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  • Computerfuzzi

mehr als 1000 Beiträge seit 12.01.2002

War klar

Als ich das erste Mal über die Schließung und den Aufschrei darüber
gelesen habe, war mir klar: Diese Entscheidung ist mit 90%iger
Wahrscheinlichkeit endgültig. Die Leute sollten sich keinen
Illusionen hingeben und stattdessen sofort mit der Jobsuche anfangen.
Zu 100% klar war es, als man erfuhr, daß das Ersatz-Werk in Rumänien
bereits gebaut ist. Alle Gespräche irgendwelcher Volks- oder
Betriebsratsvertrete mit dem Management waren reine Nebelkerzen,
rausgeworfene Zeit. Für das Management waren das lästige
Pflichtveranstaltungen, die es wie eine Darmspiegelung über sich
ergehen lassen mußte.

Einem Betroffenen mag das nicht so klar gewesen sein (und
möglicherweise immer noch nicht klar sein). Aber ich erkenne das
Muster wieder. Ich habe in den vergangenen 7 Jahren eine Reise durch
verschiedene Firmen gemacht ohne wirklich den Arbeitsplatz zu
wechseln: Angefangen in Konzern X, dann als Tochter ausgegründet,
dann wurde die Firma verkauft, dann nach "dramatischer Geschäftslage"
um 1/3 geschrumpft, dann aufgelöst und das Geschäft in den Konzern
des Eigentümers integriert, dabei 2/3 der restlichen Mitarbeiter
entlassen. Man denkt jedesmal, daß das wieder gut wird - wird es aber
nicht. Ich hatte einfach nur Glück daß man mich brauchte, hätte
jedoch im nachhinein die fürstliche Abfindung nehmen und mich
woanders umgucken sollen.

Was mir bei allem im Gedächtnis hängengeblieben ist: Genau zuhören
was die Manager sagen was sie machen werden. Und genau das werden sie
machen. Sie werden niemals ihre einmal getroffene Entscheidung
revidieren, auch wenn noch gar keine Schritte zur Umsetzung getroffen
wurden. Es helfen keine Daten, keine Fakten, keine anderslautenden
Statistiken und Zahlen, die nach dem Fassen des Beschlusses vorgelegt
werden. Erst wenn alles durchgezogen wurde, und man sieht daß es Mist
war, werden ggf. Gegenmaßnahmen ergriffen (z.B. gegangene Mitarbeiter
teuer zurückgeholt, aber das mit ihnen zusammenhängende Geschäft ist
dennoch verloren).

Deshalb mein Tipp: Bei sowas genau schauen, inwieweit man persönlich
betroffen ist und niemals auf das Prinzip Hoffnung vertrauen. Selbst
Initiative ergreifen und das Schiff verlassen, dessen
Selbstversenkung vom Kapitän angekündigt worden ist. Loyalität zum
Unternehmen ist heutzutage in großen Unternehmen völlig einseitig,
deshalb nicht mehr angebracht.
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