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  • Bernd Paysan

mehr als 1000 Beiträge seit 11.01.2000

Fusionsforschung ist H-Bomben-Forschung

Mein Vater hat Plasmaphysik studiert, und entsprechend einige Zeit in
der Fusionsforschung gearbeitet, bis er dahinter gekommen ist, was
die eigentlich wollten: Kluge Köpfe für Los Alamos, die dort H-Bomben
bauen. Oder zumindest die Grundlagen dafür erforschen. Denn auch,
wenn ihr denkt, H-Bomben funktionieren doch, was soll man da groß
erforschen: Da geht es um die Optimierung solcher Dinger, und darum,
zu verstehen, was da eigentlich passiert. So eine
H-Bomben-Entwicklung zu debuggen ist ja nicht einfach: das zerstört
alles im Umkreis um Ground Zero, und zwar sehr heftig. Meistens
heftiger als erwartet.

Also, man will derartige Bedingungen auf jeden Fall kontrolliert im
Labor hinkriegen. Das ist sehr aufwendig, und auch schwer zu
verbergen, und es wäre für die Bevölkerung, gerade in Deutschland,
eher schwer zu erklären, wieso wir Milliarden für H-Bomben-Forschung
ausgeben. Auch den Studenten...

Also erzählt man den Leuten etwas von der sauberen, billigen Energie,
die man dereinst in 40 Jahren (seit 50 Jahren eine Konstante)
produzieren werden kann, wenn man so essentielle Dinge gelöst hat wie
die Frage, wie man denn die Energie aus einer Röhre herauskriegt, die
komplett eingeschlossen ist mit supraleitenden Magneten, die
aufwendig auf nahe den absoluten Nullpunkt heruntergekühlt worden
sind.

Und diesen Schmarrn glauben sogar die Grünen irgendwie, weil sie
meinen, die Milliarden für die Fusionsforschung, die aus
energiepolitischen Überlegungen natürlich aus dem Fenster geworfen
sind, kämen von der Energiepolitik. Natürlich nicht! Die hat
überhaupt nicht diese Mittel. Dieses Geld kommt aus dem
Militärbudget. Das ist vielleicht ein Tarn-Haushalt, auf dem nicht
"Militär" draufstehen darf, weil sonst die Illusion zerstört würde,
dass das alles total friedlich sei, aber das Geld kommt definitiv aus
der Militärforschung. Die Professoren meines Vaters sind dann auch
zwischen Bundeswehr und den Forschungsinstituten hin- und
hergewechselt, als gäbe es da keinen Unterschied.

Also: Jede Diskussion, ob Fusion irgendwie sinnvoll für
Energieversorgung ist oder nicht, ist reine Zeitverschwendung. Die
Fusionsforschung will gar keine Energieversorgung entwickeln, sondern
sicherstellen, dass wir mit möglichst wenig Materialeinsatz
pulverisiert werden, wenn der 3. Weltkrieg ausbricht. Und wenn ich
"wir" sage, dann meine ich ganz besonders Deutschland. Deutschland
ist der vorgesehene Austragungsort, Polen hat seinen Platz
anscheinend erfolgreich mit der Ukraine getauscht, aber wir sind
immer noch dabei.

Es gibt übrigens einen gut funktionierenden Fusionsreaktor, gleich um
die Ecke, nur 8 Lichtminuten weg. Der uns permanent mit 167 Petawatt
versorgt, und noch 5 Milliarden Jahre weiterlaufen wird. Und beim
aktuellen Stand der Dinge kostet uns eine kWh von dieser
Fusionsenergie, an optimalen Orten geerntet, ungefähr 5ct pro kWh,
Tendenz schnell fallend. Wir haben diese billige Energie schon, wir
bremsen sie lieber aus, weil diese billige Energie, die man einfach
auf einem Feld in der nächsten Wüste (oder in Spanien oder
Griechenland) ernten kann, natürlich die jetzigen Energiekonzerne und
deren Macht beenden. Jeder Bauer mit seinem überhitzten Ödland in
einer Trockenregion kann einfach so Energie produzieren. Er muss
nicht mal ein Loch buddeln, geschweige denn irgendwelches Fracking
machen.

Das will natürlich niemand. Ok, vielleicht irgendwelche
kommunistischen Chinesen, die meinen, Bauern sollten auch ein
bisschen Geld haben. Oder die Bauern selbst. Aber sonst will das
wirklich niemand. Deshalb wird die Energiewende ausgebremst. Nicht
wegen Militärausgaben für H-Bomben-Forschung, die unter dem Tarnnamen
"Fusionsforschung" laufen.

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