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  • sophist

mehr als 1000 Beiträge seit 11.04.2004

Herzlichen Glückwunsch Heise! - (vielleicht ein wenig OT)

Mal ein paar Gedanken zur Börse, Geldanlage, IT/TK-Branche, Neidern,
Spöttern, Besserwissern.

Jetzt ist es soweit. Die Klagewelle zur vielgepriesenen Volksaktie
rollt und man darf wohl Heise dazu gratulieren, nach oder neben SCO
über einen weiteren Prozess zu berichten, der den einen absurd und
überflüssig, den anderen wohl willkommen erscheint.

Ich plädiere bereits jetzt schon für eine eigene Seite bei Heise zum
Verlauf  dieses Prozesses (analog "SCO-Schwanz"). Vielleicht läßt
sich auch der "Sonderberichterstatter für Kurioses und Monströses",
Herr Detlef Borchers, (vgl. SCO, Mautsystem) zu diesem Thema
einspannen. Ich würde es begrüßen, möchte aber den festangestellten
Heise-Redakteuren damit nicht vors Schienbein treten;-)

Nun! Worum geht es eigentlich?

Da klagen zigtausende vermeintlich geprellter, sicher aber
enttäuschter Eigentümer von T-Aktien der dritten Emission gegen die
Telekom, beteiligte Banken und sogar Herrn Sommer persönlich.
Begründung: Unrichtige oder fehlende Angaben im zur Drittemission
aufgelegten Prospekt. Bis zu zwei Dutzend Mängel werden geltend
gemacht, allen voran eine überhöhte Immobilienbewertung sowie
unzureichende Angaben zur geplanten Übernahme von Voicestream.

Nichts Genaues ist bekannt. Es wird in den Heise-Foren und auch
anderswo wild spekuliert. Da reichen die Meinungen von "Selber
Schuld" bis hin zu einer genauen Voraussage des Prozessausganges und
des Aktienkurses.

Dazu mal ein paar Fragen:

Waren denn die jetzt klagenden Aktionäre selbst schuld?

Ist es verwerflich, mit Aktien zu spekulieren?

Wurden denn diese Papiere nur zum Spekulieren erworben, um sie später
schnellstmöglich und maximal gewinnbringend zu veräußern?

Wurden diese Aktionäre nicht von Anlageberatern aus dem Finanz- und
Versicherungsbereich zum Kauf dieses Papiers verleitet? Falls ja,
werden diese aufgrund Falschberatung auch verklagt?

Wurde die T-Aktie nicht bereits bei der Erstemission als sog.
"Volksaktie" beworben? Was ist denn unter einer Volksaktie zu
verstehen?

Wurde die T-Aktie nicht als "sichere und langfristige Anlage für
jeden" beworben? Hat hier womöglich Ron Sommer und sein Ex-Kumpel
Gerhard Schröder gelogen? War die ganze Werbekampagne nicht ein
großangelegter Bluff?

Stimmt es denn nicht, daß mit Papieren der ersten und zweiten
Emission und geschicktem Umgang nicht stattliche Gewinne
erwirtschaftet wurden?
Hat dies die Käufer der Drittemission womöglich zum Kauf verleitet?

Stimmt es denn nicht, daß gegen die Telekom ein Strafverfahren läuft,
worin die Immobilienbewertung auf Richtigkeit untersucht wird? Hat
diese denn überhaupt Auswirkungen auf den Ausgabepreis der
Drittemission?

Stimmt es denn nicht, daß damals der DAX zweimal korrigiert werden
mußte, weil Papiere der Telekom und Siemens/Infineon überbewertet
waren? Stimmt es denn nicht, daß sich hiergegen einflußreiche Kräfte
aus Politik und Wirtschaft zunächst vehement gegen stemmten und die
Korrektur teilweise erst mit zweijähriger Verspätung erfolgte?

Stimmt es denn nicht, daß die Telekom ein neues Unternehmen gründete
(T-Online) und dieses nach meiner Meinung nach kurzer Zeit wieder
eingliedern will?

Hat man die Entwicklung von VoIP nicht absehen können? Hat man beim
Kauf von Voicestream (als GSM-Netzanbieter) bereits über UMTS, WLAN
und VoIP nachgedacht, zu einem Zeitpunkt als man bereits neben der
dritten Generation (UMTS) schon über die vierte nachdachte (connect
und diverse andere Zeitschriften berichteten damals ausführlich)?

Was ist von einem Unternehmen wie der Telekom denn zu halten? Ein
Unternehmen, das immer wieder mit Dialergeschichten und fehlerhaften
Abrechnungen in Verbindung gebracht wird?

Was ist generell von "global playern" der TK-Landschaft zu halten?
Bedenkt man die "Bilanzspassetteln" um MCI/Worldkom?

Was ist generell von IT-/TK-Unternehmen zu halten, die an der Börse
notiert und im Einzelfall überbewertet waren/sind?

Was ist dann ggfs. von Börsenindizes zu halten, an der sich auch
andere Geldanleger außerhalb der IT-/TK-Wirtschaft orientieren?

Treibt dieses Gerangel um Telekom, MCI, Infineon, auch MS mit seinen
diversen Wehen und Klagen, Anleger nicht aus der Börse? Falls ja,
wohin? Zu Banken und Versicherungen? Banken, die womöglich nun auch
in die Prozessflut um die T-Aktie involviert sind?

Oder besinnen sich die privaten Geldanleger gar auf Unternehmen, die
nicht der strengen Börsenaufsicht unterliegen (grauer Kapitalmarkt)?
Falls ja, liegt es daran, daß Steuervorteile bei Kapitalanlagen wie
Lebensversicherungen und Immobilien gekürzt wurden bzw. werden?

Ist der graue Markt besser, wenn man schon großen "Börsen-Playern"
nicht mehr trauen darf?

Ist es richtig, daß sukzessive Anteile des Bundes an Telekom, Bahn
und Post schnellstmöglich verkauft werden, um Finanzlöcher zu
stopfen? War dieses Tafelsilber nicht zur Abdeckung der Pensionen der
ehemals bei der Deutschen Bahn und Bundespost beschäftigten Beamten
gedacht?

Welches Vertrauen hat den der "kleine" Privatanleger in den "Staat"
und von ihm anerkannter sowie anempfohlener Institutionen
(mündelsicher, langfristig, sicher)?

Welches Vertrauen haben denn institutionelle Anleger in Unternehmen
der hiesigen Wirtschaft, betrachtet man die Prozesse um Ackermann,
Esser und Co.?

Hat das nicht alles auch Auswirkung auf die derzeit vorherrschende
Wirtschaftslage, insbesondere den Arbeitsmarkt (in der
TK-/IT-Landschaft)?

Zugegeben! Das ist nur eine Art brainstorming, eine Ansammlung
diverser Fragen. Aber ist es denn mit einem saloppen "Selbst Schuld"
zu dieser und jeder Meldung einfach getan? Ich denke, nein!

sophist

(Schreibfehler bitte ich zu entschuldigen)   





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