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  • Queerdenker

822 Beiträge seit 20.03.2005

Zur Arbeit eines Geheimdienstes

Die Aufregung ist völlig unangebracht. Vielmehr erhebt sich die
Frage: braucht ein demokratischer Rechtsstaat einen Geheimdienst?

Der BND ist eine Nachfolgebehörde des Reichssicherheitshauptamtes und
der ehemaligen Abwehr der Wehrmacht. Das Ministerium für
Staatssicherheit hatte aus naheliegenden Gründen keine direkte
Verbindung zu diesen Wurzeln, sondern zum Konkurrenzunternehmen, dem
NKWD, bzw. KGB. Geheimdienste entwickeln notwendigerweise ein
Eigenleben. Dies ist nur mit der psychologischen Struktur der dort
arbeitenden Menschen zu erklären. Nicht nur bei dem zum RSHA
gehörenden SD, sondern bei allen Geheimdiensten werden stets
kompromittierende Informationen und Beweise auch über die
Regierenden, also den eigentlichen Chefs der Geheimdienste, gesammelt
und verarbeitet.

Der letzte Leiter des MfS, Erich Mielke, hat diese speziellen
Informationen "Kompromate" genannt. Kompromate besitzen nur eine
Funktion: bestimmte Menschen unter äußerem Druck zu bestimmten
Handlungsweisen zu zwingen. Im Strafgesetzbuch ist dies die Nötigung
(§240 StGB). In totalitären Regimen werden oft über Nacht aus
Günstlingen Geächtete und auch dazu sind Kompromate sehr nützlich,
weil man sie für das dumme Volk dann gut als Beweise für die
Verderbtheit der nun plötzlich zum Verbrecher gewordenen Subjekte
verwenden kann. Ebenso gut einsetzbar sind sie bei Umstürzen. Es ist
also eine absolut notwendige Arbeitsmethode eines Geheimdienstes nach
Möglichkeit jeden Bürger auszuspähen um ihn später im Bedarfsfall als
Schachfigur zu verwenden.  

Daher bleibt die Frage, welchen Nutzen und welchen Schaden hat eine
Gesellschaft von einem Geheimdienst? Bleibt es bei einem reinen
Sammeln und Auswerten von öffentlich zugänglichen Informationen, so
erledigt man laut dem früheren Leiter der HVA, Generaloberst Markus
Wolf, etwa 95 % der Aufklärungsarbeit. Soll also ein demokratischer
Rechtsstaat vor der Unterwanderung von politischen Kräften geschützt
werden, die jenen komplett abschaffen wollen, so ist also der hohe
Aufwand für einen verdeckt operierenden Geheimdienst nicht zu
vertreten.

Die geschilderten Auswüchse können jedoch nur dann entstehen, wenn
des Deutschen niedere Instinkte sich richtig austoben können. Denn
das macht doch wirklich Spaß, so ein bisschen Pogromstimmung
erzeugen, ein wenig ausmerzen, bespitzeln, denunzieren und strafen.
Das sind die deutschen Lebenselixiere, lenken sie doch von der
bitteren Wahrheit ab, das es die Mehrheit der Untertanen bis heute
noch nicht zu einem freien und unabhängigen Bürger gebracht hat.
Davor müssen Deutschlands Minderheiten geschützt werden. 
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