Ansicht umschalten
Avatar von Walter Ledebur
  • Walter Ledebur

mehr als 1000 Beiträge seit 23.09.2000

Die gnadenlose Wahrheit über den Kopierschutz --- hier inside ----

Sowohl das Blu-ray-Lager als auch die HD-DVD-Fraktion setzt auf AACS
(Advanced
Access Content System). Der Kopierschutz-Standard ist ein
Gemeinschaftsprodukt
von IBM, Intel, Microsoft, Panasonic, Sony, Toshiba, Walt Disney und
Warner
Bros., die sich zur AACSLA (Advanced Access Content System License
Administrator) zusammengeschlossen haben.

In AACS sind mehrere Kopierschutzmechanismen zusammengefasst:
Zunächst einmal
sind alle Inhalte auf der DVD mit dem Verschlüsselungs-Standard AES
(Advanced
Encryption Standard) codiert - einfach auslesen kann man die Filme
also nicht
ohne weiteres. Um die Daten zu decodieren, braucht der Player den
passenden
Schlüssel. Weil dessen Länge bei dem verwendeten Verfahren 128 Bit
beträgt, gibt
es theoretisch 2^128 oder 3,4*10^38 mögliche Schlüssel. Zum
Vergleich: Beim
DVD-Kopierschutz CSS waren die Daten gerade einmal mit 40 Bit
codiert. Allein
aufgrund der unglaublich hohen Anzahl ist es zumindest mit heutigen
Mitteln so
gut wie unmöglich den Code zum Beispiel durch einfaches
Durchprobieren aller
möglichen Schlüssel ("Brute Force") zu knacken.
Damit die Player die Filme auslesen können, nutzen sie einen so
genannten
"Device Key", mit Hilfe dessen sie anhand eines auf dem Datenträger
gespeicherten Media Key Block (MKB) für jedes Medium den
entsprechenden
Schlüssel berechnen können. Der Device Key wird bei der Produktion in
jeden
Player eingepflanzt.

1:1-Kopien unmöglich?

1:1-Kopien der DVD-Nachfolger werden nach dem Willen der
Kopierschützer nicht
möglich sein: Auf allen HD-Rohlingen ist nämlich bereits eine MKB
abgespeichert,
die nicht mehr verändert werden kann. Auf der Kopie fehlen also die
nötigen
Informationen, um die Daten bei der Wiedergabe entschlüsseln zu
können.
Und selbst wer aus irgendeiner Quelle an unverschlüsselte Daten kommt
und diese
auf einen Rohling brennt, hat Pech: Sowohl HD-DVD- als auch
Blu-ray-Player
werden keine Datenträger mit unverschlüsselten Filmdaten abspielen.
Geschützte
Privatkopien sollen aber sowohl bei HD-DVD als auch bei der BD
möglich sein: Die
Brennsoftware muss dazu allerdings die Daten neu verschlüsseln.

Geknackte Player landen auf der schwarzen Liste

Bei der einfachen Verschlüsselung der Daten macht AACS noch lange
nicht halt.
Der Kopierschutz soll außerdem dafür sorgen, dass manipulierte Geräte
kein
HD-Material mehr abspielen können. Erfährt die AACSLA aus welcher
Quelle auch
immer, dass ein Gerät geknackt wurde, setzt das Unternehmen die
Device Key auf
eine schwarze Liste. Deren aktuelle Version wird bei der Pressung der
DVD-Nachfolger mit abgespeichert. Will nun der Besitzer des
manipulierten
Gerätes die Wiedergabe des neuen Mediums starten, gibt der Player nur
ein
DVD-Signal mit niedriger Auflösung aus.
Auch HD-Filme, die vorher noch abgespielt wurden, laufen auf dem
Gerät nun nicht
mehr. Die schwarze Liste wird nämlich jeweils von den Medien in den
eigens dafür
vorgesehenen Speicher der Geräte übertragen. Daher können diese
Player dann auch
keine älteren HD-DVDs oder Blu-ray Discs abspielen, auf denen noch
eine
veraltete Liste abgespeichert ist.

