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  • Comran

mehr als 1000 Beiträge seit 26.04.2002

Warum so viel Häme? Bitte ehrlich ein paar Fragen beantworten.

Es ist ja für heise-Publikum ein bisschen programmatisch und die
Reaktionen auf diesen Artikel waren vorhersehbar.

Dennoch möchte ich mal versuchen, das Thema sachlich anzugehen.

Man spricht sich für freie Kulturgüter aus oder wahlweise dafür, dass
man den verhassten Handelsweg mit seinen Instanzen umgehen möchte,
also den Künstler lieber direkt unterstützt.

Das ist ja legitim. Daraus ergeben sich aber einige Fragen:

- wieviele Bücher habt ihr im letzten Jahr gelesen, und wieviele
davon habt ihr quasi im "Direktvertrieb" vom Autor bezogen?

- wenn sich ein Autor dazu entscheidet, seine Werke über den
Verlagshandel unter die Leute zu bringen, ist das seine freie und zu
respektierende Entscheidung. Ist der Verdienst des Autor dadurch
weniger berechtigt und würdet (oder habt) ihr z.B. eBooks von ihm
kopieren?

- wer von euch hat selbst schon Werke auf eigene Faust veröffentlicht
und wie hoch war der Absatz?

Ehrliche Antworten würden mich interessieren.

Ich gehe mal mit gutem Beispiel voran:

- ich lese ca. 3-4 Bücher im Jahr, und noch nie habe ich auf ein
direkt vertriebenes Werk zurückgegriffen, weil das Angebot klein und
mühsam zu erschließen ist. Zur Zeit jedenfalls.

- wenn ich Künstler unterstützen will, respektiere ich deren
Entscheidung für ein Lizenzmodell. Einfach Kopien zu erstellen, nur
weil es geht, halte ich für unfair und auch verlogen. Daher besitze
ich keine einzige eBook-Kopie, und auch in meinem Musikregal sind die
einzigen Kopien vergriffene Werke (< 1%).

- ich habe noch nie ein Buch geschrieben (werde es vermutlich aber im
Ruhestand mal probieren). Aber ich mache seit 25 Jahren aktiv Musik,
auch mit Veröffentlichungen. Trotz auch sehr guter Kritiken in
Printmagazinen läuft der Direktabsatz aber äußerst zäh. Würde sich
ein Label melden, würde ich zuschlagen, wenn ich mit der
Vertragsgestaltung einverstanden bin. Ich bin aber nicht aktiv auf
Labelsuche und werde auch die nächste CD 2012 erst einmal wieder in
Eigenregie veröffentlichen. GEMA ist allerdings ein No-Go, die
Erfahrung habe ich bereits gemacht.

Ich verstehe weder die Aufregung noch die Häme. Die Branche
existiert, aber weder Künstler noch Konsumenten müssen darauf
zurückgreifen. Dass diese versucht, ihre Position zu festigen, ist ja
klar. Genauso wie Anhänger der offenen Kulturgüter versuchen, ihre
Position zu festigen. Warum lässt man sich nicht auf einen fairen
Wettbewerb ein? Jeder Kreative hat eine freie Entscheidung, und jeder
Konsument hat sie. So zu handeln, wie man es für richtig hält, ist
doch die demokratischste und effektivste Einflussnahme überhaupt.

Comran
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