Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

64 Beiträge seit 20.05.2008

Technischer Aspekt

...als Techniker muss ich anmerken, dass diese Gesetzesgrundlage
sicherlich in der ein- oder anderen Hinsicht sinnmacht, obschon es
hier sicher nur um einen generellen Eingriff in das Grundrecht geht.

Ich habe lange für einen namenhaften Sicherheitskonzern gearbeitet
und möchte mal erklären wie eine solche Massnahme des Handyverbots
bisher umgesetzt wird:

Moderne Haftanstalten haben in jeder Zelle, sowie in den meissten
begehbaren Räumen sogenanne Rufterminals. An diesen, recht robusten
und mit millimeterdicken Stahlplatten gesicherten Geräten, lässt sich
jederzeit das Wachpersonal verständigen und eine Sprechverbindung
aufbauen. Gleichzeitig arbeiten diese Geräte mit einer
Feldstärkenmessung um Strahlung in den WLAN, GSM, UMTS und anderen
Frequenzbändern zu messen. (Welche dies genau sind sollte ich hier
besser nicht erwähnen). Telefoniert ein Häftling, es reicht hier
normalerweise das Einbuchen eines Gerätes, wird die Meldung ohne
Zeitverzögerung am Wachterminal angezeigt. Soweit, so gut. Jedoch ist
es leider so, dass immer neuere Standards (HDSPA, GSM, UMTS, 2.4-5GHz
Netze jedweder Fasson) ein regelmässiges Wettrüsten bewirken. Dies
ist enorm Kostenaufwändig, da von den Herstellern bewusst keine
Modulbauweise angestrebt wird.

Ein mögliches Szenario der geplanten Umsetzung (geht man gedanklich
mal von der Idee eines "Scammers"- also eines Störsenders aus der
nichtselektiv arbeitet weg) wäre z.B. die Registrierung der IMEI auf
einem Scanner, welcher dann die entsprechenden nichtregistrierten
Geräte blockt, möglich. Jedoch auch hier: Wettrüsten.

Meiner Ansicht nach gäbe es nur wenige, mit moderatem Kostenaufwand
vertretbare Lösungen. 

1.) Aufschaltung eines "knasteigenen" Mobilfunkmasten kann ohne in
das Grundrecht der Kommunikationsfreiheit einzugreifen ('Knastis'
haben dieses Recht garnicht, jedoch Unbeteiligte Dritte und Personal)
erfolgen, und alle Rufe ausser 112 und vordefinierter Zielrufnummern
zu blocken bzw. umzuleiten. "Sie sind verbunden mit dem
Sicherheitsbereich der JVA xxxx, sollte es sich um einen Notruf
handeln bleiben Sie bitte in der Leitung, sie werden in 20sec. an das
nächste Polizeirevier verbunden) Zweifellos würde auch hier eine
gesetzliche Verpflichtung den Mobilfunkbetreibern solche Anlagen zur
Verfügung zu stellen kostengünstiger sein als generelle Störsender.

2.) Multispektrale Scammer "Sweeping Scam" könnten weite
Frequenzbereiche vollständig blockieren, jedoch müsste mit solch
enormen Sendeleitungen gearbeitet oder eine Vielzahl an Geräten
eingesetzt werden, dass dies den Einsatz erschwert. Auchhier wäre die
gesetzlich verankerte Notruffunktion für Kommunikationsanlagen ausser
Kraft gesetzt- und dies ist enorm gefährlich.

3.) Multispektrale Frequenzanalyse "Spektrum Analysing" wäre immer
angebracht, da neue, bisher nicht erwartete Frequenzbänder genutzt
werden könnten.

Ein weiteres Problem bleibt: die Informationsfreiheit der umliegenden
Bevölkerung. Kommt ein Insasse und ein Bastlerkollege auf die Idee
z.b. ein Band nahe 100MHz zu nutzen, würde kein Scanner dies jemals
bemängeln, da NJOY Radio und andere öffentliche Funkanstalten ja hier
ihre zweifelhaften Unterhaltungsangebote präsentierten.

Soweit zur technischen Machbarkeit- ohne Anspruch auf
Vollständigkeit, gibt sicher noch andere Lösungen. Wäre ich
Eigentümer eines Hauses in der Umgebung einer JVA hätte ich sicher
enorme Schwierigkeiten Mieter zu finden für ein Objekt wo weder
Kommunikation noch Radioempfang möglich sind.

Nach einiger Überlegerei bin ich zu den Schluss gelangt, dass
hochsensible Metalldetektoren gekoppelt mit einer Videolösung sicher
den einfachsten und effektivsten Schutz bieten können. Jedwedes
Sendegerät enthält in irgendeiner Weise Schaltkreise welche sich auf
Resonanz bringen lassen, eine Detektion müsste an einem einfachen
Türrahmen recht simpel funktionieren, ein Standbild der Person würde
den Transportweg versteckter Objekte sicher anzeigen. Auch liessen
sich punktuell bestimmte Frequenzen stark bestrahlen und die VCO der
Sendeschaltkreise moderner Mobiltelefone so nichtselektiv zerstören.
Personenschleusen welche sich nur bei negativer Auswertung öffnen
wären eine andere Möglichkeit. 

Neuere Verfahren welche per refuse-if-busy arbeiten wie bspw.
Motorola Tetra oder Canopy werden in ähnlicher Form seid längrem
Militärisch genutzt. Wollte man auch diese Unterbinden müsste man
vielleicht alle JVA zusätzlich gegen herabfallende "Predator-Drohnen"
schützen? (Dies mehr spasseshalber- solche UAV benutzen 9GHz
Sat-Uplinks und weitere Techniken welche sich schlicht nicht Scammen
lassen- so wird gemunkelt)

Letztlich hängt die Effektivität jedweder Technik immernoch vom
Anwender ab, vielleicht sollte man das Aufsichtspersonal schlicht
besser schulen und bezahlen? Vielleicht könnte man Gefängnisse auch
einfach unterirdisch anlegen und so naturgemäss die Kommunikation
z.B. über Spiegel und Morsecodes oder Mobiltelefone unterbinden. 

Ein ist sicher- obschon ich nie ein Gefangener war (und dies auch
wirklich fürchte da ich schon berufsbedingt JVA von "innen sah")
denke ich- ich fände eine Möglichkeit zu kommunizieren. Da bin ich
mir recht sicher.


Bewerten
- +
Ansicht umschalten