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  • fachwurst

762 Beiträge seit 23.08.2011

Ich kann es nachvollziehen, dass mehr und mehr Kameras eingesetzt werden...

Selbst im beschaulichen Baden-Württemberg, das ja als einigermaßen
sicher gilt, passiert im Bereich Wohnungseinbruch verhältnismäßig
viel und die Aufklärungsquote wabert 2012 um die 12.7%, was für den
Einbrecher statistisch gesehen bedeutet, dass erst nach 8 Einbrüchen
die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden signifikant ansteigt.
Es hat sich mit Sicherheit schon rumgesprochen: Abschreckung geht
anders.
Wenn man einer quasi "Totalüberwachung" durch Kameras ein wenig
skeptisch gegenüber steht, ändert sich diese Einstellung recht
nachhaltig, wenn man entweder direkt oder indirekt von einem
Einbruchdiebstahl betroffen ist.
Vor Weihnachten war ich indirekt betroffen, bzw. vielleicht hatte ich
Glück, in der Wohnung unter meiner wurde eingebrochen.
Ich will es mal so beschreiben: Man erschrickt erst einmal richtig.
Von der Arbeit nach Hause und man sieht im Hof ein Polizeiauto
stehen. Das ist nun eher untypisch und wenig später bekommt man mit,
dass im Treppenhaus irgendwas los ist. Von der Neugier getrieben mal
nachgeschaut und festgestellt, dass zwei Beamte von der Kripo gerade
mit der Spurensicherung beschäftigt sind.
Man fragt nach, was los sei - es wird gleich eine Zeugenbefragung
draus. Vermutlich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist in der
Wohnung eingebrochen worden, ob ich da irgendwas mitbekommen hätte.
Nein. Keine besonderen Geräusche, keine sonstigen Auffälligkeiten.
Kein besonderer Tag.
Im Gespräch mit dem einen Beamten und den Angehörigen der älteren
Dame, die in der Wohnung wohnt: Die gute Frau war ein paar Tage
verreist, der Polizist ging davon aus, bei den Einbrechern handelte
es sich um Profis. Das Haus, bzw. die Wohnungen wurden wohl
ausgespäht, der geeignete Zeitpunkt abgepasst. Die Tür wurde
aufgehebelt und an den Bändern rausgedrückt (nur minimale Spuren),
die Wohnung nicht auf den Kopf gestellt, sondern gezielt durchsucht.
Er vermutet: Die Aktion wird nicht länger als 15 Minuten gedauert
haben. Spuren wurden keine gefunden, zumindest keine verwertbaren.
Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Einbruch aufgeklärt wird liegt
nach seiner Erfahrung bei ungefähr Null. Und es ist nicht der erste
Einbruch dieser Art in der Region, es könnte durchaus sein, dass eine
Bande unterwegs ist.
Am Ende steht man dann doch ein wenig hilflos da und weiß nicht so
richtig weiter. Meine erste Reaktion war dann, nachdem es wohl
wirklich kein großer Aufwand ist eine Wohnungstür (auch wenn sie
neueren Datums ist und den Brandschutz- und Sicherheitsnormen
entspricht) aufzuhebeln, einen Aushebelschutz und eine zusätzliche
Verriegelung einzubauen.
Im zweiten Schritt denkt man fast zwingend über eine Videokamera
nach. Die Geräte sind mittlerweile so klein und unauffällig -
Abschreckung hin oder her, mit Sicherheit kann man damit nicht alles
verhindern. Wenn eine Videoaufzeichnung zur Aufklärung beitragen
kann, dann ist es in jedem Fall eine Genugtuung für das Opfer des
Verbrechens, wenn genau der Täter, der in die Wohnung eingebrochen
ist, zur Rechenschaft gezogen wird. Vielleicht hat man dann sogar
noch den Hauch einer Chance darauf, Teile des Eigentums zurück zu
bekommen - es gibt durchaus Dinge, die mehr Wert als Geld haben.
Freilich, der Datenschutz. Es ist eine Kontroverse. In einer freien
Gesellschaft sollte es jedem Menschen möglich sein, sich ohne
Überwachung bewegen zu können. Allerdings gehen auch mir die Ideen
aus, wie man sich adäquat gegen die Zunahme von Kriminalität und
Vandalismus wehren kann.
Ich habe auch Zweifel, ob staatliche Überwachung hier irgendwas
leisten kann und nicht einfach nur irgendwelche Begehrlichkeiten
geweckt werden.
Bei privater "Überwachung" sehe ich es mittlerweile entspannter - da
hat niemand ein Interesse daran, irgendwelche Profile einzelner
Personen (die man meist eh nicht kennt) zu erstellen oder ihnen
nachzustellen. Mit Sicherheit wird es den einen oder anderen Spinner
geben, der den ganzen Tag auf den Monitor der privaten
Überwachungskamera glotzt oder sich dran aufgeilt, wenn er eine Szene
hundertmal anschauen kann. Die Leute gibt es aber so oder so und ich
will es gar nicht wissen, was die jetzt schon "ausspionieren".
In 99% der Fälle vermute ich einfach, die Leute, die sich eine Kamera
irgendwo hinhängen sind nicht so veranlagt und die Kameras zeichnen
einen gewissen Zeitraum auf. Niemand schaut das an und nach einer
Zeit wird das wieder überschrieben. Interessant werden die Aufnahmen
erst, wenn irgendwas passiert ist..


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