Kopierschutz greift auch an der Schnittstelle zwischen Player und
Fernseher

Auch bei der Übertragung zwischen dem Player und dem jeweiligen
Abspielgerät -
zum Beispiel ein HD-tauglicher Fernseher oder Beamer - gehen die
Entwickler auf
Nummer sicher. Die Daten werden digital und natürlich verschlüsselt
übertragen:
So soll verhindert werden, dass das entschlüsselte Ausgabesignal
einfach
abgespeichert wird.

Der entsprechende Standard heißt HDMI (High Definition Multimedia
Interface).
Die vom Player vom Medium ausgelesenen Daten werden dabei neu codiert
und zum
Abspielgerät übergetragen um dort wieder entschlüsselt zu werden.
Beamer oder
Fernseher, die mangels Schnittstelle das mit High-bandwidth Digital
Content
Protection (HDCP) verschlüsselte Signal nicht entwirren können,
liefern kein
Bild. Wer schon jetzt einen HDTV-Fernseher kaufen will, sollte also
unbedingt
darauf achten, dass das Gerät eine HDCP-tauglichen Schnittstelle
besitzt. Um in
Sachen Kompatibiliätät sicher zu gehen, sollten Verbraucher auf
Geräte mit
HDMI-Unterstützung setzen.
Die AACSLA will den Kopierschutz-Standard AACS, der derzeit in
Version 0.9
vorliegt, sogar noch verfeinern: Laut einer Meldung von Heise.de
plant AACS in
einer späteren Version des Kopierschutzes sogar eine Erweiterung, die
es durch
Tricks bei der Wiedergabe unmöglich macht, Filme mit einer Kamera von
zum
Beispiel von der Leinwand abzufilmen.

Blu-ray: Schnüffelprogramme überwachen Datenstrom

Nur bei Blu-ray kommt außerdem zusätzlich zu AACS ein weiteres
Kopierschutzverfahren namens BD+ zum Einsatz: Dabei handelt es sich
um
ausführbare Programme, die ständig den Datenstrom überwachen. Sobald
das Gerät
irgendwelche Manipulationen registriert, bricht es die Wiedergabe ab.
Dabei soll
auch dieser Kopierschutzmechanismus erneuerbar sein: Findet
irgendjemand einen
Weg den Kopierschutz zu knacken, können die Kopierschützer einfach
das
Überwachungsprogramm wie einen Viren-Scanner updaten.

Ebenfalls nur auf BDs wird das so genannte ROM-Mark gebrannt werden.
Dabei
handelt es sich um eine Art Wasserzeichen, das die illegale
Herstellung von BDs
im großen Stil verhindern soll: Nur die Maschinen lizensierter
Hersteller sollen
das ROM-Mark aufbringen können, das nötig ist, damit ein
Blu-ray-Player eine
Scheibe liest.

Gates kritisiert Blu-ray-Kopierschutz als "anti-consumer"

Soviel Kopierschutz geht sogar Microsoft zu weit: In einem Interview
nannte Bill
Gates die Blu-ray-Technologie "anti-consumer" - also nicht im Sinne
der
Verbraucher. Auch aus diesem Grund wird Windows Vista HD-DVD
unterstützen. Doch
auch deren Kopierschutzmechanismen reichen aus, um PC-Nutzer zu
verärgern: Wer
einen HD-DVD-Film auf einem PC sehen möchte, wird voraussichtlich
nicht nur ein
entsprechendes Laufwerk, sondern auch eine neue Grafikarte und ein
neues
Mainboard kaufen müssen. Mehr zur Wiedergabe von HD-DVDs und BDs auf
PCs
erfahren netzwelt-Leser in einem weiteren Artikel, der in den
kommenden Wochen
erscheinen wird.
Während Microsoft ins HD-DVD-Lager wechselte, fand Blu-ray gerade
wegen der
rigoroseren Kopierschutzmechanismen bei den Hollywood-Studios mehr
Unterstützung. Je sicherer das DRM-Gefängnis ihrer Produkte ist,
desto lieber
ist es offenbar den Filmunternehmen.

Quelle:
http://www.netzwelt.de/news/73385_1-unknackbar-kopierschutz-bei-hddvd
.html

Viel Spass mit diesen Geräten und Medien

Gruss

Ledebur
Bewerten
- +
Ansicht umschalten