Llion schrieb am 20. November 2002 13:09
> Naja, so läuft es aber, auch ein Unternehmer will Gewinne machen.
Da ist an sich ja noch nichts auszusetzen. Nur die Methoden sind
leider oft kritikwürdig bis verwerflich, asozial und kriminell.
> Du
> scheinst zu glauben, daß eine Anstellung eine Berechtigung darstellt.
> Tut sie aber nicht. Sie ist nichts anderes, als eine zeitweise
> Vermietung der Arbeitskraft des Betreffenden - ein freiwilliges
> Abkommen zweier Vertragspartner auf Zeit. Wenn der Partner
> Arbeitgeber aus welchen Gründen auch immer, diese nicht benötigt, sie
> sich nicht leisten kann, etc. kauft er Dir Deine Arbeitsleistung halt
> nicht mehr ab. Wenn Du eine Wohnung nicht mehr möchtest, kündigst Du
> sie ja auch. Oder stell Dir vor, dein Supermarkt schreibt Dir vor,
> wieviel Du in einem Monat zu kaufen hast... Versteh mich recht, ich
> möchte nicht das persönliche Schicksal des Betroffenen negieren (war
> selbst auch einmal in der Situation), aber das ist nun mal das
> Verhältnis, auch wenn wir mit großen Emotionen es zunehmend anders
> sehen wollen. Wenn Du zuviel ausgegeben hast und sparen mußt, dann
> kündigst Du auch Dein Theater-Abo, Zeitungs-Abo o.ä., nimmst eine
> billigere Wohnung... Kein Mensch würde Dich zwingen können, all das
> trotz Deiner Finanzlage weiterzubeziehen. Hmm??? Und gehören tut ein
> Unternehmen nun mal dem Unternehmer bzw. dem Kapitalgeber.
Das Problem ist einfach das kurzfristige Denken und der Irrglaube,
daß es ein stetiges Wachstum geben müßte. Auch wenn es nur
kurzfristig mal nicht gut läuft konstruieren Analysten
Untergangszenarien, es rennen die Investoren davon. Als
Gegenmaßnahmen will man dann oft Entlassungen sehen, ob sie wirklich
sinnvoll sind wird nicht so genau betrachtet.
Niemand würde eine Firma kritisieren, die Leute entläßt, weil sie
sonst insolvent würde. Wenn die Firma aber trotz Gewinns Leute zur
Maximierung des ersteren oder als Maßnahme den Aktienkurs zu steigern
entlassen will, ist das ein Unding.
Im übrigen gibt es einen großen Unterschied zwischen Geld verdienen
mit Arbeiten gehen und Geld verdienen mit Aktien: Ersteres tut man
meist zur Sicherung der eigenen Existenz, letzteres macht man nur,
wenn man ohnehin genug Geld hat, daß die Existenz gesichert ist.
Leute, denen zur Erhöhung ihres Vermögens auch recht ist, daß anderen
dadurch die Existenzgrundlage entzogen wird, sind für mich der letzte
Abschaum.
> Wollte ich damit auch nicht sagen. Aber die Fachberatung in all
> diesen Großgeschäften ist irgendwo zwischen nicht existent und
> besch..eiden. Auch das ist Teil der Ware.
Ich bin eigentlich auch einer der gerne in Fachgeschäften kauft, wenn
es von Beratung, Service und/oder Qualität her Sinn macht. Leider ist
auch hier festzustellen, daß die Beratung und der Service schlechter
werden.
> Siehe oben. Wir erleben das jetzt mit dem Unternehmen Libro in
> Österreich. Mit Milliardenförderungen aufgebaut, ca 1/4 des lokalen
> Papierhandels umgebracht (mit tausenden Arbeitslosen als Ergebnis -
> alle zu unterstützen), jämmerliche Qualität und Beratung, aber aus
> Billigsdorf, und dann kam der Knall - Bombenpleite, etliche
> Zulieferer ebenfalls in Konkurs, und jetzt rate mal, wo die Banken
> sich schlußendlich das Geld wieder zurückholen...
Ich bin schon länger der Ansicht daß Förderungen usw. nach
Möglichkeit an kleinere Unternehmen gehen sollten.
> Was nützt ein Unternehmen,
> das von mir aus innovativ und familienfreundlich ist, aber pleite
> geht (dann nützt es übrigens auch dem Angestellten nicht mehr)? Und
> wer würde in so ein Unternehmen inverstieren???
Es gibt eine gewisse Spanne zwischen "innovativ und
familienfreundlich" und "Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf Moral,
Menschen und andere Verluste".
> > Ich würde mich eher als Anhänger der sozialen
> > Marktwirtschaft sehen, von der sicherlich auch Du profitierst.
>
> Endlich Konsens - heureka
Nach deinen bisherigen Aussagen wundert es mich, daß du dem "sozial"
zustimmst.
cu
Jan
> Naja, so läuft es aber, auch ein Unternehmer will Gewinne machen.
