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  • donrazzi

202 Beiträge seit 06.02.2003

Unqualifiziertes Bahnbashing...

Sorry, aber einige der Posts hier (vorzugsweise die Grünen) legen
nahe, daß sie von Leuten stammen, die den Bahnhof allenfalls als
gutsortierten Zeitungskiosk wahrnehmen, denn als Abfahrtsort des
Verkehrsträgers Bahn. Soll heißen: Diejenigen, die am seltensten mit
der Bahn unterwegs sind, schreien am lautesten rum, was denn alles an
der Bahn schlecht ist, und schließen hier meist von singulären
Erlebnissen darauf, daß das bei der Bahn der Regelfall ist. Am besten
wird dann noch der letzte CeBIT-Besuch als Vergleich genommen
(Messesamstag, Züge 18:30 ab Hannover Hbf Richtung Osnabrück).

Nä, Leutz, so geht das nicht! Wenn Ihr die Bahn unbedingt bashen
wollt, dann müßt ihr schon häufiger unterwegs sein, als der
Weihnachtsbesuch bei Tante Uschi am zweiten Weihnachtsfeiertag. Ich
persönlich bin sehr viel mit der Bahn unterwegs, ich schimpfe auch
viel und irgendwann hört der Spaß auch bei mir auf, aber bei einigen
Posts erkennt der Vielfahrer halt, daß hier jemand schreibt, der kaum
Bahn fährt.

Warum?

Weil Vielfahrer irgendwann Strategien entwickeln, genannte Probleme
zu umgehen. Ein paar Beispiele:

1. Volle Züge

Vielfach wird hier im Forum beklagt, daß Züge einfach zu voll sind,
teilweise überbelegt. Als Lösung wird dann meistens präsentiert, die
Bahn könne doch einfach ein paar Waggons dranhängen. Leider kann sie
das nicht, was damit zusammenhängt, daß ein Zug irgendwann zu lang
wird, weil unterwegs Bahnsteige zu kurz sind. Und aus Bahnwaggons
gehts dann sehr tief runter.

Erfahrene Bahnfahrer umgehen das Problem überfüllter Züge dadurch,
daß sie nach Möglichkeit auf Tagesrandzeiten ausweichen, also sehr
früh oder sehr spät fahren. Sollte man doch mal zur Stoßzeit fahren
müssen, reicht oft eine rechtzeitige Reservierung eines Sitzplatzes
aus, auch mal auf die Gefahr hin, daß eine Reservierung verfällt,
weil man doch eine Bahn später nimmt...

Übrigens: Es ist erstaunlich, daß gerade im Rahmen von
Großveranstaltungen die Auslastung der Züge stark von Öffnungszeiten
oder ähnlichem im Rahmen der Großveranstaltung abhängt. Beispiel
CeBIT: Oft sind die Züge, die einen Takt später oder früher als der
nächste zur Schließzeit der Messe verkehrende Zug abfahren,
verhältnismäßig leer. Ähnliches gilt für Weihnachtsmärkte und
Volksfeste... Und bei Riesenveranstaltungen ist sowieso
Ausnahmezustand.

2. Gepäck

Gepäck ist auch so ein Ding. Vielfahrer passen irgendwann die
Verteilung ihres Reisegepäcks dem Verkehrsmittel Bahn an. Bedeutet:
Klamotten und ähnliches in den Koffer, Notebook, MP3-Player und
Digicam in den Rucksack. Den kann man dann auch mal mit zur Toilette
schleppen, wenn man nicht dem Sitznachbarn vertraut. Das Platzproblem
in den Regionalzügen nimmt die Bahn überigens derzeit in Angriff,
indem sie in neueren Zügen den Raum unter den Sitzplätzen besser
zugänglich macht. Leider wird das von vielen Bahnkunden noch nicht
richtig wahrgenommen, so daß man immer noch viel über Gepäck stolpern
muß, wenn man mit der Bahn unterwegs ist.

3. Verspätungen

Eine Verspätung wird umso schlimmer, um so mehr man sich über sie
aufregt. Als Vielfahrer nimmt man in aller Regel irgendwann
Verspätungen von unter zehn Minuten nicht mehr wahr. Aber auch bei
größeren Verspätungen empfiehlt sich, sich eben nicht aufzuregen,
sondern ruhig an die weitere Planung der Reise zu gehen: Nächsten Zug
raussuchen, sich ne Pommes kaufen und die anderen Reisenden
beobachten oder Zeitung lesen. Wirklich große Verspätungen, also 1h+,
kommen meiner Erfahrung nach zudem nur sehr selten vor, man sollte
sie daher eher annehmen wie einen Stau oder einen Unfall, der einem
ja auch beim Auto die Weiterfahrt verbaut.

Das sind hier jetzt nur ein paar Beispiele, die ich genannt habe, und
ich will hiermit jetzt nicht die Bahn in allen Tönen hochjubeln, auch
da gibt's 'ne Menge, die nicht rund läuft, aber ein paar Sachen, die
hier angesprochen wurden, lassen einfach nur darauf schließen, daß
die OPs nur selten mit der Bahn unterwegs sind, aber gehörig das Maul
aufreißen... Beim Auto muß ich mich auch daruf einstellen, irgendwann
an der Tankstelle anhalten zu müssen, oder einfach eine andere Route
wählen, um einen Stau zu umgehen. Wie ich diese Dinge angehe und sie
in meiner Reiseplanung unterbringe, ist meine Sache, aber nicht Sache
des Verkehrsträgers, den ich benutze.

Gute Fahrt,

DonRazzi
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