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  • Kori

mehr als 1000 Beiträge seit 29.05.2006

Re: OT: Macht Googles - eine These, eine Frage

Rainden schrieb am 25.09.2015 17:08:

So sehr ich auch deine Kritik an der Qualität der Presse teile, so müssen wir doch eingestehen, dass Google sie braucht, sie zumindest nutzen will:

Eine Suchmaschine ohne Inhaltsanbieter hat keinen Sinn.

Also, zuerst mal gibt es genügend Inhalt im großen weiten Internet auch ohne die Beiträge der deutschen Qualitäts-Liga... Büschen größenwahnsinnig, diese Annahme, dass Google ohne die deutschen Verleger einpacken könnte, meinst du nicht?

Und zweitens geht es nicht um Google.de, sondern um Google News. Google braucht das nicht, die machen genügend Geld ohne diese Seite und ich wette, die stellen lieber die gesamte News-Sektion ein als dass sie sich derart ausplündern lassen. Besonders frech, wenn es stimmt, dass die Verleger direkt 10% (oder die 5,...) vom Gesamt-Umsatz wollen. Wie dreist ist das denn? Die wissen genau, dass Google exakt nichts an ihnen verdient, wollen aber auf Biegen und Brechen irgendwie an die Kohle. Und daher schlagen sie ihre Krallen dann in die Produkte, mit denen sie exakt nichts zu tun haben. Kann man echt nur mit dem Kopf schütteln, angesichts dieser Schamlosigkeit.

Natürlich könnte Google, wären sie nicht marktbeherrschend, taktische Spielchen spielen a la "dann listen wir dich eben nicht mehr, sondern nur noch deinen Konkurrenten xy", aber das wäre angesichts der Kartellrechtslage, die wohl jede rechtsstaatliche Demokratie hat, kindischer Unfug.

Nochmal: Es geht nicht um die allgemeine Suchmaschine, da sind sie drin und bleiben es wohl auch, wie du unten auch ausführlich begründest. Es geht um Google News, für das sie Geld wollen. (Nachdem das aber schon so oft geschrieben wurde, glaube ich zwar nicht, dass dir das nicht klar ist und du absichtlich so tust...)

Ob Google für die Nutzung von Inhalten Dritter zahlen soll, darum geht es im Artikel.
Mir geht es OT darum, ob diese besondere Gruppe der Inhaltslieferanten, die sogar als staatsnotwendig vom Grundgesetz anerkannt sind, noch ohne Googles Onlinewerbung existieren kann.

Google nutzt die Inhalte nicht. Die Inhalte nutzen Google, damit überhaupt noch ein paar Leser kommen. Google hat doch kein Abonnenten- und Käufer-Problem, sondern die Verleger. Google hat genügend Kunden und die laufen auch nicht weg, wenn die Qualitäts-Stenografen dort nicht mehr verlinkt würden. Genau das ist doch das Problem.

Wenn wir zu dem Ergebnis kämen: Nein, geht nicht, hätte Google gewonnen, aber unsere Demokratie verloren.
Wir wären dann keine res publica mehr, sondern eine res Google.

Ach Gottchen, notfalls müssten dann eben Springer und Mohn ihr Hobby, ihre Meinung in gedruckter Form verbreiten zu lassen, eben aus eigener Tasche bezahlen. Wie ihre Reitpferde und sonstigen Hobbys eben auch. Du kennst doch den Spruch: Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten....:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=27208

Wieso sollte Google dafür zahlen, dass die ihre Meinung verbreiten können? Und wieso sollte Google denn dann nicht versuchen, für die ganze Kohle nun ebenfalls Mitspracherecht zu fordern? Einfach noch mehr Geld reinbuttern, den Laden aufkaufen oder sonst wie übernehmen, vielleicht auch mit schmutzigen Tricks und zack, hätte Google wieder gewonnen. Dann hätten wir doch wieder deine ominöse Res Google. Eigentlich müssten sich die Verleger doch mit Händen und Füßen wehren gegen so eine Einladung an Evil Google... Aber wahrscheinlich jaulen sie dann nach einem neuen Gesetz.

Ein klares Anzeichen dafür, dass ich, zumindest mit meiner Befürchtung/These, nicht danebenliege ist, dass ausnahmslos alle die ich kenne, Googles Onlinewerbung nutzen, sogar solche, die an sich eher Google kritisch publizieren / positioniert sind.

Äh, nein, egal wie groß dein Bekanntenkreis sein mag - das sagt nichts darüber aus, ob Frau Mohn und Konsorten am Hungertuch nagen müssen, wenn Google die News-Seite schließt.

Und einer, der es wissen müsste, hat es in der FAZ geschrieben: Wir habens versucht, es geht nicht ohne Google.

Tadaaa! Womit bewiesen wäre, dass der Nutznießer dieser Beziehung nicht Google ist. Sondern die Verleger. Und wer zahlt wofür in einer freien Marktwirtschaft? Derjenige, der eine Leistung in Anspruch nimmt und das ist in diesem Fall die Verleger-Seite. Google war bisher so großzügig, es umsonst zu machen, aber wenn die Verleger wirklich so dumm weiter gegen die Wand laufen, lässt Google es eben, wie schon hundertmal gesagt und wie es in Spanien auch tatsächlich gemacht wurde. Es geht nicht an, dass Google zwangsenteignet wird, weil die Verleger es nicht gebacken kriegen, ein Produkt anzubieten, für das die Leute auch zahlen wollen. Dass ihnen die Leser weggelaufen sind und noch immer laufen und auch immer weniger neue nachwachsen, weil die sowas wie die FAZ im Leben nicht anfassen würden, wenn sie nicht auf dem Bildschirm angezeigt wird, das ist nicht Googles Problem, unseres (der ehemaligen Leser) ebenfalls nicht und schon gar nicht eines der Demokratie. Wir haben genau deswegen doch unsere schicken, unabhängigen und freien ÖR - um die Grundversorgung zu gewährleisten. ;D

Die privaten sind privat, die können machen, was sie wollen und nun müssen sie halt die neoliberale Pille schlucken: Sie sind ein Opfer der ungeplanten Obsoleszens, die Welt dreht sich weiter und Hartz IV ist ja praktisch ein Luxusleben und sobald sich die Qualitäts-Jungs und -Mädels dann fordern und fördern lassen werden, werden wir bestimmt bald ganz viele neue Jobs entstehen sehen, von und für die neoliberale Stenografen-Truppe... (Ein bisschen sarkastisch, aber nicht sehr.)

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