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mehr als 1000 Beiträge seit 07.01.2000

schöne alternativen zum kosmologischen standardmodell

vorweg:
die beiträge von alkalamba sind absolut zu empfehlen für alle, die
ernsthaft interesse am thema haben.

was alkalamba nicht erwähnte, ist die tatsache, daß es zum
mainstream-modell (dem kosmologischen standardmodell) durchaus
ernstzunehmende alternativen gibt. eine dieser alternativen, das
ekpyrotische modell (bzw. seine erweiterung zum sog. zyklischen
modell) sei hier kurz angerissen.
wer mehr darüber wissen möchte, sei auf eine deutsche seite,
http://www.abenteuer-universum.de/kosmos/ekpy.html, sowie auf die
seite
http://wwwphy.princeton.edu/~steinh/, des urhebers paul j. steinhard
(von der uni princeton) verwiesen. (wobei ich allerdings einige
formulierungen der deutschsprachigen seite für unglücklich halte.)

was mich persönlich besonders für die ekpyrosis-vorstellung einnimmt,
ist ihre konsistenz, die einige zentrale "unschönheiten" des
standardmodells beseitigt.
der m.e. größte intellektuelle makel des standardmodells ist der
"urknall" selbst. die annahme, daß es einen zustand unendlicher
energiedichte und unendlich kleiner ausdehnung gegeben habe, ist
zutiefst unphysikalisch und läßt sich nur mittels eines glaubensaktes
akzeptieren. (daß dieser glaubensakt sich hervorragend in die
monotheistischen lehren einbetten läßt, mag eine psychologische
erklärung für die "beliebtheit" des standardmodells liefern.)

dagegen bietet die ekpyrosis eine intellektuell überaus elegante (und
glaubensneutrale, wenn auch etwas buddhismusfreundliche) darstellung
für die entstehung des universums, wie wir es kennen, ohne diese
entstehung mit dem anfang von zeit und raum zu identifizieren.

ein weiterer angenehmer zug ist der wegfall der notwendigkeit solcher
entitäten wie "dunkler materie", "dunkler energie" und "inflation".
ihnen haftet der beigeschmack von ad-hoc-patches an - sie werden
nicht von einer physikalischen theorie vorhergesagt; alle
teilchenphysikalischen versuche zur entdeckung potentieller
komponenten der dark matter (zuletzt die suche nach "axionen", siehe
http://www.physorg.com/news114773143.html) sind bisher ergebnislos
verlaufen.
kein gebiet der physik außerhalb der kosmologie hat eine theorie zur
hand, die konstituenten mit eigenschaften postuliert, wie sie für die
dark matter und die dark energy benötigt werden.

ein weiterer topos, der den skeptiker auf den plan ruft, ist die
tatsache, daß das standardmodell zwar einerseits so unerhörte,
geradezu revolutionäre entitäten wie die drei genannten postuliert,
aber andere ansätze zur erklärung der beobachtungsdaten unerwähnt
läßt.
wer sagt z.b., daß das gravitationsgesetz auf großer, kosmologischer
skala derselben formel gehorcht wie auf kleinerer skala?
wer sagt, daß der abfall der supernova-helligkeiten, der als
entfernungsmaß für die entferntesten galaxien herangezogen wird und
worauf die annahme basiert, daß die kosmische expansion sich
beschleunigt, gut genug bekannt ist? auch hier sind in letzter zeit
indizien angefallen, die nachdenklich stimmen sollten. (siehe z.b.
http://www.physorg.com/news114269153.html)

und schließlich: wer sagt, daß wir uns tatsächlich "nur" in einer
vierdimensionalen raumzeit gemäß ART befinden?
die stringtheorie benötigt 11 dimensionen, um zu funktionieren.

sicher, die stringtheorie ist noch nicht ausgereift. sie kann uns
noch keine falsifizierbaren voraussagen liefern.
doch kann das das standardmodell? liefert es
falsifikationsmöglichkeiten für inflation, dark energy oder dark
matter?

als letztes mittel, wenn konkurrierende theorien gleich
erklärungsmächtig sind, greifen die wissenschaftler gerne zu einem
philosophischen kriterium, zu "occam's razor". bei licht besehen ist
dies ein ästhetisches kriterium: "entia non sunt multiplicanda
propter necessitatem" - "nehmt nicht mehr ingredienzien als
erforderlich". deshalb wird z.b. einsteins ART der "projektiven
einheitlichen feldtheorie" des ernst schmutzer vorgezogen: die ART
kommt mit vier dimensionen aus, wo schmutzers theorie fünf aufwendet.
toll, werden jetzt einige sagen, und warum sollen wir dann 11
dimensionen abkaufen?
meine natürlich völlig unmaßgebliche antwort: weil ich es lieber mit
11 dimensionen zu tun habe (und den ganzen windfall-profiten der
stringtheorie dazu) als mit der zumutung eines anfangs aller zeiten.
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