Ansicht umschalten
Avatar von stuffi
  • stuffi

mehr als 1000 Beiträge seit 21.11.2001

Deja vu

Das hatten wir doch alles schon...

Die Kunden glaubten, sie zahlen für den Datenträger - die Verlage
bestärkten sie indirekt in diesem Glauben, indem sie Hardcover
Ausgaben um den doppelten Preis verkauften, dabei handelte es sich
eigentlich nur um simple Preisdiskriminierung der "early adopter".

Die Verlage wiederum glaubten, die Kunden zahlen für Marketing,
Kataloge, Lektorat & Co.

Nun gibt es einen neuen Vertriebsweg, der die Distribution
signifikant billiger machen müsste, also meint der Kunde, daß er in
Zukunft nur noch die Tantiemen des Autors und einen kleinen Aufschlag
für den Verlag zahlen müsste. 
Der Verlag wiederum meint, daß Druck und Logistik gar nicht so teuer
gewesen seien und daß er keinesfalls bereit sei, seine eigene
Kostenstruktur zu überarbeiten, nur weil ganz zufällig eine neue
Technologie am Markt ist. 

Der Kunde fühlt sich von e-book-Preisen im Bereich der Softcover-
oder gar Hardcover-Ausgaben zu Recht abgezockt und verweigert den
Kauf. Der Verlag jammert über die bösen Raubkopierer, die ihm den
schönen Markt kaputtmachen.

Wieder ein typischer Fall von "Internet kills middlemen".

Im Endeffekt werden e-books so lange keinen Erfolg am
deutschsprachigen Markt haben, bis die Preise auf 30 - 60% der
Softcover-Version gefallen sind - dies scheint ungefähr die
Schmerzgrenze für viele Leser zu sein - schließlich ist ein e-book
nicht dasselbe wie ein gedrucktes Buch, und so ein Reader muß sich
auch irgendwann amortisieren.

Wenn die Verlage da mitkönnen, sollten sie bald mit der Anpassung
beginnen, wenn nicht sollten sie beizeiten die eigene Abwicklung ins
Auge fassen. 

LG
Stuffi
Bewerten
- +
Ansicht umschalten