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  • Ulriko

mehr als 1000 Beiträge seit 26.06.2001

Ungenauigkeiten/Zusatzinfos

Aus der Meldung:

> Graphen, das dünnste Material der Welt

Dicke ist keine Stoffeigenschaft, man kann auch Eisen
oder andere Stoffe verschieden dick darstellen. Wichtig
ist einmal, wie leicht sich dünne Schichten herstellen 
lassen. Und wichtig ist natürlich, wenn der Name eines
Werkstoffs nur für eine einatomige Lage benutzt wird.
Es wurden aber auch schon einatomige Lagen anderer
Stoffe dargestellt. Schließlich ist noch relevant, wie
stabil so eine einatomige Lage ist, und erst das ist
hier der Clou.

> besteht aus nur ein Atom dicken Schichten, ist aber 
> zugfester als Stahl

Das Nebeneinanderstellen der Aussagen "besteht aus nur 
ein Atom dicken Schichten" und "zugfester als Stahl" mit 
dem Wort "aber" suggeriert, dass das eine erstaunliche
Kombination zweier Sachverhalte ist. Die Zugfestigkeit
ist jedoch eine relative Größe (sonst gäbe es auch keine
Zugfestigkeit von Stahl allgemein, ohne Angabe eines
Querschnitts). Die Annahme, dass Graphen tatsächlich
"makroskopische" Kräfte in Richtung der Ebene aushielte 
wäre verkehrt. Daher ist dieser Satz irreführend.

> fast durchsichtig

Viele Materialien sind fast oder ganz durchsichtig,
wenn sie sehr dünn vorliegen. Manche sogar, wenn sie
dick sind.

> Der Rohstoff für Computer, Elektronik und Verbundwerkstoffe 

Es handelt sich nicht um einen Rohstoff i.e.S. (er findet
sich so nicht bereits im Bergwerk o.ä.), sondern um ein
Ausgangsmaterial. Es ist auch nicht "der" Rohstoff für
die genannten Entitätstypen, sondern lediglich einer von
vielen, und er ist auch nicht essenziell, vielmehr ging es 
sogar ziemlich lange ziemlich gut ohne dieses Material. Es
handelt sich vielmehr um ein relativ neues Material, das 
an einigen Stellen für die genannten Produkte, in der oben
genannten Branche und für die genannten Stoffe Einsatz
findet.

> lässt sich auf überraschend simple Weise in großen Mengen 
> herstellen.

Da die meisten Menschen wie auch die Heise-Autoren und die 
Leser dieses Forums über keine Erfahrungen mit der Leichtigkeit
der Herstellung (Rohstoffe herstellen?) von Werkstoffen
verfügen, kann es auch kaum jemanden überraschen (dazu benötigt
man Referenzen), zumal diese Aussage auch nur behauptet, nicht 
aber qualifiziert wird, so dass es für echte Überraschung auch
keinerlei Basis gibt. Ebenso gibt es keinen zwingenden Grund,
warum der Stoff besonders schwierig (im Vergleich zu anderen
Stoffen) _herzustellen_ sein sollte. Manche Stoffe kann man 
leichter in dünnen Schichten darstellen, manche schwerer, manche 
(nahezu) gar nicht. Erstaunlich war hier vielmehr, dass diese 
einlagige Kohlenstoffschicht auch praktisch stabil war, da 
strikt zweidimensionale Strukturen thermodynamisch instabil 
sind.

Ulriko

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