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  • Recluce

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Re: US-Toplader vs. deutsche "Toplader"

Michael Meyer schrieb am 29.09.2016 15:15:

Talis schrieb am 29.09.2016 14:41:

Geht es jetzt um Toploader im Allgemeinen?

Hierzulande bezeichnet ein Toplader eine Waschmaschine mit Trommel mit horizontaler Achse - die aber anstelle über einer Türe mit Bullauge in der Front über eine Klappe in der Trommelwand von oben beladen wird. Abgesehen von der Türe sind die DInger funktionsgleich mit Frontladern ("mit Bullaugentüre"). Sie sind, wegen beidseitiger Lagerung der Trommel, mechanisch etwas langlebiger und benötigen meist weniger Stellfläche - aber die Beladung durch die Luke von oben ist eben gewöhnungsbedürftig. Und man kann der Wäsche eben nicht beim Waschen zusehen...

US-Toplader (hierzulande "Bottichwaschmaschine", siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Waschmaschine#Bottichwaschmaschine) sind völlig anders gebaut. Die Welle ist senkrecht, d.h. die Wäsche fährt Karussell und in der Mitte sitzt ein Quirl, genannt "Agitator", der die Lauge ein bischen umrührt. Braucht Unmengen von Wasser und Waschmittel - und zerreisst auch ganz gern mal die Wäsche. Das ist ungefähr so effizient und funktional, wie der Wäsche ein Vollbad in der Badewanne einlaufen zu lassen - und dann mit dem Schneebesen umzurühren. Nicht selten darf man bei den Maschinen auch noch selbst die Uhr stellen, wann Waschmittel oder Weichspüler zugegeben werden müssen.

Falls Bottichwaschmaschinen am Ende noch einen Schleudervorgang durchführen wollen, kann es da durchaus Probleme geben. Maschinen mit horizontaler Achse können, wenn nötig, beliebig oft die Wäsche neu verteilen um Unwuchten auszugleichen. Dazu wird die Drehzahl langsam auf ca. 100 Upm erhöht, wobei sich die Wäsche an der Trommelwand verteilt und anlegt. Dann wird die Unwucht gemessen, und falls sie niedrig genug ist, wird geschleudert. Bei zu hoher Unwucht wird der Vorgang abgebrochen, die Wäsche neu gemischt und das ganze von vorne begonnen.

Bei horizontaler Achse (Bottich), kann die Maschine die Wäsche nicht neu verteilen - sie hat nur einen Versuch. Dieser eine Versuch schlägt gerne fehl, wenn große Wäschestücke in der Maschine sind, die sich nicht verteilen lassen, oder die Stücke stark unterschiedlich Wasser aufgenommen haben: dann ist zwar die Wäsche schön verteilt, aber nicht deren Gewicht. Wenn dann die Unwuchtmessung versagt, und die Maschine hohe Schleuderdrehzahlen anvisiert, die bei dieser Unwucht nicht mehr erlaubt sind, dann kann sich die Maschine mechanisch zerlegen - und je nachdem, wie viel Wäschegewicht in der Maschine ist, kann in deren Trägheit recht viel Energie stecken. Der Begriff "Explosion" ist zwar sicher nicht angebracht - aber das Endergebnis mag vergleichbar aussehen.

Der im Artikel beschriebene Sachverhalt passt recht gut zu einer fehlgeschlagenen Unwuchtmessung mit darauffolgender überhöhter Schleuderdrehzahl. Un da es sich um ältere Maschinen handelt, ist (meine Vermutung) wohl die Unwuchtmessung nicht langzeitstabil - was plausibel ist, da die Unwucht meist irgendwie indirekt gemessen wird (z.B. über Schwankungen der Motordrehzahl oder einen Vibrationssensor).

(ja, ich habe mal Waschmaschinen mitentwickelt)

Man sollte erwähnen, dass die maximalen Schleudertouren der amerikanischen Bottichmaschinen mit Agitator bei 300 bis 400 rpm liegen. Die Wäsche ist damit kaum trockener als vor dem Schleudern, sie tropft nur nicht mehr. Der Agitator bietet zudem noch den Spaß, dass sich ein großer Teil der Wäsche in einem gordischen Knoten um selbigen zu wickeln scheint.

Modernere Samsung Bottichmaschinen verzichten auf den Agitator und versuchen die Waschwirkung durch Trommeldesign (und keine Ahnung was sonst noch für Tricks) zu erreichen. Das Problem könnte sein, das Samsung bei seinen Geräten 1100 rpm beim Schleudern versucht. Da kann ich mir vorstellen, dass das bei vertikaler Trommel und genügend Unwucht gerne in die Hose gehen kann.

Man sollte auch nicht vergessen, dass die Amis gerne Kram waschen, der vielleicht besser den Schleudergang nicht sehen sollte, z.b Turnschuhe (selbst beobachtet).

Mein Haus in Kanada kam, wie dort üblich, komplett mit Waschmaschine und Trockner. Der Trockner ist gut, die Frigidaire Waschmaschine ist maximal "geht so", obwohl es sich um einen Frontlader handelt. Keine interne Heizung (heiß = Warmwasser auf, kalt= Kaltwasser auf, warm = beide Zufüsse auf), maue 1100 rpm Schleuderleistung, nur wenige Waschprogramme. Zu gut zum direkten Wegwerfen, zu schlecht um auch nur im geringsten gegen unsere Miele in Deutschland anzustinken.

Dazu kommt, das die Warmwassertemperatur bei uns aus Sicherheitsgründen (Kinder) auf 55°C gedeckelt ist. Heißer waschen geht nicht. Wenn das Teil irgendwann Knack sagt, gibt es eine Miele. Für deren Anschluß braucht es dann allerdings einen Elektriker: die nordamerikanische Waschküche hat genau einen Starkstromanschluß - und den belegt der Trockner. Für die Waschmaschine bleibt nur ein 120V Anschluß mit maximal 15 Ampere, maximale erlaubte Geräteleistung an so einem Anschluß sind 1650W. Die Miele braucht in der Regel einen 240V Anschluß (Zweiphasenwechselstrom, 180° Phasenwinkel, 120V/15A pro Phase), maximal 3300W Leistung.

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