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2 Beiträge seit 25.01.2009

Unwissenheit

Also, ich verfolge das Thema Qimonda schon eine ganze Weile und bin
entsetzt was hier einige Leute über diese Firma so vom Stapel lassen!
Ein paar Informationen die einige Sachen richtig stellen, sind für
manche Kommentarschreiber mit Bildzeitungswissen vielleicht ganz
nützlich, um das blutige Beil über Qimonda etwas zu senken.

Das Wichtigste mal zuerst: die Halbleitersparte die von Siemens Ende
der 90er unter dem schönen Namen Infineon damals ausgegliedert wurde
musste den Konzern nicht wegen Unrentabilität verlassen! Sondern dass
war eine tolle Idee von den Banken und Investmentgesellschaften, die
durch Halten von großen Aktienpaketen immer mehr Einfluss auf das
reale Geschäft von Siemens nahmen. Diese Banken (inzwischen Wissen
wir ja wie toll die wirtschaften können)waren der Meinung, dass das
Halbleitergeschäft zu stark schwankt und damit auch die Siemens
Aktie. Darum wurde die Idee geboren, alle Unternehmensteile die zwei
Jahre hintereinander keine 8% Umsatzrendite erziehlen gnadenlos
auszugliedern. Somit war Infineon das erste Opfer von mehreren
Siemens Unternehmensteilen die dieser neuen Unternehmenspolitik zum
Opfer vielen.
Die gleiche Geschichte wiederholten die Banken auch bei der
Ausgliederung Infineon/Qimonda. Da war ihnen nämlich auch im schon
schwankenden Halbleitergeschäft die DRAM Sparte am Schwankensten.
Wieder in der Hoffnung, dass sich der Infineon Aktienkurs dadurch
kontinuierlich nach oben bewegt. Dabei war die DRAM Sparte
(Qimonda)für Infineon unter dem Strich bis ins Jahr 2006 ein
Gewinnbringer. Viele mögen das jetzt kaum Glauben, ist aber so!

Warum kam dann Qimonda so unter die Räder?
Der Hauptgrund ist die sehr aggresive Subventionspolitik der Asiaten.
Dadurch wurden überdemensionierte Halbleiter Fabriken gebaut deren
Kapazität vielleicht mal in drei Jahren gebraucht werden. Alleine
Samsung bekam für den Bau seiner letzten Fabrik eine Milliarde
Dollar, obwohl die es bestimmt nicht nötig haben.
Hinzu kommt, dass einige DRAM Hersteller enorme Schulden angehäuft
haben und ohne dauerhafte Unterstützung vom Staat wären diese schon
längst Pleite und der Markt eigentlich schon lange bereinigt.

Hynix - 6 Milliarden Dollar Schulden
Micron - 4 Milliarden Dollar Schulden
Elpida - 3 Milliarden Dollar Schulden

und Qimonda dürfte jetzt Infolge der Insolvenz ca 100 Millionen im
Minus sein!
Aber ohne Staatsknete eben pleite!!
In der asiatischen Presse wurde die Insolvenz von Qimonda übrigens
überschwenglich gefeiert und die Subventionspolitik von dort
bestätigt.

Was passiert nun, wenn bei Qimonda Ende März tatsächlich die Lichter
ausgehen?
Das wäre der Anfang vom Ende der europäischen Halbleiterindustrie.
Alle dann noch vorhandenen Halbleiterstandorte würden nicht weiter
modernisiert und dann über kurz oder lang geschlossen, weil in Europa
keine Unterstützung der Halbleiterindustrie mehr erwartet wird. In
Asien gibt es diese Unterstützung schon! Damit verabschiedet sich
Europa aus einer Schlüsselindustrie das dann größere Auswirkungen
haben wird, als "nur" den Verlust von einigen zehntausend
Arbeitsplätzen!

Hinzu kommt, dass Qimonda eine neue Technologie entwickelt hat mit
der das Unternehmen kurz vor einem Quantensprung im DRAM Bereich
steht. In einigen unabhängigen Untersuchungen der sogenannten bWL
Technologie von Qimonda wird diese mit der damaligen Erfindung des
Flash Speichers verglichen. Die Firma könnte mit bWL in ca. 6-9
Monaten in Deutschland so kostengünstig produzieren, dass sogar in
dem jetzigen Preisumfeld Gewinn erziehlt wird.
Wer in diesem Fall eine staatliche Bürgschaft von 500 - 600 Millionen
Euro zur Einführung der neuen Technologie als Steuergelverschwendung
hinstellt hat wirklich keine Ahnung! Und man sollte auch bedenken,
wenn die Qimonda- Arbeitsplätze aus Deutschland mal verschwunden
sind, dann sind sie für immer weg. Diese würden dann wieder mal in
Asien neu entstehen und das Dank der billig erworbenen bWL
Technologie Patente aus der Insolvenzmasse von Qimonda auch in großer
Anzahl!
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