Ansicht umschalten
Avatar von Kanickel
  • Kanickel

mehr als 1000 Beiträge seit 17.09.2008

Früher war ich gegen eine zentrale Speicherung aller Daten, aber heute ...

Ich habe die andere Seite gesehen. Mit der massenhaften Speicherung
von standardisieren Krankendaten und Medikamenten könnten wir sofort
sehen welche Medikamente wirken und welche nicht. Welche Ärzte gut
sind, was Ärzte verschreiben usw. usw. Das elektronische Rezept würde
die ganze Zettelwirtschaft überflüssig machen. usw.

Natürlich ist so eine zentrale Speicherung mit großen Problemen
verbunden. Diesen müsste man mit entsprechenden Gesetzen und
Regelungen begegnen. Besonders interessant ist deshalb auch die
Faustregel (gelesen in der c't): "Je größer der Datenberg, desto
interessanter und wertvoller ist er weshalb die Wahrscheinlichkeit
der Diebstähle steigt." Vielleicht gibt es intelligente Verfahren,
wie man das Datenschutzproblem ein wenig entschärft, zum Beispiel
indem Patienten mit einer id identifiziert werden und die Zuordnung
zwischen id und Patient geheim bleibt und ggf. an einem anderen Ort
gespeichert wird. Aber es gibt sicher noch andere Möglichkeiten.

Im Vergleich zur Vorratsdatenspeicherung ist die zentrale Speicherung
von Krankenakten jedoch harmlos. Beispiel Untreue: In der Krankenakte
steht "Herpes". In der Vorratsdatenspeicherung steht genau wann ich
mit der Freundin oder Prostituierten telefoniert habe und meine Wege,
also wann ich wo (bei der Freundin im Hotel) war. Herpes kann man
sich überall holen.

Die möglichen Vorteile der Vorratsdatenspeicherung sind jedoch sehr
nebulös. "Terrorbekämpfung". Die Vorteile der zentralen Krankenakte
sind greifbar. Hauptsächlich würde sie große Transparenz in das
Gesundheitswesen bringen. Welche Methoden und Medikamente bringen
was, und wer verschreibt welche Dinge? 

Deshalb sollte sich niemand darüber Illusionen machen warum die
zentrale Krankendatenspeicherung nie kommen wird. Nicht, weil jemand
Daten schützen will (siehe Vorratsdatenspeicherung aber auch Polis
und ähnliche Datenbanken), sondern weil im Gesundheitswesen niemand
Transparenz will. Nicht die Ärzte, nicht die Krankenhäuser und schon
gar nicht die Pharma-Riesen.

Aber eigentlich sollten wir genau das fordern. Denn mit intelligentem
Data-Mining in den Krankenakten könnten wir herausfinden wo und wann
es Krankenheiten gibt. Und wo Cluster auftreten. Gibt es einen
Zusammenhang zwischen Pestiziden und Allergien? Besonders
langfristige Folgen sind so viel eher zu erfassen.

Schon längst gibt es die elektronische zentrale Krankenakte: Google
Health. Inzwischen auch aus Deutschland zugänglich. Sollte so etwas
nicht besser der Staat machen? 
Bewerten
- +
Ansicht umschalten