Es wäre hilfreich zu erwähnen, dass es mindestens drei E-Mail-Affären um Hillary Clinton gab. Als da wären:
1. der Umstand, dass Hillary Clinton als Außenministerin unter Obama dienstliche Mails über einen (potenziell?) unsicheren privaten Server laufen ließ,
2. der Umstand, dass E-Mail-Accounts aus dem Clinton-Lager nach ihrem Ausscheiden aus Obamas Kabinett gehackt und E-Mails von Clintons Wahlkampfteam im Wahlkampf 2016 von Wikileaks veröffentlicht wurden, und
3. die Affäre um den ehemaligen Repräsentantenhaus-Abgeordneten Anthony Weiner aus New York.
Weiner hatte unter dem Pseudonym Carlos Danger ein Doppelleben geführt und Bilder von seinem Schwanz im Internet verbreitet. Deswegen ermittelte das FBI gegen ihn. Im diesem Zusammenhang hatte das FBI letztes Jahr einen Computer beschlagnahmt, der auch von Weiners Frau benutzt worden war.
Das FBI hatte nur wegen Affäre Nr. 1 gegen Clinton ermittelt und die Ermittlungen eigentlich abgeschlossen. Da Weiners Frau aber in Clintons Team arbeitete, sah sich der FBI-Chef veranlasst, dem Kongress wenige Tage vor der Wahl formell mitzuteilen, dass man die auf den wegen Affäre Nr. 3 beschlagnahmten Rechnern gefundenen E-Mails auf Hinweise wegen Affäre Nr. 1 untersuchen wolle, was aber schon rein zeitlich bis zum Wahltag gar nicht möglich gewesen wäre.
Die Details dürfte jeder Interessierte in epischer Breite bei Wikipedia nachlesen können.
Ich finde es bemerkenswert, dass diese Details so gut wie nie erwähnt werden, wenn in den Medien von "der E-Mail-Affäre" die Rede ist. Kann es sein, dass die andauernd "Fake News!!!" schreiende selbsternannten Qualitätsjournalisten die Geschichte für zu kompliziert halten, um die dem Publikum tatsachengetreu zu präsentieren?
Ich halte nicht viel von Hillary Clinton, aber die sogenannte E-Mail-Affäre bewerte ich mittlerweile als gigantische Schmierenkampagne, bei der die Mainstream-Medien beiderseits des Atlantik sich alles andere als mit Ruhm bekleckert haben.