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  • Gottwalt Thiersch

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2000

Re: Du hast keine Ahnung von Korruption!!!

Garthako schrieb am 29. Juli 2007 16:39

> Blah. Ich hätte die Ironietags setzen sollen.
> Ich gebe Dir Recht, ich hätte das Wort Plagiat nicht verwenden
> dürfen. Ich wollte damit ausdrücken dass Waren und Dienstleistungen
> aus dem Ausland mittlerweile den gleichen Zweck erfüllen und doch
> deutlich billiger angeboten werden können!

Ja, natuerlich. Und viele Waren und Dienstleistungen aus Deutschland
sind fuer den Rest der Welt konkurrenzlos guenstig. Welch ein Glueck.
Jetzt muesste man sich nur auf die jeweiligen Staerken konzentrieren
und kooperieren, anstatt zu versuchen, die jeweiligen Schwaechen zu
kompensieren und mit den Anderen zu konkurrieren.
Ich habe zu meiner wirklich grossen Ueberraschung mitbekommen, dass
in Ostvorpommern die Menschen zur Arbeit nach Polen fahren, weil sie
dort besser bezahlt werden!
Und einige mir persoenlich bekannte Mittelstaendler ziehen ihre
Produktion wieder von den Auftragsfertigern in Osteuropa bzw.
Malaysia zurueck nach Deutschland. Nicht alle, gewiss, aber es
scheint ein Trend zu entstehen.
Und was China betrifft: AUch die Entwicklung dort ist nicht unendlich
so moeglich. Es findet hoffentlich ein aehnlicher Prozess statt wie
damals in Japan, und dies hoffentlich ohne Amerikanisierung im Sinne
von zu extrem unterschiedlichen Lebensverhaeltnissen und
dementsprechenden sozialen Problemen.

> Ach, und Billiglohnländer stellen nur Produkte für den Massenmarkt
> her, was?
> Und was ist mit Dienstleistungen?

Zum Glueck gibt es viele viele Arbeiten, die gar nicht verlagert
werden koennen. Im Uebrigen haben wir ein grundsaetzliches
Verteilungsproblem, das aber leider nicht durch gezielte Korruption
loesbar ist.
Ich verstehe voellig, dass es unter Umstaenden wirtschaftlich
sinnvoll ist, gezielt im Verhaeltnis zum Gesamtauftrag geringe Mengen
Schmiergeld auszugeben um den Auftrag insgesamt zu realisieren. So
bekam mein Schwiegervater als Stadtbaurat in den Siebzigern
angeboten, ein Haus mit Grundstueck zum Sonderpreis erwerben zu
duerfen, wenn er im Gegenzug im Bebauungsplan fuer ein Neubaugebiet
die Geschossflaechen- und Grundflaechenzahlen geringfuegig abaendert
und damit eine dichtere Bebauung ermoeglicht. Der Mehrertrag waere
ein Vielfaches des eingeraeumten "Rabatts" gewesen. Nur als Beispiel.
Aber gerade in Zeiten der Globalisierung ist es ja teilweise sogar
so, dass im Endeffekt an den selben Arbeitsplaetzen dann nur fuer den
anderen Auftraggeber gefertigt wird. Hier auch ein Beispiel: Ein
Einkaeufer fuer ein bekanntes Textilhaus suchte Auftragnehmer fuer
die Produktion bestimmter Kollektionen unter dem Label des
Textilhauses. Die beiden endgueltigt konkurrierenden Auftragnehmer
lassen beide bei den selben Unternehmern in Rumaenien und der Ukraine
produzieren,  sodass -egal wer von beiden die Auftraege erhaelt- die
selben Haende das selbe Produkt herstellen.
Ist im Uebrigen auch bei Verschiebungen der Marktanteile im
PC-Bereich haeufig aehnlich: Das, was dem einen verlorengeht, gewinnt
der andere hinzu, und dementsprechend veraendern sich die Anteile
beim einen Auftragsfertiger. Aber Auslastung und Ertrag bleiben
weitgehend identisch.
Dennoch: Bestechung ist mittelfristig eigentlich zu teuer, denn der
Wettbewerb verlagert sich dann genau auf dieses Marktsegment.

Gruss

Gottwalt

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