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  • alkalamba

mehr als 1000 Beiträge seit 18.06.2001

Immer noch so überflüssig wie vor zehn Jahren

Alle Jahre wieder wird erfolglos versucht, einen Markt für
elektronische Bücher aufzubauen. Aus den alten Fehlschlägen wird
dabei nicht gelernt.

Warum sollte ich 300 EUR für ein Lesegerät ausgeben, das kaum
Vorteile, aber jede Menge Nachteile gegenüber einem "herkömmlichen"
Buch aufweist? Den Preisvorteil beim elektronischen Vertrieb
gegenüber der Herstellung von Büchern aus Papier scheinen die Verlage
nicht weitergeben zu wollen. DRM wird dafür sorgen, dass ich ein
teuer gekauftes eBook nicht so einfach weiterverkaufen kann wie ein
gedrucktes.

Eine gut erhaltene, gebundene Ausgabe von Poppers "Logik der
Forschung" aus dem Jahr 1960 wäre heute locker genausoviel wert wie
ein neues Exemplar. Welchen Wert wird ein DRM-verdongeltes eBook aus
dem Jahr 2007 in 47 Jahren haben? Das lässt sich leicht beantworten,
wenn man sich überlegt, welchen Wert ein DRM-verdongeltes eBook aus
dem Jahr 1997 heute hat: Keinen. Wahrscheinlich könnte man es gar
nicht ohne das Lesegerät verkaufen, weil heute andere DRM-Verfahren
eingesetzt werden. Und das Lesegerät wäre inzwischen hoffnungslos
veraltet, wenn es nicht sowieso schon längst vorher den Geist aufgab.

Ich bin einigermaßen froh darüber, dass mein Urgroßvater noch keine
Gelegenheit hatte, eBooks zu kaufen. Denn so kann ich Klassiker wie
Goethes "Faust" und andere, längst im Wandel der Zeit verlorene Texte
auch heute noch lesen (damals in Frakturschrift gesetzt, aber daran
kann man sich gewöhnen).

eBooks taugen vielleicht für Groschenromane, die man nach dem Lesen
schnell wieder vergisst (an dieser Stelle möchte ich mein Bedauern
darüber ausdrücken, soviel Zeit mit dem Lesen des Romans "Der
Schwarm" verschwendet zu haben..). Aber die möchte man auch im Urlaub
am Strand oder auf der Toilette lesen können. Wenn der Groschenroman
für 7,50 EUR ins Wasser fällt, ist das vielleicht ärgerlich (nach dem
Trocknen kann man ihn dann aber immer noch lesen), aber wenn das mit
einem Lesegerät für 300 EUR passiert, ist das eine ganz andere Sache.

Ansonsten bietet auch die neueste Generation der Lesegeräte
(neudeutsch "E-Book-Reader") keinen Kontrast, der an ein ordinäres
Buch heranreichen würde, ist in der Handhabung empfindlicher,
schwerer, teurer (kann geklaut werden!) und benötigt obendrein noch
Strom in regelmäßigen Dosen. Das alles prädestiniert sie für einen
weiteren Misserfolg.
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