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Avatar von lucky.eddie
  • lucky.eddie

340 Beiträge seit 19.09.2016

Mehr Details zum Setup

Diese Woche war ja Innotrans in Berlin und natürlich war auch Icomera da. Also konnte man auch mal ein paar Fragen ansetzen.

Was soweit bekannt ist fürs Setup bei DB Fernverkehr:
– Icomera-eigene Hardware, ihre »black box« mit allen Funkmodems und dem Protokollhandling, fährt neu statt der T-Hardware im Zug mit.
– Daten- & Protokollhandling wie zuvor skizziert: Usertraffic aus dem Zug wird ausgepackt, v.a. TCP-Header behandelt, verpackt in Pakete eines Icomera-proprietären Protokolls (nur in Anlehnung an die »PEP« nach RFC 3135) und diese dann verpackt in UDP-Pakete auf die Zug-Land-Schnittstelle gegeben. Auf der Landseite landen sie in einer Serverfarm, da passiert das Ganze rückwärts und erst dann geht das TCP-Paket des einzelnen Clients als solches durchs Internet zum Zielserver. Andere Richtung, vom Land in den Zug, entsprechend umgekehrt.
– Der DHCP-Server befindet sich natürlich auch im Zug.
– Serverfarm wird nicht von DB Fernverkehr selbst betrieben. Man bedient sich stattdessen Ericsson als Dienstleister hierfür. Physisch soll sie in Deutschland stehen (Latenz-Thema), mehr dazu s.u.
– Zur erreichbaren Bandbreite bei DB FV äußern sie sich insofern, als daß sie 200 MBit/s 'sicher' zu erreichen glauben. (Ja, im Funkloch genau: 0 Bit/s). Ihre Box könne an Leistung (Protokollhandling!) deutlich mehr, das sei bislang aber nicht getestet. (Wer's glaubt ;-)
– Infrastruktur in den ICE würde vorerst Status Quo bleiben. Klang ein wenig danach, als daß sie damit nichts zu tun haben. Dieser Post entsteht allerdings gerade in einem ICE 2 mit »neuem WIFI« und da ist der AP einer nach 802.11n. (Oder wurden die damals schon beim Redesign so eingebaut?)
Wenn sie auch für die Verteilung im Zug zuständig sind, dann kann es jedoch passieren, daß auch sie keine Kabel zwischen Wagenkästen verlegen (dürfen): So geschehen beim Thalys, da wollte das EVU keine zusätzliche Verbindung. Also überbrücken sie die Wagenübergänge jetzt mit WLAN nach 802.11ac mit 3x3 MIMO. Reicht theoretisch für 1,3 Gibt/s.
Aufs Nachhaken, daß das für Fahrgastbespassung mit Video on Demand (natürlich mit Mediaserver im Zug) wohl kaum reichen würde, gab es die erhellende Antwort: »Irgendwo gibts immer einen Flaschenhals« ;-)

Wem die reine Mobilfunkanbindung zu wenig ist, für den gibts jetzt noch was Neues: »Icomera Trackside« – http://www.icomera.com/wp-content/uploads/2016/09/Icomera-Trackside-InnoTrans-2016.pdf – Kombination von Mobilfunk mit eigenem WLAN entlang der Strecke. Zwei parallele Netze mit je 500 Mbit/s. Muß man dann »nur« noch deren Basisstationen breitbandig ans Netz anbinden. In der Pampa sicher eine spaßige Angelegenheit. ;-)

Passend dazu gabs auf dem Weg zurück für die Hälfte der Strecke schon mal einen Zug mit dem neuen System:

