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  • Baerchen

64 Beiträge seit 07.01.2000

Re: mobilcom? was haben die eigentlich gemacht?

>Das ist schon klar. Nur diese Unternehmen haben ja echte Werte, z.B.
>eigene Züge. 

Das kommt drauf an was du unter "eigene Werte" verstehst.
"Eigenes Netz - nein. Aber um mal einen weiteren Vergleich zu
bemühen: 
Neckerman und TUI haben auch keine eigenen Flugzeuge, kaum eigene
Hotelanlagen (im Sinne von "grundbuchamtlich eingetragen") sind
trotzdem größter Urlaubsreisen-Anbieter. Es kommt nicht drauf an ob
du ein Flugzeug / Hotel / Netz hast sondern daß du es vermarkten
kannst.

Der eigentliche Netzbetreiber (Flugnetz, Funknetz, Schienennetz) ist
nur eins der Kettenglieder.

>Das mit der Mobilkom kam mir so vor, als würden die nur
>Bahnfahrkarten weiterverkaufen. 

Der eigentliche Kernbetrieb eines Netzes (Unterhalt, Pflege, Ausbau
von Flugnetz, Funknetz, Schienennetz) ist ein Teil der Wahrheit -
d.h. also der NO-Part.

der andere wichtige Teil ist es jedoch, das Zeug zu vertrieben und
zur Nutzung zu bringen, sowie das Geld dafür einzutreiben. 


Um es mal wieder auf den Telco-Sektor zu bringen: Der NO richtet dem
"Kunden" SP ein Netzzugang ein. Dafür hat der 3-4 Grundtarife mit
recht einfachem Abrechnungsmodell. Der SP erfindet jetzt in
schwindelerregender Geschwindigkeit alle möglichen und unmöglichen
Vermarktungstarife: Hausfrauentarif gebündelt mit einem Siemens 4711
und einem Kochlöffel, Schülertarif mit einem Handy mit Schummeltaste,
REntnertarif mit einem HAndy mit extra großen Tasten etc. 

So, jetzt kommt es zur Abrechnung, nachdem der Kunde einen Vertrag
geschlossen hat. Der NO berechnet dem SP für dessen aufgeschaltete
Kunden (sagen wir mal es wären 1 Million Kunden) 10 Million
Gesprächsminuten, Grundpreis 20 ct, vielleicht noch mit einer
Volumensrabattierung. [In der ANnahme jeder Kunde hat
durchschnittlich 10 min telefoniert)

Der SP muß nun schauen, daß er die richtige Kombination von
Grundgebühr / Mindestumsatz etc. hin bekommt, und das seinem Kunden
durch seine vielen Tarife 
in Rechnung stellt. dazu braucht er umfangreiches Computer-Equipment,
denn 1 Million Rechnungen mit Einzelverbindungsnachweis etc.
berechnet man nicht mal ebend auf einem Aldi-PC. Da sind richtig
dicke Büchsen für notwendig.

>Oder einen ganzen Zug mieten und dann damit versuchen, unter dem
Preis der >Bahn zu bleiben. 

Nee, es ist weit mehr als nur ein Zug zu mieten. Denk dran, die Bahn
vermietet nur die Schienen, und wenn du da ne Draisine draufsetzt,
ist das der Bahn auch egal. Zur Not vermietet die dir auch noch die
Lokomotive und die Waggons, wenn du keine eingenen hast. ABER: Wohin
fährt der Zug? Was macht der Zug am Zugstop in Heidelberg? Steht der
nur dumm am Bahnhof rum oder wollen deine Zuggäste anders amüsiert
werden? All das interessiert die Bahn überhaupt nicht, sie sagt dir
nur wann welceh Streckenabschnitte frei sind, und gestattet dir ihr
Zeugs zu nutzen.

>Damit würde man wahrscheinlich auch große Umsätze hinkriegen.
Letztlich >bestimmt natürlich die Bahn (bzw. die Telekom), wie der
Markt aussieht, mit
>Hilfe der Regulierungsbehörde. 

Nö, das bestimmt der Vermarkter. Wenn er es schafft dich zu
überzeugen (durch Leistung oder durch tolles Marketing) das sein
Produkt besser ist als das des Mitbewerbs, dann hat er gewonnen.
Sowas gibts z.B. in der Software-Branche, da hat eine bestimmte Firma
ganz ohne staatliche Regulierungsbehörde die Fäden in der Hand und
bestimmt was abgeht, und das im Betriebssystem- UND
Applikationsmarkt.

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