Ansicht umschalten
Avatar von Daelach
  • Daelach

mehr als 1000 Beiträge seit 11.05.2004

Re: Die "Vergrünung" der Gesellschaft zahlt sich aus

biovec schrieb am 19. Juli 2012 13:38

> Das ist zweifelsohne richtig. Aber wenn Sie schon Tschernobyl ins
> Kalkül ziehen: Da hat ein Ingenieur während einer Übung das Kraftwerk
> zerstört.

Und Fukushima? Die Beinaheunfälle wie Harrislee? Und wenn das alles
so toll beherrschbar ist, wieso bietet keine Versicherung dafür ne
Haftpflicht an? Wieso braucht man für jedes popelige Mofa eine
Haftpflicht, während AKWs ohne Haftpflicht betrieben werden? Wieso
werden diese Kosten auf den Steuerzahler abgewälzt? Genau wie die
Kosten für die Endlagerung? Bei vernünftiger Kalkulation mit
Inrechnungstellung aller Kosten wären AKWs völlig unwirtschaftlich.

> Aber wieviel Risiko- und "Technikfolgenabschätzung" kann und will man
> machen? Hätten die Leute je Autos oder Flugzeuge gebaut?

Autos und FLugzeuge kosten Menschenleben beim Unfall, das schon. Sie
machen aber keine Gegenden auf Jahrhunderte unbewohnbar wegen
Radioaktivität. Und wegen Plutonium, was nicht nur radioaktiv ist,
sondern auch noch hochgiftig. Die nicht-radioaktiven Isotope
zerfallen überhaupt nicht, sondern bleiben als hochgiftige
Materialien in der Nahrungskette.

> Will sagen: Wenn ich alles, was gefährlich ist/sein kann, bin ich
> ganz schnell wieder im Mittelalter - oder früher.

reductio ad absurdum ist zwar nett, aber STrohmänner sind nicht
argumentationsfähig. Daß man nicht ALLE Techniken einsetzt, heißt
nicht, daß man KEINE einsetzt - non sequitur.

> Das ist dann aber eine politische/wirtschaftliche Sache, keine
> wissenschaftliche! 

Wissenschaft wird aber nicht im luftleeren Raum betrieben, schon gar
nicht im Zeitalter der Drittmittel. Man kann sicherlich Genforschung
machen, aber dann muß man politisch regulieren, woran und wofür.
Bestimmt nicht für Nahrungspflanzen, die ohne Zusatzchemie
(=Verdongelung!) nicht mehr wachsen.

> Auch da mögen Sie richtig liegen, aber das ist ein hehrer Wunsch,
> wenn ich mir die Realität anschaue.

Und die Alternative? Mit grüner Gentechnik stehen wir in 20 Jahren
vor demselben Problem, nur daß dann noch viel mehr verhungern. Das
ist keine Lösung.

> Die Nord-Süd-Trasse für die Windparks? 

Die EVUs weigern sich doch, überhaupt die WIndparks auch nur ans
Landnetz anzuschließen, das ist das Problem! Und der Ausbau ist in
dem Rahmen für die Energiewende nicht notwendig, sondern nur dann,
wenn man gerade KEINE Energiewende will, sondern im Gegenteil die
alten Kraftwerke weiterhin betreiben will.

> Habe ich über Atomstrom gesprochen? Ich habe nur aufzeigen wollen,
> dass die Leute sowohl gegen Atomstrom sind (da gibt es gute Gründe -
> neben den Risiken) aber auch gegen Kohlekraftwerke

Naja also in der Auswahl ziehe ich Kohle vor, weil die wenigstens
nicht derartig gefährlich ist wie Atomenergie. Das Klimaargument ist
eh Unsinn, denn wenn man DAS ernstnehmen würde, dann wäre es Quatsch,
die Emissionen auf einen bestimmten Stand einzufrieren, man müßte sie
auf null bringen. Einfrieren verschiebt die Klimaproblematik doch
lediglich, ohne etwas zu lösen.

> Aber ohne
> große Kraftwerke ist adhoc ganz sicher unser jetziges Leben nicht
> aufrechtzuerhalten...

Doch, das wäre es. Aber die Profitstrukturen der EVUs nicht. 40% der
Primärenergie geht fürs Heizen drauf, zugleich wird die Wärme
ungenutzt durch den Schornstein der Kohlekraftwerke verblasen, weil
nur 40% der Kohleenergie verstromt wird. Das ist offensichtlich
Unsinn, aber Blockheizkraftwerke mit dezentraler Versorgung würden
die derzeitigen Profitstrukturen antasten, deswegen wehren die
Betreiber sich.

Weiterhin sind Kohle, Öl und Gas endliche Ressourcen, d.h. wir werden
so oder so davon wegkommen müssen. Je eher, desto geringer der
Umstellungsschock, und wenn wir erstmal die fossile Energie verheizt
haben, können wir sie nicht mehr zum Aufbau einer Infrastruktur für
die Zeit danach nutzen. WIndkraftwerke benötigen zur Produktion
nämlich eine Menge Energie und Rohstoffe, und die werden sehr teuer
werden. Das ist eine totale Sackgasse und Kopf-in-den-Sand.

Langfristig wird ohnehin der Löwenanteil der Deckungslücke durch
massiven Konsumverzicht erfolgen müssen, da sehe ich keine
Alternative, solange Fusion nicht in Gang kommt. Und die ist noch 50
Jahre hin, das ist schon seit 50 Jahren so. Die wird auch immer 50
Jahre in der Zukunft bleiben, IMHO.

Konsumverzicht heißt nicht unbedingt Steinzeit. Es heißt aber
wesentlich längere Produktzyklen, denn wenn ich ein Produkt fünfmal
so lange nutzen kann, spare ich ja 80% der Produkte ein, zahlenmäßig.
Das wird derzeit durch geplante Obsoleszenz konterkariert, aber dafür
ist billige Energie die Basis, und die wird wegbrechen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten