Ansicht umschalten
Avatar von smallnets
  • smallnets

163 Beiträge seit 28.07.2010

Re: damit wird das Ziel nicht ereicht

jilse schrieb am 5. Juni 2013 18:20

> smallnets schrieb am 4. Juni 2013 22:20
> > Ich halte den Preis für heftig, er spiegelt aber m.E. wohl auch den
> > Ausbauaufwand im Zugangsnetz wieder. Bandbreitenpreise für den
> > Großhandel findest du bei DE-CIX hier:
> > 
> > http://www.de-cix.net/products-services/de-cix-frankfurt/globepeer/

> Du laesst ausser acht, das sman erst einmal am DE-CIX sein muss,
> sprich Infrastruktur (Leitungen) benoetigt, um das eigene Netz 
> ans DE-CIX anzubinden. 

Das habe ich ja auch erwähnt und deshalb mein (eingeschränktes)
Verständnis für den Preis kundgetan. Ich sehe vor allem im
Zugangsnetzausbau - und hier "mauert" die Telekom leider. Die
Bemühungen zu VDSL Vectoring gehen genau in die Richtung:
Verminderung neuer Investitionen anstatt Aufbau einer leistungs- und
zukunftsfähigen Infrastruktur (Feldweg Vectoring statt Autobahn
FTTH). Das überlasst man dann den Stadtwerken und EVUs, die auch auf
dem Land ausbauen (wo es sich doch angeblich nicht rentiert).

> Wenn man einige Hundert Kilometer vom
> naechsten DE-CIX Standort entfernt sitzt, ist allein das bereits
> ein erheblicher Kostenfaktor (nein, das DE-CIX Peering selbst

Nein, die huntert Kilometer sind "billig" (bitte im Vergleich sehen).
Da bekommt man auf eine Faser 40 / 80 / 196 Kanäle á 100Gb/s drauf.
Da liegt genug rum. Das kann man sich zur Not von
Verteilnetzbetreibern (vor allem Gasnetze) mieten.

> kommt da noch drauf), und dann muss man noch beachten, dass man
> allein mit einem "public peering" am DE-CIX noch nicht das gesamte
> Internet erreicht (auch nicht unbedingt alle Netze aller am DE-CIX
> vertretenen Provider), man benoetigt zumindest als kleiner oder 
> mittlerer Provider dann also auch noch seperat hinzuzukaufenden 
> Upstream (ggfs. kann man da noch Kosten sparen, wenn man den zuge-
> hoerigen Link innerhalb der Rauemlichkeiten vom DE-CIX verlegen 
> lassen kann, so dass zumindest keine zusaetzlichen Leitungskosten
> anfallen ...). Auch wenn das vielleicht nicht auf die Telekom zu-
> trifft: deswegen muss die Telekom noch immer nicht billiger anbieten,
> als es die Konkurrenz (bei der diese Kosten existieren) es koennte.

Die Telekom verdient, im Gegensatz zu kleineren Anbietern, am Traffic
selbst. Mit den wirklich großen wird gepeert - das kost' 'nur' die
Infrastruktur, und die kleineren Zahlen für die
Durchleitung/Einspeisung (IP-Transit). Damit existiert das
zweiseitige Geschäftsmodell im Prinzip schon. 

Die CDN Anbieter bezahlen Transporteure / Netzanbieter. Diese rechnen
dann untereinander ab, oder lassen es im Falle Peering halt eben
bleiben. Das nennt sich dann "Bill & Keep" im Gegensatz zu "Calling
Party Pays". Diese Abrechnungsregime habe ich, glaube ich zumindest,
schon anderswo angeführt. Während "Bill & Keep" ein typisches
Internet Geschäftsmodell ist, ist "Calling Party Pays" ein altes
Telefonregime (der ITU, in den 50er Jahren festgelegt). Im Grinde
genommen kann eigentlich kein vernünftiger ein "Calling Party Pays"
im Internet wollen, die Abrechnungsbeziehungen wären viel zu
kompliziert, die Nachweisführung exorbitant teuer. Man müsste ja
jeden Content bis auf Paketebene verfolgen, IP-Adressen der
Quellen/-Ziele reichen da nicht.

Die Telekom und andere Telcos haben über ca. 2 Jahrzehnte verpennt,
ein (für sie)vernünftiges Geschäftsmodell für das Internet
aufzubauen. Alle waren auf Ihr "Asset" Netz fixiert. Verdient haben
sie aber schon zu Zeiten des Telefonnetzes mit den Diensten. Dem
Kunden ist das Netz ziemlich egal, wenn nur seine Dienste
funktionieren. Der Kunde möchte nicht für's Netz zahlen, sondern für
den Dienst.

Große Inhalteanbieter und Unternehmen die international auftreten
zahlen an die Dienstleister, die es schaffen Ihre Inhalte möglichst
schnell und effizient an den "Endkunden" zu bringen. Im allgemeinen
internationale CDN Betreiber (akamai, limelight, ...). Diese CDN
Betreiber bezahlen dann wieder die Telkos. Das ist dann ein recht
übersichtliches Gebilde von Abhängigkeiten und Rechnungsbeziehungen.
Bei "Bill & Keep" als Regime sind wir damit dann durch. Dann müssen
die Telkos halt eben im Wettbewerb mehr von den CDN Beteibern
kassieren, fertig ist der Lack. 

Die Telcos haben gepennt und das CDN Geschäft verschlafen. Außerdem
sind sie durch ihre Konzentration auf die Netze viel zu lokal.
Visionäre haben gefehlt - oder wurden in die Wüste gejagt weil sie
Geld ausgeben wollten, dass sich erst in "weiter" Zukunft bezahlt
macht. Genau so verpennt die Telekom derzeit den Glasfaserausbau. 10€
pro Haushalt und Monat sind ein Haufen Geld im Laufe eiunes Jahres.

Das gilt dann heute nicht nur mit der Einschränkung auf CDN sonder
umfasst Telefonie, Video- und Musikstreaming, Verkaufsplattformen,
.... Nicht, dass jeder Telko alles das machen müsste, aber man hat
die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Jetzt will man zu einem "alten",
wohlbekannten Abrechnungsregime (und das dann noch möglichst
reguliert, wie beim Telefon) zurück - ohne zu erfassen, was das
wirklich bedeutet. Wenn der Abruf einer Seite zu für den Kunden nicht
nachvollziehbaren Kosten führt (und das ist so bei
Volumenabrechnung), wir der Dienst inattraktiv und alle verlieren,
die Telkos inklusive. 

"Calling Party Pays" wurde übrigens schnell zu "Sending Party Pays"
umformuliert. Denn irgendwann haben die Telkos begriffen, dass die
Calling Party schießlich ihre Endkunden sind... Also weicht man dann
an dieser Stelle gerne vom alten Regime ab.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten