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  • J.Reuther

mehr als 1000 Beiträge seit 22.11.2005

Totalüberwachung und Datenaustausch nützen gar nichts

Totalüberwachung und Datenaustausch nützen nichts, wenn das Personal zur Analyse und Bewertung der Datenflut fehlt.
Automatische Auswertungssysteme können nur Abweichungen von Verhaltensmustern finden, und Bewegungsprofile von Personen liefern, die man bereits kennt. Das nützt jedoch nichts, wenn hinter dem Computer nicht ein Analyst sitzt, der die Musterabweichungen individuell bewertet.
Die Aufgabe der chronisch überarbeiteten Kriminalpolizisten ist nicht die Verhinderung von Straftaten. Das schafft nicht mal ein Polizeistaat. Ihre Aufgabe ist die Aufklärung begangener Verbrechen.

Das Versprechen der Politiker nach jedem Terroranschlag ist mehr Sicherheit. Wann begreifen die endlich, dass man mehr Sicherheit auf diese Weise nicht erreicht?

Wir werden mehr Sicherheit bekommen, wenn die ganze Welt sicherer wird.
Die Welt wird sicherer werden, wenn die Menschen sich zufrieden und sicher fühlen. Auch die Menschen in Afrika, im mittleren Osten, in Südamerika und in den Slums der USA.
Nur Menschen, denen man die Lebensgrundlage genommen hat oder die bedroht werden (und ein paar wenige Durchgeknallte) ziehen aus und begehen Terroranschläge.
Für die gefühlte Bedrohungslage sind natürlich auch die Politiker und die Medien mit verantwortlich.

Sachlichkeit und Realitätssinn täten uns allen sehr gut:
Im vergangenen Monat sind bei einem schweren Terroranschlag in Brüssel 35 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 300 verletzt worden. Wir trauern mit den Angehörigen der Toten und verfolgen die Täter und ihre Hintermänner mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Im gleichen Zeitraum sind in den USA über 2700 Menschen durch Schusswaffengebrauch ums Leben gekommen, durch Gewaltverbrechen, Unfälle und Selbstmord. Es gab keinen Terroranschlag in den USA. Die leichte Verfügbarkeit von Schusswaffen ist weiterhin ein Problem in diesem Land. Auf belgische Verhältnisse umgerechnet wären das 37 Tote pro Monat. Zum Glück sind es bei uns weit weniger.
Im selben Zeitraum sind im Iran mehr als 1000 Zivilisten umgekommen. Eine nicht unerhebliche Zahl starb durch hinterhältige Raketenangriffe und durch Bombenanschläge, meist ausgeführt von lokalen, teilweise religiös fanatisierten Milizen, aber auch von ausländischen Truppen. Die meisten starben jedoch durch Handfeuerwaffen und Sturmgewehre.
Im selben Zeitraum sind weltweit bei einem Flugzeugabsturz 62 Menschen ums Leben gekommen. Die Absturzursache war vermutlich das stürmische Wetter. Die Ursache wird aber noch untersucht, um ein technisches oder menschliches Versagen auszuschließen. Trotzdem gehören Flugzeuge, nach Fahrstühlen, zu den sichersten Verkehrsmitteln.
Im selben Zeitraum starben auf belgischen Straßen 60 Menschen und hunderte wurden verletzt, so wie jeden Monat in den letzten Jahren. Die Zahlen sind im langfristigen Mittel bereits deutlich gesunken. Bitte fahren sie umsichtig und nüchtern, damit wir in Zukunft noch weniger Verkehrstote zu beklagen haben.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.04.2016 10:30).

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