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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

Semi-OT: SF gehört IM WESTEN der Vergangenheit an

Erstmal danke ich für den schönen Artikel. Auch wenn ich nicht 100% auf Linie mit der Botschaft bin, so bin ich nach der Lektüre ein bisschen zufriedener als vorher und fühle mich informiert.

Dennoch möchte ich hier eine andere Sache in den Raum stellen: Die Zeit der großen Science-Fiction-Erzählungen in der westlichen Welt ist im Grunde vorbei.
Die Science-Fiction florierte vor allen Dingen in einer Zeit, als Fortschritts- und Technikglaube zu positiven Erwartungen für die Zukunft führten. Man sehe sich z. B. alte Folgen von "Star Trek" (in Deutschland "Raumschiff Enterprise"), "Twilight Zone" ("Unwahrscheinliche Geschichten") oder alte Kinofilme aus der Zeit wie "Der Tag, an dem die Erde stillstand" an. Ganz zu schweigen von der entsprechenden Literatur.
Damals waren die Leute insgesamt davon überzeugt, dass die Zukunft wahrscheinlich besser als die Gegenwart wird und der technische, aber auch soziale Fortschritt grundsätzlich der Schlüssel dazu ist. Es gab zwar auch damals schon warnende oder ambivalente Geschichten, das will ich nicht bestreiten, es geht mir aber um das Gesamtbild.
Das ist so spätestens in den 1980er Jahren langsam gekippt. Da kamen Kinofilme und Bücher auf, die die Zukunft als eine verrohte, überbevölkerte und trotz Fortschritt schon irgendwie verbrauchte Welt zeigten. Die Darstellung einer positiven Welt wurde vom Zuschauer entsprechend zunehmend als naiv wahrgenommen.
In den 1990er Jahren kam dann noch mal eine Welle von Space Operas, insbesondere durch einige Autoren und durch Fernsehserien motiviert.

Ironischerweise spielten viele dieser alten Dystopien in einer Zukunft, die relativ zu heute schon in der Vergangenheit lag. Irgendwie scheinen wir die Kurve also noch mal gekriegt zu haben.
Das irritiert die Autoren und Macher solcher Geschichten aber keineswegs. Heute wird die Zukunft entweder nur noch ironisch oder als ein schlimmer Ort dargestellt. Es ist schwer heute eine Bücherei zu finden, die noch eine Abteilung für Science-Fiction hat, selbst in manche Bibliotheken finden sich dort fast keine Bücher mehr. Es gibt auch kaum noch Verlage, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben und mal ehrlich, wann haben Sie, lieber Leser, zuletzt mal was von einem großartigen deutschsprachigen Werk gehört?
Man muss sie nicht mögen, aber Star Trek und Star Wars sind die beiden größten Scifi-Franchises und wenn man sich die derzeitige Entwicklung da ansieht, dann muss man zugeben, so berauschend ist das auch nicht.

Ich denke, dass rührt daher, dass wir hier im Westen die positive Erwartung für die Zukunft verloren haben und entsprechend die Nachfrage nach solchen Produkten auch gesunken ist.
Letzteres ist auch irgendwie verständlich, wer will schon dauernd daran erinnert werden, wie schrecklich alles wird? Besonders, wenn man sich nebenher eine bessere Zukunft aufbaut?

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