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  • Advocadus Diaboli

mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2000

Dank Microsoft sterben wir jetzt schneller!

Sorry für diese zugegebenermaßen provokante Überschrift. Aber wenn
ich diese Meldung (und die Visionen des Intel-Chefs vorher) lese,
dann geht mir wieder mal der sprichwörtliche Hut hoch. Das Problem in
unserem Gesundheitswesen ist exakt nicht, daß es ihm an IT mangelt
sondern daß es mittlerweile so "mechanisiert" ist daß der Patient
erst mal durch eine Latte von Untersuchungen geschleust wird bevor er
überhaupt einen Arzt sieht.

Das Problem ist auch nicht, daß Daten zu langsam verfügbar sind. Wir
hatten neulich hier in der Stadt ein Urteil gegen einen Arzt in
dessen Verantwortungsbereich nach einer zweistelligen Anzahl von
Dienststunden es passiert ist, daß ein Laborbefund mit kritischen
Werten einer Patientin nicht beachtet wurde. Die eine Schicht hatte
aufgehört, die nächste hätte das sehen sollen, hat aber eben erst
sehr viel später die bereits verfügbaren Laborbefunde gesichtet und
das Problem erkannt, leider zu spät für die Patientin die dabei
starb. Ob die Einführung von IT im Krankenhaus so was vermeiden kann
wage ich zu bezweifeln, viel sinnvoller wäre es, wenn man sein Leben
nicht unbedingt jemanden anvertrauen müsste der nach 24 Stunden
Dienst mittlerweile den Zombie-Status in Sachen "Fitness" hat.

Das Problem ist natürlich: Intel und Microsoft wollen hier wieder
Geld machen und so wird wieder viel Geld in supertolle IT im
Krankenhaus investiert werden. Und da man so eine Investition nicht
ungenutzt rumliegen lassen darf wird zukünftig das Anamese-Gespräch
wohl so ausehen, daß der Patient mit seinen Schmerzen zuschauen kann,
wie ein hochbezahlter Spezialist umständlich einen Computer bedient
stat sich dem Patienten zu widmen. Aber hey, wenigstens kann man die
Laborbefunde online sehen und bestimmt auch problemlos ins Internet
stellen. Bestimmt gibt es auch bald eine Web2.0-kompatible
MyPatiens-Seite wo Mediziner sich dann unter völliger Ignoranz der
Patienten austauschen können.


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