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  • Schaulustiger

552 Beiträge seit 19.05.2004

Dr. Schäuble oder: Wie ich die Terroristen lieben lernte

[Ein Bunker unter der ehem. Reichshauptstadt, jetzt Hauptstadt der
Demokratiebewegung. Im Raum: Dr. Schäuble, im Rollstuhl sitzend, der
amerikanische Botschafter Mr. Hawk, die Bundeskanzlerin A. Merkel,
sowie der Geist von Helmut Kohl]

A.Merkel: Mr. Hawk, ihre Regierung ist sich also absolut sicher, dass
palästinensische Terroristen über Geldgeber in Kolumbien, Nord-Korea,
Irak und Kuba mit Hilfe von raubkopierten Celine Dion-Blue Ray Disks
eine Aktion finanzieren, deren Ziel die Verseuchung Bielefelds mit
Polonium ist?

Hawk: Meine lieben Freunde, Deutschland muss seinen Beitrag zur
internationalen Terrorismusbekämpfung leisten. Unserer
FBI-Aussenstelle in London liegen vertrauliche Informationen
aussagewilliger, nicht-gefolteter afghanischer Obsthändler vor, die
uns bei einer Aktion gegen Copyright-Piraten aufgrund auffälliger
Muster in ihrer Mobiltelefonrechnung aufgefallen sind.

Dr. Schäuble: Das ist ein absolut phantastisches Sicherheitskonzept!
Damit würden wir in Null-Komma-Nichts herausfinden, wieviele
Dönerbuden in Deutschland Schläferzellen sind. Führerin
Merkel....pardon...Frau Merkel, lassen sie mich die Bundeswehr dafür
einsetzen, bitte, bitte! Was war das für ein Geräusch? Hört ihr das?
Alles hohl dort unten?

A. Merkel: Ja also ich weiss ja nicht so recht, Dr. Schäuble. Schaun
se ma, da hätten wir ja fast wieder das Stasi-System das wir damals
bei uns im Osten auch schon hatten. Da kriegen wir nur wieder Ärger
mit dem Bundesverfassungsgericht.

Hawk: Diese verweichlichten Robenträger haben keinerlei Ahnung von
der Verantwortung, die auf uns Volksvertretern zur Wahrung von
Sicherheit und Frieden in der Welt ruht. Ohne unser Eingreifen gäbe
es heute Krieg, Hunger, Not und Elend in Ländern wie Nicaragua,
Sudan, Somalia, Afghanistan, Palästina und Irak. Wir haben diesen
Ländern Demokratie und Wohlstand gebracht. Wenn das Volk nicht
begreifen will, dass dies alles nur zu seinem Besten geschieht, dann
muss das Mandat eben direkt von Gott kommen.

A. Merkel: Da sind sie ja bei uns in der Christlich-Demokratischen
Union genau richtig, Herr Hawk. Wir haben uns noch nie etwas vom Volk
vorschreiben lassen.

Dr. Schäuble: Zur besseren Überwachung unserer Schutzbefohlenen
schlage ich unterirdische Stollen vor, die unter der ganzen Republik,
ja vielleicht sogar ganz Europa verlaufen, bis hin nach Tibet... über
die wir Staatsfeinde leicht abhören könnten! Wir könnten
1-Euro-Jobber graben und sie nach dem Bau erschiessen lassen, um das
Geheimnis zu wahren. Habe nur ich das Gefühl, wir werden beobachtet?

A. Merkel: Ehm... also ich denke, eine erweiterte Zugriffsmöglichkeit
auf Verbindungsdaten würde für's Erste ausreichen.
Vorratsdatenspeicherung, Rasterfahndungen und biometrische Ausweise
haben wir im Fussball-WM-Jubel bereits durchgedrückt. Wir sollten
genauestens planen, welche Sicherheitsmechanismen wir für die
anstehende Handball-WM durchsetzen können.

Dr. Schäuble: Bundeswehreinsatz!

Hawk: Meine lieben Freunde, ihr habt doch den BND und MAD. Wir in
Amerika nutzen seit Jahrzehnten die Fähigkeiten unserer
Geheimdienste, um unsere Bürger und ausländische Investoren
auszuspionieren. Repression und Überwachung sind die Grundpfeiler des
Freetrades and globalization. Wer das nicht kapiert, hat in der
freien Wirtschaft nichts verloren.

Dr. Schäuble: Seit ich diesen Aluminium-Rollstuhl habe, können mir
eure Gedanken-Kotroll-Strahlen nichts mehr anhaben [lacht irre]. Wir
brauchen eine DNA-Kartei, in der alle potentiellen Vergewaltiger
gespeichert werden. Niemand, der unschuldig ist, hat etwas zu
verbergen! Wir brauchen Zugriff auf alle Rechner Deutschlands, ach
was, der Welt! Die Mautstationen sollten jede Fahrzeugbewegung auf
unseren Strassen protokollieren! [seine Augen werden glasig] Was? Was
sagt ihr? Oh nein, das kann ich nicht von ihnen verlangen. Ihr seid
böse Elfen!

Hawk: Er, yes. [flüsternd zu Merkel] He's a very strange person, I
love him. [laut] Das sind wirklich absolut interessante Ideen,
Doctor. Wir könnten mehr Führungspersönlichkeiten wie sie im Irak
gebrauchen. Dann wären die Strassen wieder so sicher wie zu Zeiten
Saddams.

Dr. Schäuble: [nachdenklich] Mein Rollstuhl könnte wirklich etwas Öl
gebrauchen... Hier in Deutschland wird es langsam zu gefährlich.
Unrasierte Arbeitslose, die Politiker belästigen! Man bekommt direkt
Angst, als aufrichtiger Politiker vor die Tür zu gehen! In Bayern
will der Pöbel bereits wie ein tollwütiger Bär meinen Freund Edmund
reissen! Hätte er nicht jahrelang alle Posten in seinem Umkreis mit
seinen Vertrauten besetzt, wäre er schon längst weg und ... und...
[er spuckt die nächsten Worte aus] sie hätten einen Neuen gewählt!
Zum Glück ist die Thronfolge bereits mit Eckstein festgelegt, aber...
[erhebt sich in Rage aus seinem Rollstuhl] es geht um die Zukunft der
Demokratie! Sie trainieren mit Killerspielen für den Umsturz! Sage
er, wo hat er sich das Messer besorgt, beim Juden? Wie ein blutig'
Eisen. Wir müssen den inneren Feinden Deutschlands Einhalt gebieten!
[schaut stehend an sich herunter] Meine Führerin, ich kann gehen!
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