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  • talk

mehr als 1000 Beiträge seit 17.09.2003

Mein Kommentar zum Thema...

Hallo zusammen,

die Sache mit KabelBW und dem ORF ist schade, aber doch
irgendwie nachvollziehbar. Durch die landesweite digitale
Einspeisung hat man sich etwas arg weit aus dem Fenster
gelehnt. Die ORF-Einspeisung war schon in den 90ern ein
Thema - und da ging es nur um die Gegenden, in denen
der ORF quasi ortsüblich empfangbar war. KabelBW hat
den ORF aber nun sogar in Gegenden wie Mannheim oder
Heidelberg eingespeist, wo der ORF noch nie ortsüblich war.

Meiner Ansicht nach wird es wohl irgendwann auf eine Art
Kompromiß hinauslaufen, daß der ORF in Süd-BW wieder
eingespeist werden darf, aber in Nord-BW nicht mehr
(also so ähnlich, wie es im analogen Bereich war bzw. ist).

Zum Thema Lizenzrechte: Der ORF ist einer vergleichsweise
sehr komfortablen Situation. Aufgrund der geringen Größe
des österreichischen Marktes und der Tatsache, daß in
Österreich landeseigenes Privat-TV bis vor wenigen Jahren
verhindert wurde konnte man Lizenzproduktionen immer sehr
günstig einkaufen. Daß die Lizenzgeber im Gegenzug verlangen,
daß man die Empfangbarkeit möglichst nur auf Österreich
beschränkt, kann ich nachvollziehen.

Teilweise kaufen die deutschen Sender ja selbst die Rechte
für den gesamten deutschen Sprachraum (sogar inkl. Südtirol)
ein und verkaufen an ORF und SF Unterlizenzen für A und CH.
Die werden sich da natürlich nicht unnötig Konkurrenz machen
lassen.

Seien wir doch mal ehrlich: Den meisten, die jetzt schreien
von wegen "wir haben ein vereintes Europa und dürfen nicht
mal Fernsehsender aus unserem Nachbarland schauen" geht es
doch eh nur um ORF1 - und das vor allem wegen der US-Serien
und Filme, die dort werbefrei zu sehen sind. Österreichische
Kultur gibt es hingegen eher auf ORF2 Europe und 3sat... ;-)

Jetzt sagen viele: "Aber ich möchte nun mal CSI xyz, Monk
und Dr. House ohne Werbeunterbrechung sehen. ARD/ZDF sollten
sich mal ein Beispiel am ORF nehmen" und das kann ich auch
gut verstehen. Die deutschen Öffentlich-Rechtlichen haben
aber einen deutlich schwereren Stand, was den Einkauf von
Lizenzware angeht, da der deutsche Markt zu den größten und
umkämpftesten TV-Märkten auf der Welt gehört.

Als das Privat-TV noch in den Kinderschuhen steckte, konnte
man noch viele US-Serien und -Filme bei ARD/ZDF sehen.
Gerade das ZDF hat viele Serien nach Deutschland geholt,
die heute noch gerne gesehen werden (u.a. die Simpsons!).

Aber die Zeiten haben sich geändert:

RTL und ProSiebenSAT.1 können für Film- und Serienpakete
locker mehrere hundert Millionen EUR auf den Tisch legen und
die Preise nach Belieben in die Höhe treiben. Durch die
großen Senderfamilien können sie auch sehr große Pakete
effizient auswerten (z.B.: Die Blockbuster auf ProSieben,
die TV-Filme auf SAT.1 und die alten Serien auf Kabel1).

Zudem war gerade ProSiebenSAT.1 durch die Zugehörigkeit
zum Kirch-Konzern direkt an der Quelle für Filmrechte
aller Art. Klar, daß man dort die Perlen und Highlights
"in der Familie" belassen hat, anstatt sie an die Konkurrenz
abzugeben...

Letztendlich wäre es auch eine Grundsatzfrage: Mit hohen
Investitionen in US-Lizenzware könnten ARD/ZDF gute Quoten
erzielen und insbesondere ein junges Publikum ansprechen,
aber: Sollen denn ARD/ZDF mehrere hundert Millionen EUR
in solche Pakete investieren?

Hier schreien doch immer alle von wegen: "20 Spartenkanäle
und Übertragungen von der Fußball-WM sind keine Grundversorgung".
Wie sollen da noch Ausgaben für große Hollywood-Deals
gerechtfertigt werden?

Währt Ihr denn bereit, für einen höheren Anteil an Blockbustern
und US-Serien (jeweils werbefrei!) höhere GEZ-Gebühren zu
bezahlen?

Der ORF hatte bereits Probleme, alleine eine Synchronfassung
der US-Soap "Reich und schön" zu bezahlen (nachdem die Serie
eine Zeit lang in Deutschland nicht mehr zu sehen war, bevor
sich das ZDF hier erbarmt hatte)...

cu talk
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