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  • sparkus

52 Beiträge seit 03.05.2004

Warum 24 Bilder ausreichen...

Hmm... also mir scheinen hier doch einige Halbwahrheiten durchs Forum
zu geistern... Vielleicht kann ich da als Kameramann etwas
weiterhelfen.

Zunächst mal: Wieso 24 Bilder? Weil der Nachbildeffekt des Auges
ungefähr 1/25 Sekunde beträgt. 48 Bilder sehen wir wirklich nicht
mehr. Es bringt nix. Ich erklär auch gleich, wieso.

Warum ruckeln dann aber die Bilder? Weil die Filmsequenzen mit einem
Shutter aufgenommen wurden. D.h. obwohl das Bild 1/25 zu sehen ist,
wurde dem Einzelbild nicht 1/25 Sekunde zur Belichtung gegeben,
sondern nur beispielsweise 1/125s. Dem Bild fehlt damit vor allem bei
schnellen Schwenks die Bewegungsunschärfe (engl. Motion Blur). Unser
Auge ist es eben gewohnt, dass die Bilder verwischen, wenn sich etwas
vor unseren Augen zu schnell bewegt. Ich habe das als Kameramann
selbst beobachtet: Schwenke ich schnell mit kurzem Shutter, dann
ruckelt das Bild. Lasse ich den Shutter aber auf, dann wird das Bild
zwar bewegungsunschärfer, sieht aber wieder flüssig aus.

Das ist dann auch der bemerkte Unterschied zwischen einer TV
Produktion und einer guten Kinoproduktion: Bei TV Produktionen wird
aufgrund des 50i Bildes ein Shutter von maximal 1/50 Sekunde Dauer
verwendet. Daher wirken die Bilder bewegungsschärfer aber im
Extremfall eben auch ruckeliger. Im Kino kann man bis zu 1/24 Sekunde
Zeit geben. Ein guter Kameramann weiß das und nutzt das auch.

Aber warum ist dann mein PC Spiel erst bei 60 Bildern pro Sekunde so
schön flüssig? Es würden auch hier denke ich 25 Bilder reichen. Aber
es ist immens rechenaufwendig, die Bewegungsunschärfe vom PC
berechnen zu lassen. Und wie berechnet man die Bewegungsunschärfe?
Indem man mehr Bilder als benötigt berechnet und diese zu einem Bild
kombiniert. Und genau dieses "Oversampling" passiert im Auge. Unser
Auge bekommt statt einem scharfen Bild pro 1/25 Sekunde z.B. drei
Bilder (75Hz). Das Bild sieht damit auf der Netzhaut unschärfer aus.

Weder im Kino, noch zu Hause sehen wir übrigens nur 24 wiederholte
Bilder in der Sekunde. Im Kino wird das selbe Bild 2-3x wiederholt,
also mit 48Hz bzw. 72Hz gezeigt, und zu Hause zeigen LCDs oder
Plasmas das Bild meist auch mit 100 Hz, d.h. auch hier wird das selbe
Bild mehrfach wiederholt. Das ist aber nur gegen Flimmereffekte, die
wir sonst an den Rändern unseres Sichtfeldes wahr nehmen würden (das
Auge sieht in der Mitte scharf, aber träge und dafür an den Rändern
unscharf, aber flüssiger)

So, nun schlagen wir den Haken zurück zu James Cameron: Wieso nimmt
der Kameramann von Herrn Cameron dann keinen offenen Shutter? Weil
das erstens bei Realaufnahmen, die mit CG gemischt werden sollen,
viel Arbeit macht (zB das Keying eines Greenscreens ist mit viel
Motion Blur wesentlich aufwendiger als mit scharfen Objektkanten.)

Zweitens ist hier eben das Problem des Oversamplings: Alle CG
Elemente müssten auch eine Bewegungsunschärfe bekommen. In diesem
Fall werden dann nicht nur 48 Bilder / Sekunde berechnet, sondern ca.
8x24 Bilder, damit die einzelnen Bilder sauber gemischt werden. Dies
verlängert aber eben alle Renderzeiten um das achtfache.

Herr Cameron wurde also entweder falsch verstanden mit seiner Aussage
oder er selbst hat da eine Halbwahrheit gesagt. 48 Bilder pro Sekunde
würden eben genausoviel bringen, wie ein 2x Oversampling beim Rendern
von CG Inhalten. Das würde vielleicht die beschriebenen Ruckeleffekte
lindern, aber sicher keine Abhilfe schaffen.

Vielleicht sind ihm auch die Rekordeinnahmen nicht so gut bekommen
und er hat im Wahn aufputschender Substanzen philosophiert.

Aber das verbleibt Spekulation.
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