Ich halte die Signale, die das tatsächliche Verhalten eines Verkehrsteilnehmers aussendet, ebenfalls für viel zuverlässiger als den Augenkontakt. Der Augenkontakt zeigt nur, dass wir uns gegenseitig wahrgenommen haben. Aber er sagt nichts darüber aus, was wir als nächstes tun werden. Bei 4 Autos gleichzeitig auf einer rechts-vor-links Kreuzung braucht man Augenkontakt, aber nicht im Normalfall.
Beispiel von mir:
Im Berufsverkehr biege ich ich täglich nach links in eine Seitenstraße ein, kurz hinter einer Ampelkreuzung. Im dichten Berufsverkehr hast du nur Sekundenbruchteile, in denen du entscheiden musst, ob du durch den Gegenverkehr kommst oder nicht.
Manchmal hält der Gegenverkehr kulanterweise an, weil er uns Linksabbieger sieht und vor sich die Ampel eh rot ist. Zusätzlicher Faktor sind die Fußgänger, auf die ich beim abbiegen achten muss und natürlich den Vortritt lassen muss. Es sind häufig Fußgänger dort, es ist eine S-Bahn Haltestelle in der Nähe.
Da hast du keine Zeit für Augenkontakt. Du siehst, dass das Auto des Gegenverkehrs langsam wird und hält, obwohl er fahren dürfte. Für mich Signal: "er lässt mich". Ein Blick auf die Fußgänger, nochmal ein Blick auf das Auto vom Gegenverkehr (hält noch) und los gehts! Ich winke beim queren mit der rechten Hand, um dem Gegenverkehr zu danken, schaue dabei aber nicht auf den Fahrer, dem ich winke, sondern auf neu auftauchende Fußgänger (ist ein wenig unübersichtlich die Stelle) und ich bin drüben.
Mit Augenkontakt stehst du da noch eine Minute später ohne wegzukommen oder fährst einen Fußgänger um, weil du den falschen anschaust. Dass das Auto noch steht, obwohl es fahren dürfte, das ist relevant in dem Moment. Das und nur das ist das Zeichen, weswegen ich in diesem Moment fahren darf.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (22.07.2018 17:20).