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  • Torsten Fehre

mehr als 1000 Beiträge seit 05.09.2003

Die Gefahr der "Anständigkeitsgesellschaft"

Hallo,

an diesem Artikel sieht man wieder mal deutlich, dass wir hier gerade
im Begriff sind, wieder eine "Anständigkeitsgesellschaft" (Auch in D;
oder ist hier jemand ernsthaft der Meinung, diese Umfrage wäre bei
uns anders ausgefallen?) zu errichten.

Es heißt ja "Wer nichts zu verbergen hat, der hat nichts zu
befürchten". Nun, wer sind denn diese Leute, die "nichts zu verbergen
haben"? Das sind die "Anständigen", diejenigen, die ihre 8 Stunden am
Tag/5 Tage die Woche arbeiten, nach Feierabend die Glotze anmachen,
am Wochenende mal ins Kino oder am Sonntag schick essen gehen, ihren
Bausparvertrag und ihre Riester-Rente abbezahlenein mal pro Jahr 2
Wochen Pauschalurlaub am Strand all-inclusive buchen, etc. Ihr
Interesse am aktuellen Politikgeschehen beschränkt sich auf ein Kreuz
alle paar Jahre ... und dieses Kreuz setzen diese auch noch nach dem
Prinzip, wessen Gesicht sie am ehesten die nächsten 4 Jahre im TV
ertragen können. Und das ist nun mal die Mehrheit der Deutschen. Und
diese haben vermutlich auch nichts zu befürchten, wenn sie überwacht
werden.

Aber wehe, man gehört zur Minderheit der "Unanständigen". Wehe, man
versucht alternativ zu leben, zieht in einen Bauwagen, macht seinen
Urlaub mit dem Rucksack, sorgt auf alternativen Wegen für seine
Altersvorsorge, ist vielleicht auch so noch politisch aktiv. Da
bekommt man sofort die ganze Macht der Staatsgewalt am eigenen Leibe
zu spüren - wie die Betroffenen der großen Wohnungsdurchsuchungen im
Vorfeld des G8-Gipfels.

Die "große Masse" findet das dann auch noch OK, weil die
Globalisierungsgegner sind ja eh alles nur "Spinner" und "keine
anständigen Leute".

Und hier sieht man die große Gefahr für Freiheit und Demokratie: Man
hat Angst davor, "unanständig" zu sein. Gestern gab es ja eine neue
Folge von Chaosradio. Ich habe leider zu spät eingeschaltet; aber in
dem ersten, was ich mitbekommen hatte, ging es darum, dass ein
Anrufer da ernsthaft sagte, er verschlüsselt seine Emails nicht, weil
er Angst davor hat, dann verdächtig zu sein und Repressionen
befürchtet.

Ich will nicht "anständig" sein. Ich weiß, für dieses Recht, auch
"unanständig" sein zu dürfen, haben viele Menschen in den letzten
Jahrhunderten unter Einsatz ihres Lebens hart gekämpft ... und jeder,
der sagt "Man muss halt anständig sein" tanzt auf den Gräbern dieser
Leute ...

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