Da ist an sich ja noch nichts auszusetzen. Nur die Methoden sind
leider oft kritikwürdig bis verwerflich, asozial und kriminell.
> Du
> scheinst zu glauben, daß eine Anstellung eine Berechtigung darstellt.
> Tut sie aber nicht. Sie ist nichts anderes, als eine zeitweise
> Vermietung der Arbeitskraft des Betreffenden - ein freiwilliges
> Abkommen zweier Vertragspartner auf Zeit. Wenn der Partner
> Arbeitgeber aus welchen Gründen auch immer, diese nicht benötigt, sie
> sich nicht leisten kann, etc. kauft er Dir Deine Arbeitsleistung halt
> nicht mehr ab. Wenn Du eine Wohnung nicht mehr möchtest, kündigst Du
> sie ja auch. Oder stell Dir vor, dein Supermarkt schreibt Dir vor,
> wieviel Du in einem Monat zu kaufen hast... Versteh mich recht, ich
> möchte nicht das persönliche Schicksal des Betroffenen negieren (war
> selbst auch einmal in der Situation), aber das ist nun mal das
> Verhältnis, auch wenn wir mit großen Emotionen es zunehmend anders
> sehen wollen. Wenn Du zuviel ausgegeben hast und sparen mußt, dann
> kündigst Du auch Dein Theater-Abo, Zeitungs-Abo o.ä., nimmst eine
> billigere Wohnung... Kein Mensch würde Dich zwingen können, all das
> trotz Deiner Finanzlage weiterzubeziehen. Hmm??? Und gehören tut ein
> Unternehmen nun mal dem Unternehmer bzw. dem Kapitalgeber.
Das Problem ist einfach das kurzfristige Denken und der Irrglaube,
daß es ein stetiges Wachstum geben müßte. Auch wenn es nur
kurzfristig mal nicht gut läuft konstruieren Analysten
Untergangszenarien, es rennen die Investoren davon. Als
Gegenmaßnahmen will man dann oft Entlassungen sehen, ob sie wirklich
sinnvoll sind wird nicht so genau betrachtet.
Niemand würde eine Firma kritisieren, die Leute entläßt, weil sie
sonst insolvent würde. Wenn die Firma aber trotz Gewinns Leute zur
Maximierung des ersteren oder als Maßnahme den Aktienkurs zu steigern
entlassen will, ist das ein Unding.
Im übrigen gibt es einen großen Unterschied zwischen Geld verdienen
mit Arbeiten gehen und Geld verdienen mit Aktien: Ersteres tut man
meist zur Sicherung der eigenen Existenz, letzteres macht man nur,
wenn man ohnehin genug Geld hat, daß die Existenz gesichert ist.
Leute, denen zur Erhöhung ihres Vermögens auch recht ist, daß anderen
dadurch die Existenzgrundlage entzogen wird, sind für mich der letzte
Abschaum.
> Wollte ich damit auch nicht sagen. Aber die Fachberatung in all
> diesen Großgeschäften ist irgendwo zwischen nicht existent und
> besch..eiden. Auch das ist Teil der Ware.
Ich bin eigentlich auch einer der gerne in Fachgeschäften kauft, wenn
es von Beratung, Service und/oder Qualität her Sinn macht. Leider ist
auch hier festzustellen, daß die Beratung und der Service schlechter
werden.
> Siehe oben. Wir erleben das jetzt mit dem Unternehmen Libro in
> Österreich. Mit Milliardenförderungen aufgebaut, ca 1/4 des lokalen
> Papierhandels umgebracht (mit tausenden Arbeitslosen als Ergebnis -
> alle zu unterstützen), jämmerliche Qualität und Beratung, aber aus
> Billigsdorf, und dann kam der Knall - Bombenpleite, etliche
> Zulieferer ebenfalls in Konkurs, und jetzt rate mal, wo die Banken
> sich schlußendlich das Geld wieder zurückholen...
Ich bin schon länger der Ansicht daß Förderungen usw. nach
Möglichkeit an kleinere Unternehmen gehen sollten.
> Was nützt ein Unternehmen,
> das von mir aus innovativ und familienfreundlich ist, aber pleite
> geht (dann nützt es übrigens auch dem Angestellten nicht mehr)? Und
> wer würde in so ein Unternehmen inverstieren???
Es gibt eine gewisse Spanne zwischen "innovativ und
familienfreundlich" und "Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf Moral,
Menschen und andere Verluste".
> > Ich würde mich eher als Anhänger der sozialen
> > Marktwirtschaft sehen, von der sicherlich auch Du profitierst.
>
> Endlich Konsens - heureka
Nach deinen bisherigen Aussagen wundert es mich, daß du dem "sozial"
zustimmst.
cu
Jan