende Machtverlust
durch Entvölkerung und Abwanderung sowie durch Mobbing der
benachbarten Staaten.
Auch wenn die Masse der Bevölkerung gegen diese Umsetztung dieser
Gestze war, wurden diese Gesetze durch die Masse der Obrigkeit
vehement verfolgt.
Die Geschichte und unser heutiges modernes Wissen haben gezeigt, daß
jede Handlung der Mächtigen falsch war, einschließlich der zugrunde
liegenden Gesetze. Die damaligen staatlichen Machthaber nutzten
Terror zur Einschüchterung ihrer Untertanen, gerechtfertigt von
unsinnigen Gesetzen.
Unsinnig, weil entgegen bestehender Gestzmäßigkeiten.
Man mag als Entschuldigung anführen, daß die damaligen Menschen es
nicht besser gewußt hätten.
Meine feste Überzeugung ist, wenn viele Menschen sich unabhängig
völlig gleich verhalten, dann geschieht das aus einer
gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeit heraus.

Damit sind wir bei DRM & Co.
Man erkennt Naturgesetze, indem man die entsprechende Umgebung
studiert und ihr Verhalten interpretiert.
Man kann Naturgesetze nicht schaffen.
Gesellschaftliche Gesetze sind ebenso Naturgesetze, denn die
Gesellschaft ist Teil der Natur. Wer der Natur den Namen Gott geben
möchte: bitte. Auch der hat seine Regeln.
Die Gesetze eines Staates, oder vieler Derselben, werden nicht
richtiger, weil alle die Gesellschaft falsch interpretieren und in
falsche Regeln pressen. Das wird die 'ungesetzlichen' einzelnen
Handlungen nicht verhindern.
Das Internet gibt der allgemeinen menschlichen Gesellschaft die
Möglichkeit, sich frei zu entwickeln und bestimmte lokale Schranken
zu überwinden. Das schafft nicht neue (gesellschaftliche) Gesetze,
sondern zeigt diese nur auf, macht sie sichtbar. Diese
Gestzmäßigkeiten waren schon immer vorhanden, gehören zu unserer
heutigen modernen Gesellschaft, zum heutigen hochentwickelten
imperialistischen und monopolistischen Kapitalismus. Die Zeit der
Sozialen Marktwirtschaft ist meines Erachtens lange vorbei.
So wie man gestern Teufel, Hexer und Druden verfolgte, deren
Verbrechen nur in der Fantasie der tief abergläubigen Mitmenschen
existierte, so verfolgt man heute Raubmordkopierer von Musik, Videos
und neuerdings eBooks.

Ebenbenso interessant ist die Entstehung dieser Phänomene.
Der Teufel entstand aus den Mythologien vorchristlicher Kulturen, und
wurde als allgemeines virtuelles Schreckgespenst zur Einschüchterung
des unwissenden Volkes schamlos mißbraucht. Bis sich dann der Glaube
an den Teufel zum Selbstläufer entwickelte, sozusagen ein Perpetuum
Mobile zur Erzeugung und Vernichtung teuflischer Mitmenschen.
Mit der Verbreitung von Kunst auf elektronischem Wege seit Anfang des
20. Jahrhunderts, seit also rund 100 Jahren, wurden den Menschen über
die Einrichtungen des öffentlichen Rundfunks geeignete Kunstwerke
sozusagen kostenlos freihaus geliefert, mit gleichzeitiger Entsehung
von Verwertungsgesellschaften. Denn man erkannte das Problem schon
damals.
An den Verwertungsgesellschaften vorbei fanden die Musikkonzerne aber
den Weg über Datenträger, die man direkt verkaufen konnte.
Der neuen Evolutionsstufe des Rundfunk in das Internet müßte man also
mit einem adäquaten evolutionären Verwertungsmodell begegnen, denn
Das Internet ist nicht einfach ein neuer Plattenladen, sondern eine
Evolutionsstufe unserer Gesellschaft.
Die Monopolkonzerne haben uns beigebracht, daß man genau auf sein
Geld achten muß, es kostendeckend nicht Jedem (Vertriebskonzern)in
den Rachen werfen kann. Der Weg vom Künstler zum Verbraucher ist
kürzer geworden, Vertriebskonzerne sind zumindest in der heutigen
Form oder auch gar nicht mehr notwendig.
Stattdessen verbrennen wir lieber Hexen.
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