Ansicht umschalten
Avatar von Gajus-Julius

mehr als 1000 Beiträge seit 25.06.2001

Es geht los...

Die Konzernspitze deckt sich mit Deutschlands teuersten
Strafverteidigern ein:

http://www.handelsblatt.com/news/Unternehmen/Industrie/_pv/_p/200038/
_t/ft/_b/1184432/default.aspx/siemens-chefs-engagieren-anwaelte.html

Wenn ich mir die Namen dieser Kollegen das erste Mal so las, da
dachte ich unwillkürlich an meinen kleinen Taschenrechner auf dem
Schreibtisch, ob dieser denn das Gesamthonorar noch in nicht
wissenschaftlicher Schreibweise darstellen kann....

Unter 750 Euro plus Märchensteuer pro Stunde macht es von denen
niemand.

Egal, was beim unter Umständen anstehenden Prozess rauskommt, der
Staat erstattet maximal BRAGO den dann Angeklagten. Und das sind rund
98% weniger, als diese Stundensätze. (Für ein normales Strafverfahren
gibt es weit unter Euro 1.000,--)

Die erste -vorweggenommene- Strafe nehmen die noch nicht mal
offiziell Angeschuldigten also schon mal an.

Wenn ich mir wirklich keiner Schuld bewußt bin, mache ich um
Anwaltskanzleien auf der Düsseldorfer Kö schon mal einen riesen
Bogen. Mieten von Euro 40,-- pro qm plus monatliche Ausgaben für die
Blumenpflege im Eingangsbereich von über Euro 3.000,-- müssen
finanziert werden...

Und was können diese Promi Anwälte für Honorare im mittleren
einstelligen Millionenbereich (Pro Stunde werden 8 Seiten
Aktenstudium angenommen; es wurden 32.000 Aktenordner beschlagnahmt)
für ihre Klienten erreichen?

Vor allem Seelsorge. Ein Privatpfarrer wäre billiger. Die aktuelle
Gesetzeslage sowie alle diesbezüglichen Entscheidungen hoher und
höchster Gerichte können auch die Siemens Hausjuristen
recherschieren. Internet sei Dank. (Das war mal ein Privileg solcher
Kanzleien im Vor-Internetzeitalter, als man wirklich reichlich
Studenten und Angestellte durch die Gegend schickte, um an
Informationen zu kommen. Während eines Praktikas gehörte ich selbst
mal einer solchen Infobeschaffertruppe an)

Kommt noch Vitamin 'B' hinzu. Klar, die Mitgliedschaft in den
entsprechenden Golf Clubs haben diese Kollegen allemal. Und auch die
(erlaubten) Weihnachtsgrüße an die Kanzleien der Strafrichter fehlen
kein Jahr. Für die Rechtspfleger und die Kanzleimitarbeiter eines
Strafsenats bedeutet Weihnachten immer das 13. bis 17. Gehalt.
Geschenke bis zum Einzelwert von seinerzeit (als ich die Geschenke
noch per VW-Bus ankarrte) DEM 35,-- als kleine Aufmerksamkeit sind
erlaubt. Wie die Sätze heute lauten, weiß ich nicht.)

Aber so etwas fruchtet bei vielen Strafrichtern nicht mehr. Im
Gegenteil, bei nicht wenigen Senatsvorsitzenden wirkt dies sogar sehr
kontraproduktiv.

Fazit: Auch im persönlichen Bereich handelt die Konzernspitze nicht
anders, als im beruflichen Umfeld. Absicherung um jeden Preis, auch
wenn es letztlich nichts bringt.

Und weil es teils aus der privaten Briftasche gezahlt werden muss
(der andere Teil wird von der Firma getragen, damit der
Vertrauensscahdensversicherung gegenüber glaubhaft gemacht werden
kann, dass man alles unternommen hat, um als Unschuldig
dazustehen)kann mir niemand erklären, dass da noch jemand ein
wirklich reines Gewissen hat.

Niemand schmeißt Millionen zum Fenster raus. Aber
Vertrauensschadensversicherungen akzeptieren nun mal keinen Pfarrer.
Der wäre aber passender.

G.-J.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten