Ansicht umschalten
Avatar von /Rak
  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Die würde als Privatunternehmen ganz schnell pleite gehen...

...also nicht die Telekom - das gäb wohl riesengroßes Tohuwabohu in
der Kommunikationswelt - sondern die Fifa und der DFB.

Bei diesen "Vereinen" handelt es sich doch schon lange nicht mehr um
"gemeinnützige Vereine". Das sind mittlerweile ziemlich mächtige
Unternehmen, die nebenbei ganz ordentlich Gewinn einfahren. Nicht
zuletzt, weil sie u.a. auch aus dem Staatssäckel nicht gerade wenig
Geld einstecken dürfen, also Steuergelder und Sozialabgaben, die in
das große Säckel geflossen sind, indifferenziert z.B. zur
Finanzierung von Sonderbauprojekten von Fußballstadien und
fußballgeeigneten Innenstädten usw.

Da gehen dann locker mal 3 Mrd. Euro an "Allgemeinheitsgeldern" für
Infrastrukturen drauf, die nach dieser WM kaum noch jemand brauchen
wird.

Natürlich werden viele ins Stadion wollen, zusätzlich werden auch
viele in die Innenstädte wollen, um dort dann Großbildleinwände zu
sehen.
Aber da muss man dann keine 6-Spurigen Straßen zum Stadion und neue
Parkhäuser in die Innenstadt und ans Stadion bauen, man kann
ausserhalb der Städte Park+Ride Plätze am Stadtrand und in der Region
nutzden (die eh schon vorhanden sind, die werden unter der Woche von
den Pendlern genutzt und sind spätestens Freitag nachmittags dann
fast alle leer). Zudem lassen sich für die par Tage der WM in der
Stadt durchaus auch provisorische Parkplätze einrichten, die dann
nacher wieder zur Wiese oder zum Acker werden. Und soo aufwändig ist
es auch nicht, einen Shuttlebus im 2-Minuten Takt vom
Sammel-Parkplatz zum Stadion und in die Innenstadt fahren zu lassen.
Pro Stadion hat die jeweilige Stadt den Betreibern so meistens rund
um die 50 Mio Euro spendiert um selbiges "für die WM zu
modernisieren".

Es ist aber schon erstaunlich, welche Fantasien da an die WM
gekoppelt werden:
Nachhaltige Verbesserungen der Wirtschaftslage, ein deutliches
Wirtschaftswachstum, riesige Mehreinnahmen durch immense
Besucherzahlen usw.
Aber mehr als drei, vier Tage ist der Fußballzirkus leider nicht in
der Stadt.
Macht pro Spiel so 50 000 Zuschauer, die ins Stadion wollen. Also
während der Spiele wenn es hochkommt rund 400 000 Besucher von
ausserhalb, die ihr Geld in der Stadt ausgeben wollen. Und davon
werden die wenigsten in der Stadt übernachten wollen, die meisten
werden wohl mit dem PKW oder der Bahn früh anreisen und dann wieder
heimfahren. Jedenfalls hat die FIFA rund die Hälfte des von ihr
gebuchten Hotelkontingents mittlerweile wieder zurückgegeben,
teilweise sind die Hotels während der Spiele zu 30% noch frei. Also
nix mit "Kein Zimmer mehr zu bekommen während der WM". Und dank
"WM-Zone" hat die lokale Gastronomie auch nicht so viel davon, denn
in der WM-Zone machen die Firmen den Reibach, die dafür Geld an die
FIFA bezahlt und sich somit eingekauf haben.

Wenn man für die FIFA rechnet: rund 350 Mio Euro Gewinn, der dann an
die FIFA-Mitglieder verteilt wird und zum Großteil in der Verwaltung,
bei Beratern und in den Gehältern der Vorstandsmitglier der
FIFA-Mitgliedsvereine versumpfen wird.

Wenn man das mal alles aufsummiert, was die WM an Kosten verursacht
und an Nutzen bringt: Ein saftiges Minus. Irgendwo im Größenbereich
von Milliarden.
Aber solange es der Staatskasse nicht zuviel ausmacht - man gönnt
sich den Spaß Spart man lieber mal an Schulbüchern, öffentlichen
Einrichtungen und so weiter.
Das macht nicht so viel her wie eine WM in der Stadt.

Alles in allem wird da viel zu viel Hype um die WM und ihre
Wirtschaftsfunktion gemacht. Veranstalter und Wirtschaft versprechen
sich in den Medien in netten Floskeln und mit vollmundigen
Prophezeihungen gegenseitig das blaue vom Himmel und Gold von Blei.

Erinnert so in vielem stark an die Große Dotcom-Blase und an die
aufgeblähte "New Economy", die wurde genauso aufgeblasen, um nach
riesigen Verlusten und gnadenlosen Zusammenbrüchen dann doch nur eine
Katerstimmung und den faden Geschmack einer zerstörten Illusion bei
den betroffenen zurückzulassen.

Bin also mal gespannt, wieviele der "600 000 zusätzlichen Jobs durch
die WM" länger als  6 Monate bestehen bleiben, wieviele Hotels und
Kneipen "einen riesenumsatz machen, so dass sich die teueren
WM-Lizenzen auf jeden Fall lohnen"...
Bewerten
- +
Ansicht umschalten