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  • Mov Faltin

mehr als 1000 Beiträge seit 11.12.2013

Lichtspielhäuser ja, Cinemas nein

Bei mir gibt es mehrere Aspekte, die mich dazu verleiten, eben ins Kino zu gehen:

Erstens -- der Film. Wenn ich an den großen Kinos hier in der Gegend vorbeikomme, muss ich innerlich immer aufstöhnen. Da sind lauter Kinderplakate draußen. Ersichtlich flache Geschichten nach Gut-Böse-Schema, moderne Märchen, die sogar noch deutlich flacher ausfallen als die der Gebrüder Grimm. Und immer dieselben Mimen, immer dieselben Themen. Der letzte Film, wegen dem es mich in ein Filmtheater zog, war Parasite. Aber bitte im Original (gab's nur mit Untertiteln). Der erste Oscarhauptgewinner, der nicht englischsprachig war, ever. Zugleich die Goldene Palme von Cannes. Und es ist in der Tat ein unterhaltsamer Film abseits des typischen Hollywoodgeblödels (und zudem schärft sowas meine Koreanischkenntnis).

Zweitens -- die Atmosphäre. Es hört sich uralt an, aber ich gehe mittlerweile fast nur noch ins Programmkino. Und zwar einfach deshalb, weil ich des immerselben Schemas F überdrüssig bin wie sonstwas. Kinofilme zeigen, da lag Ricky Gervais auf den Golden Globes vollkommen richtig, deutlich weniger Tiefe, deutlich weniger Story, deutlich weniger Inhalt als etwa Netflixproduktionen oder eben TV-Serien seit Breaking Bad. Allerdings ist da die Atmosphäre mitentscheidend. Ich liebe Filmfestivalflair, und die Wahrscheinlichkeit, dass ein übergewichtiger, schmatzender, rülpsender und durchweg sein Handy bestarrender Schlürfer neben einem sitzt, ist eben vor allem bei Cinestar, Cinemaxx, Cineplex, Kinopolis und Konsorten gegeben. Diese Ketten, die wirklich kaum einen Minuspunkt auslassen (überteuert, kein Service, schlechte Filme, schlechte Technik, oft 3D, nervtötende Werbung, störende Prolls, schlichtweg unsympathisch) suche ich allerhöchstens mal bei Specials auf -- etwa bei der Sneak Preview ab 18. Da kommt es mir eben auf die Überraschung an: Ist ein Film so richtig schlecht -- und wow, es gab grottenschlechte, die da liefen, welche etwa, auf denen die Mikrofonwuschel bis weit ins Bild hinein ragten -- fängt das Publikum dort in aller Regel geschlossen an, sich lautstark über den Film lustig zu machen, über die Reihen hinweg. Schlechte Filme sind damit sogar noch unterhaltsamer als gute. Aber das passiert bei vielleicht 2% aller Vorstellungen dort. Immerhin ist das ein Erlebnis, das eben nicht so durchkommerzialisiert ist und gerne mal die Augen für Neues öffnet. Immer gut besetzt, etwas günstiger -- und für mich einfach deutlich gehaltvoller als der Standardhollywoodabklatsch.

Drittens -- Goodwill. Ich unterstütze gerne kleine Filmspielhäuser, welche, die persönlich sind, lokal und eben keiner so durchkommerzialisierten Kette angehören. Kein Mäckes-Kino also. Das ist Geld, das ich dann gerne und guten Gewissens ausgebe, selbst wenn es ein wenig teurer sein mag. Dabei gefallen mir die meisten moralinsauren Arthaus-Titel eben auch nicht besser als das Hollywoodmärchen für Extradumme. Auch hier würde ich eben nicht in ein solches Kino gehen, einzig, um es zu unterstützen -- sondern eben nur dann, wenn tatsächlich ein passabler bis guter Film kommt. Da gibt es einige. Aber das meiste Gute, das kommt mittlerweile eben im Internet. Da fehlt mir die Kinoatmosphäre etwas, aber das ist hinnehmbar. Immer noch besser als einen typischen Hollywoodstreifen erleiden zu müssen.

Insgesamt also wäre ich über die Filme (und da wären bei mir eben nicht klingende Namen von Franchises entscheidend, sondern tatsächlich die Filme) und ein wenig übers Flair am ehesten dazu zu bewegen, häufiger ins Kino zu gehen. Und wenn ich dann die Wahl habe zwischen kleinen oder großen Kinos, dann wähle ich klar die kleinen. Ich brauche keinen letztschreiigen Surroundsound. Ich brauche keine supermegascharfe Bildqualität, kein innovatives Leinwandformat. Ich brauche schlichtweg einen guten Film und keine Störer. Und aber keine Kinokette, bei der ich mich gräme, dass ich einem bösen Monstrum Geld in den Rachen werfe.

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