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  • PiROMiRO

451 Beiträge seit 05.02.2003

Bei mir gibt's keinen Fachkräftemangel.

Ich weiß nicht, was alle haben. Wenn ich eine Stelle für Development oder Operations ausschreibe, dann habe ich i.d.R. etwa 4-6 Wochen später eine Entscheidung getroffen und einen hoch qualifizierten Mitarbeiter in meinen Teams sitzen.

Bei mir muss man aber auch nicht 8 Stunden in schimmeligen Büros sitzen. Es gibt vollflexible Arbeitszeiten, marktübliche Vergütung, entsprechende Urlaubstage die auch genommen werden sollen, moderne Hardware (MacBook und Surface werden alle 2-3 Jahre erneuert, genauso die iPads und iPhones) und professionelle Arbeitswerkzeuge (IDEs, Software, Systeme etc.). Unsere Cloud-Migration zu AWS, Azure und GCP ist auch schon abgeschlossen. Wer Datenbank, Compute oder Storage braucht, muss für sein CloudFormation Template auch keinen Antrag stellen, sondern kann einfach loslegen.

Das liegt aber vielleicht auch daran, dass wir als Management zu 80% aus Software-Entwicklern bestehen und wissen, was unsere Mitarbeiter da wirklich machen. Universitätsabschluss braucht man bei uns nicht, denn welchen sollen wir denn verlangen? Software- oder Network-Engineering gibt es als Studiengang in Deutschland doch gar nicht und ich kann nicht nur ausländische Mitarbeiter einstellen. Außerdem juckt es doch Niemanden was Jemand studiert hat. Die Leute sollen unsere Softwareprodukte weiterentwickeln. Wenn Sie es können, können sie bei uns arbeiten und das prüfen wir in den zwei Bewerbungsterminen.

Wenn Jemand zu mir "Fachkräftemangel" sagt und dass er keine Leute bekommt, dann finde ich das immer super peinlich für die Person. Da kommt in mir das Fremdschämen auf. Wer in einer Marktwirtschaft sagt, dass er keine Leute bekommt macht sich doch öffentlich zur Lachnummer. Der sagt doch im Prinzip einfach, dass sein Unternehmen so unattraktiv ist, dass da keiner arbeiten möchte und er außerdem schlecht bezahlt.

Spezialisten in der Informationstechnologie sind auch nur Menschen und haben die gleichen Wünsche. Da geht es um Verständnis und Wertschätzung der Arbeit, vor allem im Kleinen. Wenn ich nicht einschätzen kann, wenn eine Entwicklerin eine gute K-NN oder K-Means Implementierung abgeliefert hat, wie soll ich Diejenige dann wertschätzen? Wenn Jemand eine wirklich gute Netzwerkverkabelung mit perfektem Cable Management im RZ oder Büro hingelegt hat und ich nicht in der Lage bin das zu beurteilen und zu wertschätzen, Lob auszusprechen und im Detail anerkennen, wie soll der Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen?

Anschließend kommt noch das Gehalt dazu: meine Mitarbeiter würden für das Gehalt im öffentlichen Dienst garantiert nicht arbeiten gehen und schon gar nicht so wie dort gewünscht wird. Wer gute Mitarbeiter möchte, muss "Fördern und Fordern". Bei vielen Unternehmen und dem ÖD sehe ich aber nur "Fordern" und kein "Fördern".

Diese Organisationen sollten vielleicht mal einen Blick auf den Kalender werfen. Dort steht in wenigen Tagen die Zahl "2020". Darüber sollten sie sich mal Gedanken machen.

Peinlich.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.12.2019 08:35).

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