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180 Beiträge seit 06.07.2005

Das wird eh noch lustig mit der Gesundheitskarte.

In den meisten Praxen ist nämlich die EDV dermaßen gruselig
zusammengefrickelt, daß man sich nur wundern kann, wie sowas
überhaupt noch läuft.

* die Soft stammt oft noch aus dem DOS-Paläozoikum, nicht selten mit
einem "kilometerhohen Turm" an Extendern und gaaanz speziellen
Treibern drauf.

* wenn dann doch mal irgendwann eine Windowsportierung erfolgt sein
sollte, dann kommt dabei wiederum ein hochgradig proprietäres Etwas
heraus, das weder zu GUI-Konventionen unter Windows noch zur
Oberfläche der DOS-Vorgängerversion auch nur ansatzweise irgendwelche
Ähnlichkeiten hat.

* nicht nur die Oberflächen, sondern auch die darunterliegenden
Datenstrukturen sind höchstgradig proprietär und in keinster Weise
dokumentiert. Schnittstellen zum Im/Export von/in gängige Formate
sind ein absolutes Fremdwort.

* die Ansteuerung der Hardware wie z.B. Drucker oder Chipcardleser
erfolgt ebenfalls meist nicht standardkonform zum Betriebssystem,
sondern an selbigem vorbei mit im Programm integrierten Treibern, die
selbstverständlich nur jeweils die eine ganz bestimmte Hardware des
jeweiligen Systemhauses unterstützen.

* Die vorherrschende logische Netzwerkstruktur bei Praxissoftware
heißt Peer-to-peer, also der "Server" wird als Arbeitsplatzstation
mitgenutzt. Nicht selten MUSS es sich dabei sogar um diejenige
Station handeln, die in der Anmeldung sitzt und mit dem Chipcardleser
verbunden ist. Da diese Station am intensivsten lokal genutzt wird
und daher auch am häufigsten mal einen Hänger hat, ist mehrfacher
Komplettstillstand des gesamten Praxisnetzes pro Tag keine
Seltenheit.
Selbst wenn man das anders machen wollte, macht einem die Soft einen
Strich durch die Rechnung, da z.B. der "Server" gar nicht unattended
laufen kann, sondern eine lokale Anmeldung  an Windows (könnte man ja
noch in der Registry wegpatchen) und auch am Programm selber (da
ginge allenfalls mit Autohotkey oder so etwas) erfordert.

* die Hardware ist meist zusammengewürfelter Murks der alleruntersten
Kategorie, wird aber zu maßlos überzogenen Preisen verkauft.

* Datensicherung erfolgt auf vorsintflutlichen Medien, die
erfahrungsgemäß dafür nicht mal annähernd taugen (z.B. ZIP und
ähnlicher Schrott).
Der Einsatz von sinnvollen Sicherungsmedien wie z.B. Streamer wird
systematisch blockiert, z.B. indem irgendwelche Hintergrundtasks
selbst dann noch die Datenfiles exclusiv offenhalten (und damit dem
Zugriff der Backupsoftware entziehen), wenn sämtliche User abgemeldet
sind.

* die Art und Weise, in der das Netzwerk verkabelt wird, spottet oft
jeder Beschreibung. Nicht selten findet man sogar bei
Neuinstallationen(!) nach 2000 noch Netze, bei denen einfach irgendwo
ein RG58-Koaxkabel durch irgendwelche Ritzen zwischen Trennwänden,
Patientenliege und Deckenvergkleidung durchgefuddelt wurde. Da kaum
noch eine aktuell erhältliche Netzwerkkarte das unterstützt, wird
dann einfach hinter den Rechner ein Ethernethub mit Koaxport
hingeschmissen, das Steckernetzteil irgendwo ´reingeknallt und die
50cm zwischen Ethernetport des Rechners und dem Hub über ein
Patchkabel von 8m Länge an aufwärts überbrückt. Das Kabel wird dabei
nicht mal aufgewickelt, sondern einfach irgendwo unter die
nächstbeste Ecke gestopft, die dadurch automatisch zur "Dreckecke"
mutiert, da sich keine Putze mehr in die Nähe des Kabelverhaus traut.
Und das in einer Arztpraxis(!)

* Internetzugänge erfolgen über ISDN Dial-In bei sehr fragwürdigen,
in ihrem Leistungsumfang arg beschränkten (dafür um so teureren)
Providern. Firewalls sind dabei ein Fremdwort.

* die Dokumentation der Systeme tendiert gegen Null, im besten Falle
findet man eine wüste Zettelwirtschaft vor, wo zwar dutzendweise
irgendwelche unbedeutenden Rechnungen, Lieferscheine vom ISDN-NTBA
usw. als Loseblattsammlung zusammengeschmissen wurden, aber
elementare Dinge wie z.B. Netzwerkadressen oder Kennwörter für nicht
alltägliche Sachen (wo man ein PW halt auch mal schnell vergißt) sind
NIRGENDS notiert.

usw.
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