1. Frage: Kennt jemand eine Presse-Seite, die ohne Googles-Onlinewerbung auskommt und nicht um Spenden betteln muss?
Ich habe den Verdacht, dass es ohne Google im Pressebereich schlicht nicht mehr geht.
Das macht mir Sorgen, denn ohne freie Presse kann keine Demokratie existieren: Sie braucht informierte Wähler, kritische Bürger.
Zwar ist die Springer-Presse auch nicht gut für die Gesellschaft und die Demokratie, aber es gibt ja Konkurrenz: FAZ, SPIEGEL, Süddeutsche, TAZ, ZEIT, ZDF/ARD etc. Die 'Konkurrenz' könnte in mehrfacher Hinsicht besser sein: Sowohl qualitativ als auch kompetitiv, aber sie ist so 'schlecht' wie die Menschen bzw. die Realität halt derzeit sind.
Es funktioniert halbwegs, mehr schlecht als recht, stark ĂĽberholungsbedĂĽrftig.
Dazu muss man sagen, dass fast alle "leiden". Sogar der SPIEGEL, der mit Abstand die höchsten Klickraten hat, schreibt nur mit Mühe schwarze Zahlen.
Aber, folgender Dreierschritt:
a. Presse ohne Internetportal geht heutzutage nicht mehr. (Die machen das nicht aus SpaĂź.)
b. Das Internetportal muss finanziert werden.
Das geht derzeit nur über Online-Werbung. Ich glaube nicht, dass Bezahlmodelle irgendwo erfolgreich - im Alltags-Pressebereich - laufen. Von der NYT hörte man jüngst, sie habe eine erkleckliche Zahl von Bezahl-Online-Abos, aber abgesehen davon, dass die NYT auch eine optimale Basis hat, glaube ich nicht, dass es wirklich gut läuft.
c. Online-Werbung bietet derzeit nur Google an. Es mag weitere Anbieter geben, aber: Nutze ich die, verdiene ich deutlich weniger als wenn ich Google nutze.
Ich meine, dass die Folge die ist, dass ALLE Presse, die eigentlich "frei"* sein sollte, derzeit von Google abhängig ist.
*"frei" bedeutet hier, seit Jahrhunderten und verfassungsrechtlich so anerkannt:
Unabhängig vom Staat/Politik, einzelnen mächtigen Unternehmen
**Springer ist insoweit bereits ein zweifelhafter Sonderfall, weil selbst ein mächtiger Konzern und nicht nur eine "Zeitung".
2. Frage: Sagt Google "nö!", macht der SPIEGEL von heute auf morgen dicht, ebenso FAZ, WELT etc. ?
Die Folge ist jetzt schon - mein subjektiver Eindruck -, dass seit ca. 12 Monaten niemand mehr wagt, WIRKLICH Google kritische Berichte zu bringen, weil das Bewusstsein, dass es "ohne Google nicht mehr geht" sich etwa seitdem gefestigt hat.
3. Frage: Das wäre doch auch eine logische Konsequenz, oder?
ps.
Bei meiner Betrachtung geht es nicht, jedenfalls nicht nur, um die Suchmaschine Googles, sondern um die Onlinewerbung Googles, die freilich mit der Suchmaschine eine 'interessante' Symbiose eingeht. Es geht mehr um Google-Adwords, Google Syndication, Google Adsens, DoubleClick, Google-Analytics, etc.
pps.
Ich bitte all die, die meinen Google sei "immer gut" ("no evil"), sozusagen göttlich, objektiv und unfehlbar und schon deshalb besser als eine "freie Presse" bzw. ihr guter Ersatz oder ein guter Richter/Kontrolleur über 'freie Presse', ihren Arzt aufzusuchen, statt hier zu kommentieren.