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  • Matze42

729 Beiträge seit 26.06.2001

Re: Geistiges Eigentum abschaffen - und gut ist's.

GoC schrieb am 25. September 2002 22:05

> Autsch. Die Idee geistigen Eigentums ist eine schwerwiegende
> Fehlentwicklung, die es in Asien, zumindest Japan und China,
> anscheinend nicht gegeben hat.

Aha, in Japan und China darf also jeder die Werke anderer als seine
ausgeben..., das glaubst du doch selbst nicht. Geistiges Eigentum
ist, wie etwas früher im Thread schon jemand schrieb, auch nicht der
richtige Terminus. Es geht hier um Rechte. Wenn ich Musik mache,
möchte ich bestimmen, ob ich die nur für mich als Fun oder für alle
mache, oder möchtes du, dass dein Tagebuch (falls du sowas schreibst)
ohne deine Zustimmung im Internet veröffentlicht wird? Wenn ich meine
Werke veröffentliche und dementsprechend teuer produziere und
vermarkte, möchte ich auch was daran verdienen oder zumindest die
Kosten wieder reinholen. Sonst bin ich nämlich ziemlich schnell
pleite. 
Diese Vorgehensweise soll mich nätürlich nicht davon abhalten, Musik
zu produzieren und diese kostenlos unters Volk zu bringen und auch
das Covern meiner Werke zu erlauben. WENN ICH DAS WILL!

> Du kannst aber nicht behaupten,
> daß es dort keine herausragenden Künstler oder Wissenschaftler
> gegeben hätte, weil ja jeder deren Werke unentgeltlich hätte
> nutzen können.

> Umgekehrt kann ich Dir vorwerfen, daß Du den "normalen" Menschen
> den Willen des Künstlers aufzwingen willst, weil Du dem Künstler
> das Recht verleihen willst, den Zugang zu seinen Werken zu
> beschränken, nur damit er nicht Taxi fahren muß.

> > Diese Meinung ist in meinen Augen ziemlich kommunistisch,
> > ja du versuchst sogar eine Gruppe Menschen zu enteignen.

> Zwar konnte ich mich noch nie mit dem Kommunismus anfreunden,
> aber Deine offensichtliche Phobie vor allem, was nicht streng
> kapitalistisch ist, klingt so, als wärest Du aus Texas.

So ein Schwachsinn! Ich habe als Ossi den "real existierenden
Sozialismus" erlebt. Auch wir haben für die Platten von "Karat" und
den "Pudels", oder wie die hießen ;-), unsere 16.10 Ostmark abdrücken
müssen.

> Du kannst nur dann jemanden enteignen, wenn Du erst einmal
> den Tatbestand des Eigentums anerkannt hast. Wir diskutieren
> hier aber darüber, ob das überhaupt der Fall ist.

> Das für mich bislang schlimmste Beispiel von "geistigem Eigentum"
> ist ein Mensch, dessen Name mir leider entfallen ist. Sein
> Erbgut wurde von einem Arzt, bei dem er sich in Behandlung
> befand, ohne sein Wissen patentiert. Dagegen hat er erfolglos
> bis zum Supreme Court geklagt. Ist es das, was Du willst?

Beispiel: Du bist ein leidlich bekannter Schriftsteller und schreibst
2 Jahre Tag für Tag an einem Roman, mit dem Vorsatz, mit der
Schriftstellerei deinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Da es
wirklich ein Vollzeitjob ist, gute Kunstwerke (egal welche
Kunstrichtung) in die Welt zu setzen, bleibt dir gar nix anderes
übrig, als darauf zu hoffen, dass sich dein Buch so gut verkauft,
dass du die nächsten 2 Jahre von den Erlösen leben kannst, um deinen
nächsten Roman schreiben zu können.
Du bist also mit deinem Buch fertig, in der Druckerei wirds gedruckt
und, sagen wir mal, mit nem wertigen Ledereinband gebunden und bevor
dein Buch in den Läden steht, liegt eine billige Kopie (in Pappe
gebunden) in jeder Kneipe / in jedem Supermarkt / an jeder Tankstelle
zur kostenlosen Mitnahme rum. Ist es das, was du willst? Damit ist
deine Existenz als Schriftsteller zu ende, weil du dir nen anderen
Job suchen musst. Basta.

Ist etwas extrem dargestellt, aber prinzipiell ist es so. Von der
"Orginalausgabe" deines Buches werden zwar trotzdem einige Exemplare
verkauft, weil es Menschen gibt, die gute Kunst zu schätzen wissen.
Und genau da liegt das Problem. Dieses Bewusstsein ist bei den Teens
(und nicht nur bei denen) bezüglich Musik schlicht und einfach kaum
noch vorhanden. Ist ja auch kein Wunder, wenn man sich die Charts mal
so anhört. Gute, künstlerisch wertvolle Alben sind heute echte
Mangelware.
Man muss ans Bewusstsein der Kidies ran, man muss ihnen klarmachen,
dass der Weg zum guten Musiker hart und steinig ist und lange Jahre
dauert. Überhaupt muss man ihnen klar machen, dass Musik KUNST ist
und als solche zu verstehen ist, dass Musik nicht nur als
Hintergrundgräusch taugt, sondern durchaus auch genossen werden kann
und soll. Das kann nämlich tierisch Laune machen... Dann hätten die
Britneys und NoAngels keine Chance am Markt. Aber die MI hat's ja
nicht anders gewollt...

Es geht hier nicht um das geistige Eigentum, sondern um die
Verwertungsrechte an Erfindungen/Leistungen. IMHO sollte jeder
Musiker zu seinen Lebzeiten bestimmen dürfen, was mit seinen Werken
angestellt wird. Nach seinem Tode sollten sie ins Allgemeingut
übergehen.

> Niemand will, daß "Künstler" verhungern, aber es will auch niemand,
> daß jeder Badewannenpfeifer seinen Nachbarn wegen Diebstahl geistigen
> Eigentums verknacken lassen kann, und das Konzept an sich birgt noch
> viel mehr gesellschaftlichen Sprengstoff als nur das.

ACK. Hinweis auf Softwarepatente... Eine genaue Grenze zu ziehen, ist
sicher unmöglich.
Bezüglich Musik: Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn jemand eine
CD von mir kopiert und an Freunde/Verwandte weitergibt oder sich die
Stücke auf die Platte legt, um sie z.B. im Büro hören zu können, ohne
die CD durch die Gegend schleppen zu müssen.
Wenn sich aber jemand die Stücke über P2P zieht und das als
vollwertigen Ersatz für die CD betrachtet (und nur dann), würde mich
das schon gewaltig nerven. Dich nicht?
Zu den Hochzeiten von Napster habe ich mir übrigens auch einige
Sachen gezogen. Wenn mir die Sachen gefallen haben, hab ich mir die
CD gekauft, wenn nicht, dann eben nicht. In diesen paar Monaten habe
ich mir übrigens so viele CDs gekauft, wie nie zuvor und auch nicht
danach.

P2P zu verdammen, ist mit Sicherheit der falsche Weg. Kopier- oder
besser gesagt, abspielgeschützte CDs sind auch Unfug. Und die private
Kopie zu kriminalisieren erst recht.
Man muss ans Bewusstsein der Leute ran.

Matze

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