So sieht ein Traceroute aus dem »neuen WIFI« zu DSO (*räusper*) aus:
traceroute to [www.drehscheibe-online.de] (134.119.2.37), 64 hops max, 72 byte packets
1 172.16.0.1 (172.16.0.1) 1.427 ms 0.998 ms 0.734 ms
2 10.255.255.1 (10.255.255.1) 328.543 ms 88.117 ms 88.067 ms
3 192.168.178.2 (192.168.178.2) 80.037 ms 106.181 ms 86.759 ms
4 46.183.103.1 (46.183.103.1) 82.144 ms 89.174 ms 88.138 ms
5 bb2-fra1.relaix.net (93.159.250.110) 81.843 ms 84.641 ms 87.177 ms
6 et-7-0-0.cr-polaris.fra1.core.net.com (80.81.192.239) 77.178 ms 82.109 ms 72.622 ms
7 ae1.cr-vega.sxb1.core.heg.com (87.230.114.9) 85.412 ms 77.657 ms 80.577 ms
8 ae0.sr-helios.sxb1.mass.systems (87.230.114.22) 78.218 ms 114.302 ms 82.439 ms
9 drehscheibe-online.de (134.119.2.37) 92.080 ms 91.010 ms 94.183 ms

Bei 46.183.103.1 dürfte es sich um die öffentliche IP-Adresse der landseitigen Serverfarm handeln, ab und bis die Pakete »normal« im Internet verkehren. Diese Adresse gehört »Relaix Networks«, einem lokalen Provider in der Region Aachen. Und in Aachen bzw. Herzogenrath hat Ericsson einen Standort – http://regina.rwth-aachen.de/mitglieder-detail/items/ericsson-eurolab-gmbh.html
Könnte also stimmen mit dem Dienstleister.

Im Vergleich: So sieht ein Traceroute auf DSO aus, wenn man in einem ICE mit T-Hotspot unterwegs ist (das war der zweite Teil der Rückfahrt):
traceroute to [www.drehscheibe-online.de] (134.119.2.37), 64 hops max, 72 byte packets
1 1st (10.204.44.1) 7.573 ms 2.981 ms 6.577 ms
2 ntp3.railnet.core (10.10.128.1) 54.186 ms 41.733 ms 68.793 ms
3 10.64.17.193 (10.64.17.193) 52.980 ms 93.242 ms 83.737 ms
4 10.64.21.37 (10.64.21.37) 72.740 ms 101.866 ms 127.003 ms
5 10.64.21.66 (10.64.21.66) 55.067 ms 43.960 ms 67.195 ms
6 10.64.23.37 (10.64.23.37) 101.521 ms 89.713 ms 70.032 ms
7 10.73.69.1 (10.73.69.1) 73.947 ms 87.322 ms 414.318 ms
8 217.5.102.114 (217.5.102.114) 108.740 ms 65.884 ms 53.061 ms
9 217.239.49.210 (217.239.49.210) 74.887 ms 67.990 ms 72.734 ms
10 87.190.232.158 (87.190.232.158) 51.125 ms 59.843 ms 102.492 ms
11 ae2.cr-nunki.sxb1.core.heg.com (62.115.144.9) 86.901 ms 65.612 ms 85.510 ms
12 ae4.cr-vega.sxb1.core.heg.com (87.230.114.66) 67.263 ms 68.491 ms 54.974 ms
13 ae0.sr-helios.sxb1.mass.systems (87.230.114.22) 68.515 ms 74.163 ms 120.069 ms
14 drehscheibe-online.de (134.119.2.37) 103.556 ms 74.473 ms 63.670 ms

Da gehts mit 217.5.102.114 ins »richtige« Netz. Und das ist unzweifelhaft eine der Telekom gehörende Adresse.

Erstes Fazit: Berlin–Göttingen mit »WIFI neu« deutlich besseres Arbeiten mit dem Netz als Göttingen–Kassel(–Frankfurt) mit T-Hotspot. Keine Bandbreitenwunder (deutlich über 2 Mbit/s Downlink eher selten, dafür auffallend häufig schnellerer Uplink), aber eben auch keine permanenten Warterunden und /oder Timeouts.

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