Zuerst einmal freut es mich natürlich als ehemaligen Korbacher, dass mittlerweile auch in der Provinz schnelles Interent zu geben scheint. ;)
Grundsätzlich sehe ich hier eine Chance, insbesondere den jungen Leuten aus der Großstadt die Herkunft unserer Lebensmittel bewusst zu machen und Verständnis für die Landwirtschaft zu wecken.
Dabei muss man aber leider sehr vorsichtig sein, da sich gerade in diesem Gebiet auch viel Industriepropaganda finden lässt. Für Außenstehende ist das manchmal gar nicht so leicht zu verstehen, aber auch innerhalb der Bauernschaft sind die Fronten zwischen progressiven Biobauern und sich in ihrer Existenz bedroht fühlenden konventionellen Bauern teils verhärtet. Ich sehe das in meiner eigenen Familie: Der eine versucht, seinen Hof nach modernen Maßstäben und ökologischen Kriterien auszurichten, der andere fordert nach 2-3 Litern Bier die kollektive Vergasung aller Grünen, Umweltschützer und Biobauern. Dazwischen der Bauernsohn, der in sozialen Medien fleißig PR-Meldungen der Agrochemiekonzerne und Verbände verlinkt und behauptet, der einzige Weg, die Bevölkerung gut zu ernähren, bestände darin, die Bauern nach Lust und Laune alles spritzen zu lassen, was die Chemie so hergibt. Überdüngung, Insektenschwund und die negativen Folgen von Massentierhaltung wären selbstverständliche linke Propaganda mit dem Ziel, aus nicht näher erklärten Gründen den Bauern zu schaden.
Ich kann den Frust vieler Bauern verstehen, denn es ist ein harter Job, der immer weniger Geld abwirft. Selbst ein großer Hof wirft heute nicht mehr so viel ab, während die meisten kleineren Höfe aufgeben oder sich ins Nebenerwerbsgeschäft zurückziehen. Dass einige da trotzig werden und sich in die Heilspropaganda der Konzerne flüchten, ist wenig überraschend. Nur eine Lösung ist das nicht.
Für alle Nichtbauern heißt es hingegen: Mit Vorsicht genießen, und schauen, welche Agende verfolgt wird. Denn einige der Landwirte und Landwirtinnen in den sozialen Medien sind auch nichts anderes als Influencer, die die Message ihrer Sponsoren verbreiten.
PS: Was machen die Viehhalter in Korbach und Umgebung eigentlich in der Post-Wilke-Zeit? Ich kann mir vorstellen, dass längere Transportwege zu anderen Verwurstern die Preise nicht gerade positiv beeinflussen.