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  • DonCalzone

mehr als 1000 Beiträge seit 20.07.2007

Wenn die Gier jeden Verstand ausschaltet... ("Blaues Hufeisen liebt Facebook")

Meine Güte, jetzt wird sich über Insiderhandel und die Emission und
die Großbanken echauffiert und geklagt wird auch, weil die Aktie in
der ersten Woche Verlust eingefahren hat.

Aber das war doch alles vorherzusehen...

Nur hat die Gier jeden Verstand mal wieder ausgeschaltet.

Ein Unternehmen, bei dem die Kunden das Produkt sind, soll mehr Wert
haben als ein Weltkonzern wie Siemens oder Volkswagen? Da frage ich
mich ernsthaft, wer die Tür von der geschlossenen Psychiatrie mal
wieder offen gelassen hat. Welche veräußerbaren Kapital- und
Vermögenswerte stehen dem Unternehmen denn gegenüber? Wer in den
Börsenprospekt reinschaut, ist gleich mal schlauer:
http://sec.gov/Archives/edgar/data/1326801/000119312512034517/d287954
ds1.htm
Da bleibt nach den Einlagen der Investoren nicht mal annähernd genug
übrig, um einen Emissionswert von $38 je Aktie zu rechtfertigen. Und
das erkenne sogar ich als Börsenlaie...

Auch bei der Risikobewertung merkt man sofort, dass das Ganze auf
tönernen Füßen steht und ein einziges Kartenhaus ist: 17 Seiten lang
wird mit allerlei Euphemismen aufgezählt, was alles den
geschäftlichen Erfolg und damit den Börsenwert von Facebook schmälern
wird und mit dabei sind jede Menge Punkte, die bereits seit längerem
diskutiert werden und die von Zuckerberg und seinen Konsorten bislang
immer schön unter den Teppich gekehrt worden sind (v.a. Datenschutz).
Ich sag es mal so: Wenn man einen Herrn Winterkorn fragen würde, wo
die Geschäftsrisiken für Volkswagen liegen, dann bekommt man
wahrscheinlich als Antwort: 'Das niemand mehr ein Auto kaufen wird.'
Und selbst dann könnte VW noch binnen 3-4 Jahren seine
'Nebenkriegsschauplätze' ausbauen und weitermachen.
Und Facebook? Die haben schon allein Angst, das es keine neuen Nutzer
mehr gibt. Und andere Geschäftsbereiche als seine Nutzer zu verkaufen
hat FB auch nicht.

Wer mit Verstand hat da bitteschön auch nur eine Aktie geordert?

Das es gleich am ersten Handelstag Chaos pur gab, liegt auch in der
Natur der Dinge: Stornierungen wurden ignoriert? Klar, der Händler
wollte Gebühren einnehmen. Wäre nicht so doll gewesen, erst die ganze
Zeit zu rödeln wie ein Blöder und dann gar nichts umzusetzen weil so
mancher seine Order nach einem Blick ins Prospekt gleicher wieder
storniert hat.
Den Reibach haben die Großbanken gemacht, über die Gebühren und
Provisionen und GS ist einen Teil seiner Papiere auch gleich
losgeworden, kaufte sie dann billiger wieder zurück und uns verkauft
man das als generöse Stützungskäufe um den Kurs zu stabilisieren. Der
Gedanke dabei ist doch, genug Leute bei Laune zu halten und nicht
gleich die Blase ganz platzen zu lassen.

Meine Einschätzung: Facebook's Aktienkurs wird über die nächsten 12
Monate weiter nachgeben und sich dann bei einem realistischen
Kursziel von $3.8 bis $5.0 einpendeln, die Großbanken haben ihren
Reibach gemacht und werden die Kursverluste quartalsweise
steuermindernd als Abschreibungen verbuchen. Wohlwissend, das das ein
rein von ihnen selbst generierter Phantasiewert war. 
Die Fonds gleichen ihre Verluste mit anderen Buchwerten aus.
Nur die Kleinanleger, die vom Hype angesteckt und total ahnungslos da
reingegangen sind, die verlassen das Casino sprichwörtlich in der
Unterhose und dürfen sich einen zusätzlichen Job suchen.
Zuckerberg hat Cash eingenommen - er wird es in Sachwerte stecken.
Und wenn Facebook das Kursziel erreicht hat, werden Microsoft und
Google ihre Anteile aufstocken. Dann steigen wieder die Großbanken
ein und werden an der Übernahmeschlacht zwischen den beiden wieder
Millionen verdienen.

"Die Bank gewinnt immer." - das war immer so und wird immer so sein.
Und sie verdient immer an der Dummheit derer, deren Gier größer ist
als der Verstand.

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