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  • hubid

mehr als 1000 Beiträge seit 16.12.2000

Schlechte Liefermoral im Online-Handel

Irgendwie finde ich es seltsam, dass so gerne die schlechte
Zahlungsmoral thematisiert ist. Von Gesetzes wegen ist ein
Kaufvertrag allerdings ein Ding, wo zwei Seiten sich Leistungen
zusagen, die im Prinzip gleichzeitig fällig werden, und auch die
Regeln der Fairness verstehen das so. Im Online-Handel ist das
schwierig, klar, eine Seite wird also eigentlich immer in Vorleistung
gehen.

Nun gibt es aber nach meiner Erfahrung durchaus viele Shops, die ihre
Pflicht, nach geleisteter Vorauszahlung die Ware *umgehend* zu
liefern, nicht erfüllen - ob das prozentual wirklich weniger sind als
Kunden, die ihre Rechnung nicht fristgerecht bezahlen, wage ich zu
bezweifeln.

Lieblingsbeispiel aus diesem Jahr. Im Januar Artikel X bei Shop A
bestellt. A schickt eine Vorausrechnung, die ich bezahle. Danach
folgt eine Bestätigung des Zahlungseingangs und einen Tag später eine
Benachrichtigung, dass der Artikel leider nicht am Lager wäre (ah,
das war nicht bekannt, als die Vorausrechnung verschickt wurde?) und
neu produziert werden müsse. Danach habe ich zwei Monate gespannt
gewartet und dann mal nachgefragt. Antwort: Liefertermin unbekannt,
Produzent ist überlastet. Ich habe den Auftrag storniert und meine
Vorauszahlung mit 30 Euro Verlust zurückgekriegt. Danach einen
ähnlichen Artikel bei einem anderen Shop bestellt, der angeblich
"fast alle" Artikel am Lager hat, und alle anderen bis zu 45 Tage
Lieferzeit haben. Nach Einstreichen der Vorauszahlung kam auch da die
Nachricht, dass der Artikel leider nicht am Lager ist und produziert
werden muss, was so 3-4 Wochen dauern würde. Nach etwa zwei Wochen
dann eine weitere Nachricht, wonach eher von etwa 4-5 Wochen
auszugehen wäre, Schliesslich erfolgte die Lieferung nach 8 Wochen.

Jetzt stellt Euch mal vor, Ihr würdet irgendwo was bestellen,
geliefert kriegen und dann dem Shop mitteilen, dass Ihr das Geld
leider noch nicht habt, dass Ihr dafür erst noch arbeiten gehen
müsst, und noch nicht recht wisst, wann Ihr zahlen könnt, weil Ihr
gerade keine Stelle habt. Undenkbar, oder?

Eine faire Variante des Spiels geht etwa so: Bezahlung über
Kreditkarte oder Abbuchung, der Shop bucht das Geld erst dann ab,
wenn er auch tatsächlich die Lieferung abschickt. Ja, das beinhaltet
für beide Seiten ein Risiko, aber ein Risiko ist nun mal
unvermeidbar. Und ja, es gibt Shops - wenn auch wenige - die das so
handhaben.

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